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Größter Same der Welt gekeimt

Im Botanischen Garten der Freien Universität ist eine Seychellenpalme aufgegangen

19.01.2012

V.l.n.r.: Prof. Dr. Nikolaus Fuchs, Honorarkonsul der Republik Seychellen, Robin Maletz, Rechtsanwalt und Notar sowie Prof. Dr. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens, präsentieren die sogenannte Seychellennuss.

V.l.n.r.: Prof. Dr. Nikolaus Fuchs, Honorarkonsul der Republik Seychellen, Robin Maletz, Rechtsanwalt und Notar sowie Prof. Dr. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens, präsentieren die sogenannte Seychellennuss.
Bildquelle: T. Freyer-Dohlus, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem

Aktuell gekeimter Same im Botanischen Garten Berlin, 2012. Das Bodenareal ist weiträumig abgesperrt. Temperatursonden umgeben den Samen.

Aktuell gekeimter Same im Botanischen Garten Berlin, 2012. Das Bodenareal ist weiträumig abgesperrt. Temperatursonden umgeben den Samen.
Bildquelle: G. Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem

Es ist eine Sensation: Nach über 80 Jahren ist in Berlin wieder eine Seychellenpalme aufgegangen. Ihr Same – die sogenannte Seychellennuss – ist der größte in der Pflanzenwelt bekannte Same. In der freien Natur wächst die Pflanze lediglich auf zwei Inseln des gleichnamigen Inselstaates. Weltweit gibt es nur wenige Exemplare, die in Botanischen Gärten gedeihen. Zu bestaunen ist die Seychellenpalme im Großen Tropenhaus des Botanischen Gartens der Freien Universität Berlin.

Die Pflanze wird intensiv umsorgt. Schließlich handelt es sich bei der Seychellenpalme um eine Rarität. Für die richtige Bodentemperatur um 22 Grad sorgt sogar eine eigens für sie angebrachte ringförmige Beetheizung. Mehrere Thermometer rund um den Keimling überprüfen die Erdwärme.

Die Mühen der Mitarbeiter des Botanischen Gartens haben sich gelohnt. Es ist ihnen gelungen, die Seychellenpflanze zum Keimen zu bringen. Das allein ist schon fast eine Sensation. Denn die Pflanze wächst in freier Natur nur noch auf zwei der über 100 Inseln der Seychellen. Die Pflanzenart, die zu den seltensten, großblättrigsten und höchsten Palmenarten der Welt gehört, ist vom Aussterben bedroht.

Geschenk der Republik Seychellen an den Botanischen Garten

Die Mitarbeiter des Botanischen Gartens mussten gleich drei Anläufe unternehmen, bis ein Same erfolgreich keimte. Die Seychellennuss ist ein Geschenk der Republik Seychellen an den Botanischen Garten Berlin-Dahlem der Freien Universität. Initiator der Schenkung und Überbringer des Samens war jedes Mal der Berliner Rechtsanwalt Robin Maletz. Ihm kam nach einem Urlaub auf den Seychellen die Idee, die seltene Palme nach Berlin zu bringen. „Mich haben Palmen schon in meiner Kindheit fasziniert. Sie symbolisieren ferne Länder, den Strand und das Meer“, sagt Maletz. Zugleich könne der Inselstaat auf diese Weise bekannter und der Botanische Garten in Berlin noch attraktiver werden. Der Jurist nahm also Kontakt auf zu den Behörden der Seychellen und brachte 2006 den ersten Samen nach Berlin. 2008 folgte das zweite und 2010 das dritte Exemplar. Transportiert hat Robin Maletz die Samen jeweils im Passagierraum der Flugzeuge, die ihn aus dem Urlaub zurückbrachten. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Gesche Hohlstein, Pressesprecherin des Botanischen Gartens der Freien Universität Berlin, „sondern ein tolles Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.“

Erst nach 25 bis 50 Jahren ist die Palme mit bis zu 34 Metern Höhe ausgewachsen

Bis die Palme einmal Früchte trägt, wird es noch mindestens 25 Jahre dauern. Das Keimblatt der Pflanze ist bereits zu sehen. Es wird dauern, bis weitere hinzukommen werden. Denn nur etwa alle 8 Monate wird ein neuer Wedel gebildet. Erst nach 25 bis 50 Jahren ist die Palme mit bis zu 34 Metern Höhe dann ausgewachsen. „Doch so weit im Voraus können wir noch nicht planen“, sagt Gesche Hohlstein. Es gelte, die Pflanze in den kommenden Jahren am Leben zu erhalten. „Unsere Pflanzen sind im Grunde alle Privatpatienten, um die wir uns auf besondere Weise kümmern.“ Allerdings benötige die Seychellenpalme eine noch intensivere Pflege als die anderen Bewohner des Botanischen Gartens. „Es ist sehr schwer, diese Pflanzenart unter Glas zu kultivieren“, sagt Gesche Hohlstein. Weltweit gebe es nur wenige Exemplare, die in Botanischen Gärten in Gewächshäusern wachsen.

Seychellenpalme im Großen Tropenhaus

80 Jahre hat es gedauert, bis in Berlin wieder eine Seychellenpalme keimt. 1930/1931 waren zwei Exemplare im Botanischen Garten zum Keimen gekommen. Durch einen Bombenangriff im Jahr 1943 wurden jedoch  die Scheiben der Gewächshäuser des Gartens zerstört, sodass die Pflanzen eingingen.

Die Seychellenpalme kann im Großen Tropenhaus des Botanischen Gartens besichtigt werden. Noch bis zum 26. Februar ist zudem im Botanischen Museum die Sonderausstellung „Die Welt der Palmen“ zu sehen. Sie enthält unter anderem Exponate zur Seychellenpalme.

Weitere Informationen

Der Botanische Garten befindet sich am Königin-Luise-Platz in Berlin-Dahlem (Express-Bus X83, Bus 101). Im Januar ist er täglich von 9.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, im Februar von 9.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt kostet sechs, ermäßigt drei Euro. Der Museumsbesuch ist im Garteneintritt inbegriffen. Mitarbeiter der Freien Universität erhalten eine Jahreskarte für nur 20 Euro.