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Doppelt erfolgreich

Die Medaillengewinnerinnen Linda Neumann und Julia Richter im Gespräch mit Universitätspräsident Professor Peter-André Alt

19.12.2013

Die Medaillengewinnerinnen Linda Neumann (li.) und Julia Richter sprachen mit Universitätspräsident  Professor Peter-André Alt.

Die Medaillengewinnerinnen Linda Neumann (li.) und Julia Richter sprachen mit Universitätspräsident Professor Peter-André Alt.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Einfach war es nicht, einen Termin für ein gemeinsames Treffen zu finden: Zu durchorganisiert sind die Tagesabläufe zweier Spitzensportlerinnen und eines Universitätspräsidenten. Und so dominierte auch ein Thema das Gespräch zwischen Schwimmerin Linda Neumann, Ruderin Julia Richter und Universitätspräsident Professor Peter-André Alt: Wie lassen sich Spitzensport und Studium beziehungsweise Arbeit zeitlich miteinander in Einklang bringen?

Wenn sich viele Studenten noch einmal in ihrem warmen Bett umdrehen, ist Julia Richter längst aktiv. Schon kurz nach 6 Uhr morgens sitzt sie im Ruderboot und trainiert. Direkt im Anschluss fährt sie nach Dahlem – normalerweise, um an Seminaren und Vorlesungen teilzunehmen, heute, um sich mit Professor Peter André-Alt, Präsident der Freien Universität, über die Doppelbelastung von Studium und Spitzensport zu unterhalten.

Julia Richter studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität und hat vor wenigen Wochen bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Südkorea mit ihren Team-Kolleginnen Gold geholt. Nicht weniger erfolgreich ist Linda Neumann: Die 20-Jährige arbeitet als Tierpflegerin an der Freien Universität und hat bei den Weltspielen der Menschen mit Hörminderung in Sofia zwei Medaillen gewonnen.

Ohne Kompromisse nicht möglich: Spitzensport und Studium

Nicht nur der sportliche Erfolg verbindet die jungen Frauen, vielmehr sind beide auch darauf angewiesen, dass ihnen die Hochschule bei ihrer sportlichen Karriere entgegenkommt. Hier hilft die Kooperation der Universität mit dem Olympiastützpunkt Berlin; „Oft hilft es aber auch, die Dozenten direkt zu fragen, ob es beispielsweise möglich ist, eine Seminararbeit anstelle einer Klausur zu schreiben, wenn ich schon weiß, dass ich am Prüfungstag bei einem Wettkampf sein muss“, sagt Julia Richter.

Einige Dozenten würden den Wünschen der Spitzensportler entgegenkommen, andere wiederum wären dazu eher nicht bereit. „Wenn das der Fall ist, kann ich ein bestimmtes Seminar einfach nicht belegen“, sagt Julia Richter. Spitzensport und Studium zu verbinden, bedeute eben auch immer, Kompromisse eingehen zu müssen.

Mehrere Stunden Training täglich – und das oft, bevor der eigentliche Arbeits- oder Studientag begonnen hat. „Wie kommen Sie nach diesem Trainingspensum durch den Tag?“, fragt Professor Peter-André Alt. „Durch das Training im Wasser bin ich die ersten zwei Stunden immer sehr fit“, sagt Linda Neumann. „Die Müdigkeit kommt dann meist während der Mittagspause.“ Mittlerweile trainiere sie aber meist erst abends.

Mit Ritualen gegen die Nervosität

Erfolge steigerten das Selbstbewusstsein, sagt Julia Richter. Auf Rituale vor den Wettkämpfen verzichten sie und Linda Neumann dennoch nicht. „Das sind kleine Dinge wie Glückssocken, die ich während des Wettkampfes trage oder ein bestimmtes Lied, das ich im Vorfeld höre“, sagt die Ruderin. Linda Neumann, die nur dank eines Implantats hören kann, spricht sich stets selbst Mut zu: „Ich sage vor den Wettkämpfen immer: ‚Du packst das!‘ Und zu meiner Familie: ‚Ihr werdet staunen!‘“

Vom Ehrgeiz und der Selbstdisziplin der beiden Sportlerinnen zeigt sich Peter-André Alt beeindruckt. Was ihre nächsten sportlichen Ziele seien? „Mein großes Langzeitziel sind die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro“, sagt Julia Richter. Als sich die brasilianische Stadt bei der olympischen Abschlussveranstaltung in London als Gastgeber der nächsten Sommerspiele vorgestellt habe, sei das „ein absolutes Gänsehauterlebnis“ gewesen: „In solchen Momenten weiß ich, wofür ich so hart arbeite.“ Auch Linda Neumanns Ziel ist ambitioniert: Im nächsten Jahr möchte sie bei der Europameisterschaft der Menschen mit Hörminderung in Russland um eine Medaille schwimmen – und Gold gewinnen.