Springe direkt zu Inhalt

Vier im Porträt

Zehn Fragen an die Kandidaten, die für ein Amt als Vizepräsident oder -präsidentin nominiert sind

25.06.2014

Im Präsidialgebäude der Freien Universität Berlin an der Kaiserswerther Straße 16-18 werden die am 2. Juli gewählten Vizepräsidenten ihre Büros beziehen.

Im Präsidialgebäude der Freien Universität Berlin an der Kaiserswerther Straße 16-18 werden die zukünftigen Vizepräsidenten ihre Büros beziehen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Brigitta Schütt, amtierende Vizepräsidentin und Professorin für Physische Geografie

Brigitta Schütt, amtierende Vizepräsidentin und Professorin für Physische Geografie
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Klaus Mühlhahn, Professor für die Geschichte und Kultur Chinas

Klaus Mühlhahn, Professor für die Geschichte und Kultur Chinas
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Klaus Hoffmann-Holland, Professor für Kriminologie und Strafrecht

Klaus Hoffmann-Holland, Professor für Kriminologie und Strafrecht
Bildquelle: privat

Philipp Bahrt, Student am Fachbereich Mathematik und Informatik

Philipp Bahrt, Student am Fachbereich Mathematik und Informatik
Bildquelle: Photoart Berlin

Am 2. Juli werden die Vizepräsidenten der Freien Universität gewählt. Vom erweiterten Akademischen Senat vorgeschlagen wurden die amtierende Vizepräsidentin und Professorin für Physische Geografie, Brigitta Schütt, sowie als Neubewerber der Strafrechtler Professor Klaus Hoffmann-Holland und der Professor für die Geschichte und Kultur Chinas, Klaus Mühlhahn. Der Akademische Senat hat weiterhin Philipp Bahrt, Student am Fachbereich Mathematik und Informatik, als Kandidaten vorgeschlagen. Campus.leben hat die vier Kandidaten gebeten, sich vorzustellen, indem sie zehn vorgegebene Satzanfänge beenden.

Wenn ich an mein Studium denke, dann…

BRIGITTA SCHÜTT: …erinnere ich mich an meine Zeit als Studentenvertreterin im Fachbereich, die ich gezielt dazu genutzt habe, die atmosphärischen Störungen zwischen Studierendenschaft und Professorenschaft zu beseitigen.

KLAUS MÜHLHAHN: …fallen mir überfüllte Seminare und lange Studienzeiten ein, aber auch ein großes Maß an Freiraum und Kreativität, das in den unmodularisierten Studiengängen möglich war.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND …denke ich gut gelaunt an eine Zeit, die mich nachhaltig geprägt hat.

PHILIPP BAHRT: …stelle ich mir vor, wie viel mehr möglich wäre ohne übersteuerte Anreizsysteme, Konkurrenz- und Elitedenken an der FU: Studentische Projekttutorien, initiativ, offen und partizipativ von Lehrenden und Studierenden gestaltete Lehrveranstaltungen, individuelle Förderung und selbstbestimmter Wissenserwerb, Inklusion statt Gängelung, emanzipative und erkenntnisorientierte Strukturen in Forschung und Lehre und vieles Weitere mehr.

Ein besonderer Moment in meinem Studium war…

BRIGITTA SCHÜTT: …als – nach einer mehr als 20-jährigen Geschichte von Sahara-Expeditionen – ich und eine Kommilitonin im Jahr 1986 während des Studiums an der Universität Würzburg als erste Frauen eine dreimonatige Expedition in die zentrale Sahara begleiten durften.

KLAUS MÜHLHAHN: …meine Ankunft in Taiwan für mein Auslandsstudium im August 1988. Es war eine spannende und überaus bereichernde Zeit.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …ein Seminar zu Literatur und Recht bei Heinz Müller-Dietz, das wirklich interdisziplinär war und mühelos Forschung und Lehre zusammenbrachte.

PHILIPP BAHRT: …als ich im Rahmen meines Erststudiums (VWL Diplom) am eigenen Leib erfahren musste, dass nicht alles, was an der FU passiert, auch rechtens ist und mir die Möglichkeit verwehrt werden sollte, Politikwissenschaft (in nicht unerheblichem Umfang) als Wahlfach zu belegen, obwohl die Studienordnung es vorsah und diese Gestaltungsmöglichkeit für meine Entscheidung, VWL zu studieren, ausschlaggebend war.

Wenn ich mich nach dem Abitur noch einmal entscheiden müsste, …

BRIGITTA SCHÜTT: …würde ich mich wieder für dasselbe Studium entscheiden.

KLAUS MÜHLHAHN: … würde ich auf jeden Fall wieder Chinawissenschaften studieren.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: … bräuchte ich wahrscheinlich noch einmal eine Erfahrung wie meinen damaligen Zivildienst, um mich wieder für die Rechtswissenschaft zu entscheiden.

PHILIPP BAHRT: … würde ich mich wieder genauso entscheiden, da ich beim Überwinden der Hürden, mit denen ich auf meinem Weg konfrontiert wurde, stets gewachsen bin – und so treibt mich auch bis heute das Ziel, trotz der schlechten Rahmenbedingungen für studentisches Engagement und Eigeninitiative an der FU etwas zum Positiven verändern und gestalten zu können.

Eine gute Universität ist für mich…

BRIGITTA SCHÜTT: …eine Universität, an der im klassischen Sinne die Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden Wissen schafft, an der Studierende möglichst früh in ihrer Ausbildung in Forschungsaktivitäten eingebunden werden und an der Wissenschaftler und Studierende gemeinsam daran arbeiten, die Werte der Universität umzusetzen. In diesem Sinne identifiziere ich mich auch mit den Leitbegriffen der Freien Universität: Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit.

KLAUS MÜHLHAHN: …ein Ort gemeinsamen Lernens und Forschens, angetrieben von intellektueller Neugier und kritischem Hinterfragen akzeptierter Wahrheiten sowie ein lebendiges Forum für den Austausch zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen, unterschiedlichen sozialen Kontexten, und unterschiedlichen Erfahrungshorizonten.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …ein Ort, an dem sich Talente entwickeln und entfalten können.

PHILIPP BAHRT: …ein öffentlicher Raum, in dem alle Menschen, die sich in ihm bewegen, frei von externer Einflussnahme auf Basis von Freiräumen und Kreativität ein Erkenntnisinteresse verfolgen, das der Gesellschaft mehr als nur zur unmittelbaren Verwertung nützlich ist – in diesem Sinne gilt es das Potential aller Mitglieder der Universität aufzugreifen und im Sinne einer Freien Universität umzusetzen.

Ich möchte Vizepräsident oder –präsidentin werden, weil…

BRIGITTA SCHÜTT: …ich mich über meine Forschungsarbeit hinaus weiterhin für die gesamte Universität einsetzen möchte.

KLAUS MÜHLHAHN: … ich mich aktiv einbringen möchte in die politische Gestaltung der Freien Universität und helfen möchte, die Internationalisierung an der Universität weiter auszubauen und zu vertiefen. Internationalisierung ist für mich wichtig, weil sie aufregende Chancen und Herausforderungen bietet und damit einen wesentlichen Beitrag leistet zu Weltoffenheit, intellektueller Dynamik und einem Bewusstsein für globale Zusammenhänge.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …ich mich für Studium und Lehre an der Freien Universität Berlin einsetzen will.

PHILIPP BAHRT: …auch innerhalb der schwierigen Rahmenbedingungen an der FU dennoch Vieles besser gemacht werden kann und soll: Reformen wie die RSPO können nicht von oben verordnet werden, sondern müssen im Sinne einer positiven Autonomie der Hochschulen unter Einbeziehung der Betroffenen und aller verfügbarer Sachkompetenz unserer Universitätsmitglieder gemeinsam, ehrlich und transparent erarbeitet werden.

Wenn ich gewählt werde, möchte ich…

BRIGITTA SCHÜTT: … mich verstärkt für die Kommunikation zwischen den Fächergruppen einsetzen. Das gilt für die Forschung, aber ich denke, auch in der Lehre ist es wert, darüber nachzudenken, ob hier nicht neue Wege über die traditionellen Fächerkombinationen hinaus gegangen werden sollten, um den zukünftigen Herausforderungen unserer Gesellschaft, etwa in Bezug auf Umweltfragen, gerecht zu werden.

KLAUS MÜHLHAHN: … vor allem erreichen, dass Internationalisierung als gesamtuniversitärer Prozess alle Hochschulgruppen erreicht und damit auch einen regelmäßigen Austausch zwischen den unterschiedlichen Fächern und allen universitären Gruppen befördert.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: … eine lebendige Kooperation mit allen, die sich für Studium und Lehre an der Freien Universität interessieren und engagieren.

PHILIPP BAHRT: … für eine andere politische Kultur an der FU eintreten: Für einen Politikstil, der einbezieht statt auszuschließen, der zuhört statt zu leugnen, der Diskurs schafft statt ihn zu unterbinden – die Probleme der Studierenden, der Lehrenden sowie der Verwaltung vor Ort müssen ernst genommen und berücksichtigt werden, wenn es um die Gestaltung gemeinsamer Belange geht. Vorschläge hierzu werde ich Donnerstag, den 26.06., um 12 Uhr AS-Sitzungssaal im Henry-Ford-Bau mit allen Interessierten besprechen.

Die Freie Universität bedeutet für mich…

BRIGITTA SCHÜTT: …in jeder Hinsicht die Erfüllung meiner beruflichen Wünsche.

KLAUS MÜHLHAHN: …eine einzigartige, aufregende und erfolgreiche Universität, die sich immer wieder neu erfindet.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …einen Ort inspirierender Begegnungen in Forschung und Lehre.

PHILIPP BAHRT: …viel, da ich viele Erlebnisse, Erfahrungen und Positives mit ihr verbinde und ich als Studierender versucht habe, sie in den letzten Jahren aktiv mitzugestalten – in ihrer gegenwärtigen politischen Verfassung ist die FU aber ein Beispiel für eine Institution, die an ihrem eigenen Anspruch und ihrem Selbstverständnis als Freie Universität zu oft scheitert und daher dringend einen demokratischen Neuanfang benötigt.

Meine Zeit verbringe ich am liebsten mit…

BRIGITTA SCHÜTT: …Gärtnern und Motorradfahren.

KLAUS MÜHLHAHN: …mit meiner Familie, Sport oder einem guten Buch.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …meiner Familie.

PHILIPP BAHRT: … Freund*innen und Menschen, die mir ehrlich und offen entgegentreten, sich mit inhaltlichen Argumenten auseinandersetzen und auch mal über ihren Schatten springen und Kritik bzw. andere Positionen aufnehmen können.

Mein Lieblingsort an der Freien Universität ist…

BRIGITTA SCHÜTT: …das Forum im Henry-Ford-Bau.

KLAUS MÜHLHAHN: …der Henry-Ford-Bau, wo ich vor 30 Jahren meine erste Vorlesung gehört habe.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …der Seminarraum 3302 in der Boltzmannstraße 3.

PHILIPP BAHRT: …die AStA-Villa, denn an ihr sind, genau wie an den verbliebenen selbstverwalteten studentischen Café’s auf dem Campus, die verzweifelt geltungssüchtigen und lächerlichen corporate-identity-Bestrebungen der bisherigen Hochschulleitungen der FU zum Glück vorbeigegangen, sodass dort ein menschliches Miteinander inmitten der hochglanzpolierten FU greifbar wird.

In zehn Jahren sollte die Freie Universität…

BRIGITTA SCHÜTT: …ihren Status als hervorragende Forschungsuniversität mit einem breiten Fächerspektrum und ihre Netzwerke mit den regionalen Partnern weiter ausgebaut haben. Der Forschungscampus Dahlem ist zu einer weltweit etablierten Marke geworden, und die Freie Universität Berlin ist fester Bestandteil eines internationalen Netzwerkes von Universitäten, deren Wissenschaftler und Studierende noch intensiver als heute in ständigem Austausch leben.

KLAUS MÜHLHAHN: …weiter in der Internationalisierung vorangekommen sein, insbesondere durch höhere Mobilität in allen Gruppen, mehr internationale Programme, verstärkten Einsatz digitaler Medien und Ausbau und Vertiefung internationaler Kooperationen und Partnerschaften.

KLAUS HOFFMANN-HOLLAND: …die Vielfalt Ihrer Fächerkulturen mit starker Forschung und Lehre souverän weiterentwickelt haben.

PHILIPP BAHRT: …wieder klar für das stehen, was im Laufe ihrer Geschichte ihre Bedeutung ausgemacht hat: Eine linke Diskurs-Universität, an der von unten statt von oben gesellschaftliche Erneuerung geprobt wird, die lebendig und streitbar statt repressiv und glattgebügelt ist, und Position bezieht für zivile Forschung, für informationelle Selbstbestimmung, für Emanzipation und Gleichberechtigung - gegen reaktionäres und geschichtsvergessenes Gedankengut.

Weitere Informationen

Die Antworten von Brigitta Schütt, Klaus Mühlhahn, Klaus Hoffmann-Holland und Philipp Bahrt als PDF zum Download.

Vitae der Kandidatin und der Kandidaten