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„Selbstverständlich ist das alles nicht“

Thomas Melle, Schriftsteller und Alumnus der Freien Universität, ist für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert

15.09.2014

Thomas Melle, Schriftsteller und Alumnus der Freien Universität, ist für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert.

Thomas Melle, Schriftsteller und Alumnus der Freien Universität, ist für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert.
Bildquelle: Karsten Thielker

Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises zu stehen, ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Schriftsteller. Thomas Melle ist mit seinem Roman „3000 Euro“ einer der sechs Anwärter auf den renommierten Preis. Der Schriftsteller studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität Berlin, der Universität Tübingen sowie der University of Texas at Austin. 2004 hat er sein Studium an der Freien Universität mit dem Magistergrad abgeschlossen. Campus.leben im Gespräch mit Thomas Melle.

Herr Melle, was bedeutet es für einen Schriftsteller – was bedeutet es Ihnen – auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises zu stehen?

Freude und Stress. Dieser Beruf ist eigentlich zwei Berufe: Einerseits gibt es die einsame und stille Textproduktion im Kämmerlein, so wie man es sich vorstellt, andererseits die öffentlichen Auftritte und Termine, wenn ein Buch erschienen ist. Mit der Nominierung bekommt jetzt die öffentliche Seite dieses Berufs sehr viel mehr Gewicht. Da das Buch nun derart exponiert ist, ist es auch stärker der Kritik ausgesetzt. Das muss man alles aushalten können. Aber ich habe mich sehr gefreut und freue mich noch immer.

Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihr Studium an der Freien Universität zurückdenken? Gibt es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders erinnern?

Ich erinnere mich eher an viele recht gleichförmige Erlebnisse, in denen sich aber ganz unterschiedliche Erkenntnisse versammeln. Außerdem an eine Vorlesung von Noam Chomsky im Audimax. Und nicht zuletzt an den Tag, an dem ich meine mündliche Prüfung abgelegt und somit mein Studium abgeschlossen habe. Ich habe mich auf die Dahlemer Wiese „Am schwarzen Grund“ gesetzt und war plötzlich mit allem versöhnt.

Hätten Sie – oder Ihre Dozenten – damals geglaubt, dass Sie mit Ihrem Schreiben einmal so erfolgreich sein würden?

Meine Dozenten wussten nichts von meinem Schreiben. Mir aber war damals klar (mehr als heute, denke ich manchmal), dass das mein Weg sein würde. Dieser oder keiner. Dass es bisher aufgegangen ist, ist der eigentliche Erfolg. Denn selbstverständlich ist das alles nicht.

Welchen Rat möchten Sie heutigen Studenten der Literaturwissenschaft geben, die eine literarische Karriere anstreben?

Es gibt keinen Ratschlag, der für alle und für immer gilt. Die Studenten müssen es wollen, sie müssen an ihrem Stil arbeiten, und sie müssen auch etwas zu sagen haben. Ich habe das Studium damals als Möglichkeit gesehen, möglichst viel zu lesen. Doch manchmal will ich den Studenten zurufen: „Studiert lieber Jura oder Medizin!“ Denn Lesen und Schreiben kann man auch als Anwalt oder Arzt, und man hat daneben den Vorteil, ein echtes, anderes Berufsleben zu führen und dementsprechende Erfahrungen zu machen. Literaturwissenschaft kann wegen ihrer Theoretizität auch ein Hemmschuh für Leute sein, die schreiben wollen.

Die Fragen stellte Verena Blindow

Weitere Informationen

Deutscher Buchpreis 2014

Der Deutsche Buchpreis wird jedes Jahr zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verliehen, diesmal am 6. Oktober. Erst am Abend der Preisverleihung wird bekanntgegeben, welcher der sechs auf der Shortlist nominierten Autoren den Preis erhält. Er ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert, der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist bekommen jeweils 2.500 Euro.