Springe direkt zu Inhalt

Wegbereiterinnen der modernen Frauenforschung

Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V. mit dem Margherita-von-Brentano-Preis ausgezeichnet

31.07.2015

Mit dem Margherita-von-Brentano-Preis geehrt (v. l. n. r.): die Historikerinnen Prof. Angelika Schaser, Prof. Karin Hausen, Prof. Gisela Bock und Prof. Sylvia Paletschek gemeinsam mit Universitätspräsident Prof. Dr. Peter-André Alt.

Mit dem Margherita-von-Brentano-Preis geehrt (v. l. n. r.): die Historikerinnen Prof. Angelika Schaser, Prof. Karin Hausen, Prof. Gisela Bock und Prof. Sylvia Paletschek gemeinsam mit Universitätspräsident Prof. Dr. Peter-André Alt.
Bildquelle: Nora Lessing

Die Philosophin Margherita von Brentano war von 1970 bis 1972 die erste Vizepräsidentin der Freien Universität, von 1972 an Professorin. Sie starb 1995.

Die Philosophin Margherita von Brentano war von 1970 bis 1972 die erste Vizepräsidentin der Freien Universität, von 1972 an Professorin. Sie starb 1995.

Vor 25 Jahren fanden sie zusammen, um der historischen Frauenforschung eine Stimme zu geben: Gemeinsam mit Kolleginnen gründeten die Professorinnen Gisela Bock und Karin Hausen den Arbeitskreis für historische Frauenforschung, seit 2007 Arbeitskreis für Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V. (AKHFG). Dieser fördert und vernetzt Historikerinnen und Historiker, die zur Frauen- und Geschlechtergeschichte arbeiten und macht sich für die Belange von Frauen in den Wissenschaften stark. Mit dem Margherita-von-Brentano-Preis ehrte die Freie Universität kürzlich Gisela Bock und Karin Hausen als Gründerinnen und Wegbereiterinnen der Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie den Arbeitskreis insgesamt für seine institutionellen Verdienste in der Verankerung der historischen Frauen- und Geschlechterforschung.

Das Anliegen der Gründerinnen des Arbeitskreises sei nichts Geringeres gewesen, als Frauen in der Geschichtsschreibung sichtbar zu machen und somit Geschichte ganz neu zu denken, sagte Laudatorin Professorin Lorraine Jenifer Daston, Wissenschaftshistorikerin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Tatsächlich sei es ein ganz entscheidender Schritt gewesen, sich zu organisieren und eine Institution zu gründen: „Ohne Organisation hätte es keine Institution und ohne Institution keine dauerhafte Präsenz gegeben.“

„Leben und Lebensentwürfe verändert"

Bis weit in die 1980er Jahre hinein, sei es schier unmöglich gewesen, wissenschaftliche Artikel zu den Themen Frauenforschung und Geschichte der Frauen in Fachzeitschriften zu lancieren. „Was der Arbeitskreis da geleistet hat, ist wirklich beachtlich.“ Die historische Frauenforschung habe Leben und Lebensentwürfe verändert, das Ideal von Geschlechtergerechtigkeit werde nun sehr langsam verwirklicht, so Daston weiter. „Ich habe ihre Arbeit immer bewundert“, sagte Daston zu den Preisträgerinnen. „Wir sind alle ihre Schülerinnen und Schüler.“

Eine „unfassbar mutige Frau"

In ihren Dankesreden berichteten Karin Hausen und Gisela Bock unter anderem aus den Jahren der Gründung des Arbeitskreises. Gisela Bock betonte die internationalen Impulse, die ausschlaggebend für die Gründung waren und strich das Innovationspotenzial einer wieder stärker auf Frauen fokussierten Perspektive in der Geschlechterforschung heraus.

Karin Hausen verdeutlichte die große Bedeutung, die der Netzwerkbildung in der Etablierung der Frauen- und Geschlechtergeschichte zukam: „Unser Anliegen war es, gezielt Netzwerke zu knüpfen. Das war entsprechend der technischen Möglichkeiten natürlich mit einigem Aufwand verbunden.“ Die Auszeichnung mit dem Margherita-von-Brentano-Preis empfinde sie als besondere Ehre, sagte Karin Hausen, da sie Brentano persönlich getroffen und als „überwältigende und unfassbar mutige Frau“ erlebt habe.

Dank für Margherita von Brentanos „unermüdlichen Einsatz"

Margherita von Brentano habe sich wie keine andere für die Förderung der Frauen in den Wissenschaften stark gemacht, sagte der Präsident der Freien Universität Professor Peter-André Alt. Ihrem unermüdlichen Einsatz und dem ihrer Mitstreiterinnen sei es zu verdanken, dass Frauenförderung heute zu einer Selbstverständlichkeit in allen Disziplinen geworden sei. Auch die Arbeit des Arbeitskreises habe hier einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Die Vertreterin des Frauenrates der Freien Universität, Professorin Margreth Lünenborg, lobte das „beharrliche, feministische Netzwerken” des Arbeitskreises und betonte, dass hier eine Institution geehrt werde, die „Geschlechtergeschichte nachhaltig zum Forschungsgegenstand gemacht hat” und deren Leistungen sich aus beachtlicher Kontinuität speisten.

Die aktuelle Vorsitzende des Arbeitskreises Professorin Sylvia Paletschek und die stellvertretende Vorsitzende Professorin Angelika Schaser dankten der Freien Universität für die Auszeichnung und nannten die Ehrung des AKHFG ein wichtiges, öffentliches Signal. „Entwicklung in den Wissenschaften bedarf auch solcher gesellschaftlichen Anstöße“, so Sylvia Paletschek. Das Preisgeld wolle der Arbeitskreis unter anderem für die Förderung junger Wissenschaftlerinnen nutzen.