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„Tricksters Plan“

„Kunst am Bau“ im Neubau für die Kleinen Fächer / Ausstellungseröffnung am 16. November

14.11.2016

„Tricksters Plan“ verbindet die verschiedenen Bereiche in und vor der Holzlaube.

„Tricksters Plan“ verbindet die verschiedenen Bereiche in und vor der Holzlaube.
Bildquelle: Robert Patz

Die Holzlaube der Freien Universität, die im vergangenen Jahr eröffnet worden ist und die Kleinen Fächer beherbergt, bietet nicht nur Platz für Wissenschaft und Forschung. In Kürze zeigt sie auch Kunst. In einem berlinweiten Wettbewerb hat die Freie Universität nach künstlerischen Konzepten gesucht, „die sich mit der räumlichen Situation, der Architektur und thematisch mit der fächerübergreifenden Zusammenarbeit und dem Dialog der Kulturen auseinandersetzen“. Vom 16. November an werden im Foyer der Campusbibliothek die eingereichten Entwürfe vorgestellt.

Gewinner des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ ist der Berliner Künstler Robert Patz. Für sein Werk „Tricksters Plan“ erhält er ein Preisgeld von 3.500 Euro. Das Kunstwerk besteht aus drei Teilen und soll bis zum kommenden Sommer fertiggestellt und angebracht werden. Vom 16. November an können Besucher in der Campusbibliothek schon einmal alle zehn eingereichten Entwürfe des Wettbewerbs besichtigen. Zudem wird ein Katalog ausliegen mit den Entwürfen aus einer ersten Wettbewerbsrunde.

Den Wettbewerb sowie die Umsetzung des Gewinnerbeitrags koordiniert die Technische Abteilung der Freien Universität, die unter anderem für alle Bauprojekte an der Hochschule zuständig ist. „Es ist schon ein wenig Abwechslung zur normalen Arbeit“, sagt Iren Böhme, die das Projekt mit vorbereitet und begleitet hat und sich sonst mit Hochbau befasst. „Es war spannend und hat mir viel Spaß gemacht.“

„Der Kojote taucht immer wieder auf“

„Tricksters Plan“ verbindet die verschiedenen Bereiche in und vor der Holzlaube: Im Foyer der Campusbibliothek wird eine großformatige Wandarbeit auf zirka 350 Quadratmetern entstehen, die als Tapete auf die Wände aufgebracht wird. Sie zeigt ein dichtes und wildes Gewebe grafisch-narrativer Elemente, die im Gegensatz zu der strengen Aufreihungen der Bücherregale stehen. Durch ihre Größe bietet die Arbeit bei jedem Besuch neue Entdeckungen. In den sechs Treppenhäusern des Institutsgebäudes werden verschiedenfarbige Installationen angebracht. Sie bestehen aus zwei bis sechs aus Aluminium geformten Segmenten in Form von eingerollten Blättern oder Buchseiten, auf denen ähnlich zu der Wandarbeit in der Bibliothek grafische Notationen zu erkennen sind. Vor dem Gebäude wird die etwa ein Meter hohe Skulptur eines Kojoten aufgestellt, der immer wieder in den Erzählungen der Kunstwerke im Foyer und der Treppenhäuser auftaucht. Die Skulptur ist aus Alaska-Zeder gefertigt, dem Fassadenmaterial der Holzlaube.

Der Kojote steht für den „Trickster“, der der Arbeit der Biologin und Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway entliehen ist. „Der Trickster ist für sie eine Figur, die der Welt entspricht“, erklärt Robert Patz, „und zwar deswegen, weil die Welt der Wissenschaft oder dem Streben nach Forschung immer ausweicht. Immer wenn wir etwas entdecken oder Fragen beantworten, dann entstehen viele neue Fragen. ‚Tricksters Plan‘ ist eine Arbeit, in der es um eine wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung geht, um die Ebene, wie geforscht wird in der Universität, wie gelehrt wird, und in welchem Verhältnis beides zueinander steht.“

„Die Nutzer sollen sich in dem Werk wiedererkennen“

Während der Entwicklung seines Werkes war Robert Patz mehrmals vor Ort und hat sich mit vielen Nutzern der Campusbibliothek und des Gebäudes unterhalten. „Das war natürlich toll“, sagt Patz, der selbst Doktorand am Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“ der Universität der Künste ist. „Wir sind zum Beispiel auf das wissenschaftstheoretische Selbstverständnis zu sprechen gekommen. Im Vergleich zu den Naturwissenschaften oder der Technologie wird von den Kleinen Fächern zudem immer ein wenig erwartet, dass sie sich behaupten, ihre Relevanz klarmachen und sich ein bisschen anders aufstellen. Das fand ich interessant.“ Das Kunstwerk sei kein abstraktes Objekt, sondern biete Platz, um die Anekdoten, Erzählungen, Bilder und auch Erfahrungen der Betrachter einfließen zu lassen. Sie sollten sich an Stellen wiedererkennen können für eine persönliche Verbundenheit zum Ort.

Maiglöckchen und Teppichmosaik

Die Jury, bestehend aus Künstlern, externen Kunstwissenschaftlern und Kunsthistorikern des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität, den Architekten und Landschaftsplanern des Gebäudes, Nutzervertretern und der Technischen Abteilung, vergab den zweiten, mit 2.500 Euro dotierten, Preis an das Kunstwerk „ohne Titel“ von Franz Ackermann. Er wollte mehrere Wandbilder in verschiedenen Aufenthaltsräumen anbringen, durch die die Räume einen je „eigenen, individuellen Charakter“ erhalten sollten. Auf dem dritten Platz landete der Entwurf „Alles neu macht der Mai“ des künstlerischen Kollektivs „inges idee“. Er wurde mit einem Preisgeld von 1.250 Euro bedacht. Der Entwurf sah sieben Skulpturen von Maiglöckchen in unterschiedlicher Größe vor, die „beiläufig und unerwartet an den jeweiligen Standorten“ aufgestellt werden sollten, „eher wie eigenwilliger Wildwuchs denn als geordnet strukturierte Bepflanzung“.

Einen Anerkennungspreis, der mit 750 Euro dotiert ist, gibt es für Simone Häckel und Sabine Hornig und ihren Entwurf „Teppich Kulturhybride“. Die beiden Künstlerinnen wollten im Arkadengang entlang des Neubaus einen an traditionelle Teppiche erinnernden, aus Mosaiken bestehenden Bodenbelag legen, der „die transkulturellen, transregionalen und fächerübergreifenden Fragestellungen der Kleinen Fächer in eine visuelle, hybride Form übersetzt“.

Die Freie Universität ist nach der Anweisung Bau (ABau) des Landes Berlin bei großen Bauprojekten dazu verpflichtet, einen Wettbewerb für „Kunst am Bau“ auszurichten. So stammen die Skulpturen in den Innenhöfen der Rost- und Silberlaube beispielsweise aus einem 1981 ausgelobten „Kunst am Bau“-Wettbewerb. Die Kosten dafür errechnen sich aus den Baukosten, da ein halbes Prozent der Summe für Hochbau und Technik jeweils für Herstellungskosten sowie für Honorare inklusive Wettbewerbskosten veranschlagt werden soll. Beim Neubau für die Kleinen Fächer und die Campusbibliothek ergibt sich so ein Betrag von rund 365.000 Euro. Darin enthalten sind alle Kosten für die Wettbewerbsdurchführung sowie für Honorare, Regie-, Material- und Herstellungskosten des Künstlers einschließlich sämtlicher Neben- und Reisekosten.

Weitere Informationen

Wettbewerb Kunst am Bau

Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten vom 16.11. - 18.12.2016 im Foyer der Campusbibliothek

Öffnungszeiten Mo. - Fr. 9.00 - 22.00 Uhr | Sa. - So. 10.00 - 20.00 Uhr

Haupteingang in der L-Straße der Rost- und Silberlaube, Zugang zur L-Straße über die Fabeckstraße 23/25, 14195 Berlin, U-Bahnhof Dahlem Dorf