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Qualität gesichert

Beim „Tag der Lehre“ wurde über neue Formen digitaler Wissensvermittlung diskutiert / Übergabe der Urkunde für die Systemakkreditierung von Studiengängen

15.12.2016

Verena Kloeters, Geschäftsführerin der „Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen“ (AQUAS), überreicht dem Präsidenten der Freien Universität Peter-André Alt die Urkunde für die Systemakkreditierung von Studiengängen.

Verena Kloeters, Geschäftsführerin der „Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen“ (AQUAS), überreicht dem Präsidenten der Freien Universität Peter-André Alt die Urkunde für die Systemakkreditierung von Studiengängen.
Bildquelle: Manuel Krane

Der Linguist Jürgen Handke von der Philipps-Universität Marburg sprach über moderne Formen der universitären Lehre.

Der Linguist Jürgen Handke von der Philipps-Universität Marburg sprach über moderne Formen der universitären Lehre.
Bildquelle: Manuel Krane

„Wir müssen die digitalen Elemente in die Lehre integrieren“, sagt Jürgen Handke. Der Linguistikprofessor von der Philipps-Universität Marburg war als Gastredner zum „Tag der Lehre“ an der Freien Universität eingeladen worden, der unter dem Motto „Qualität in der Lehre“ stand. Handke, der mit dem „Virtual Linguistics Campus“ in Marburg eine Plattform für virtuelles Lernen aufgebaut und mehrere Lehrpreise gewonnen hat, ist Verfechter des „Inverted Classroom“-Modells.

Bei diesem Modell werden sowohl digitale Lehrformen als auch die Präsenzlehre miteinander verknüpft und so genutzt, dass die Qualität der Lehre gesteigert werden kann. Zunächst werden den Studierenden Lernmaterialien in Form von Texten und Videos online zur Verfügung gestellt. In einer ersten Phase sollen sie sich Wissen aneignen und dieses anschließend in einem Test überprüfen. Erst dann beginnt eine längere Präsenzphase, während der an der Universität unter Anleitung von Dozenten Kompetenzen vermittelt werden. Dies geschieht aber nicht in Form eines Frontalvortrags, sondern durch die Arbeit in Gruppen,bei der der Dozent eine unterstützende Funktion einnimmt. „Bring your own device“ lautet das Paradigma, nach dem neue Technologien und soziale Medien in die Lehre integriert werden sollen .

Fordert radikale Umgestaltung der Präsenzlehre: Linguist Handke

„Der Satz ‚Bitte Laptops und Handys unter den Tisch‘ darf heute nicht mehr vorkommen“, sagt Handke. In seinen Seminaren sei die Smartphone-Nutzung ausdrücklich erwünscht, teilweise bindet der Linguist selbst Apps in seine Lehrveranstaltungen ein, indem er etwa live Meinungsbilder zu Seminarfragen einholt. Weil die Lehre stärker auf Kompetenz- denn auf bloße Wissensvermittlung ausgerichtet sei, könne sogar in Klausuren die Internetnutzung erlaubt werden.

Handke fordert keine Abschaffung der Präsenzlehre, aber eine radikale Umgestaltung. Er kritisierte, dass an vielen deutschen Hochschulen schon eine PowerPoint-gestützte Präsentation als zeitgemäß gelte. Gegen Innovationen würden sich Hochschulen häufig wehren mit dem Verweis auf fehlende Zeit und schlechte Realisierbarkeit neuer Konzepte. „Und wenn das alles nicht hilft“, sagte Handke, „dann gibt es immer noch den Datenschutz und das Urheberrecht.“ Im Anschluss an den Vortrag fand eine Diskussion statt, in der sich die Teilnehmer kontrovers mit Handkes Vorschlägen auseinandersetzten.

Das Ergebnis jahrelanger Arbeit

Ein weiterer Programmpunkt beim Tag der Lehre war die Übergabe der Urkunde für die Systemakkreditierung an die Freie Universität. „Wir können den Erhalt der Urkunde mit einem gewissen Stolz registrieren, die Systemakkreditierung ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit“, sagte Präsident Peter-André Alt. Durch die erfolgreiche Systemakkreditierung kann die Hochschule neue Studiengänge selbst akkreditieren. Um dieses Verfahren durchführen zu dürfen, mussten Standards in der internen Qualitätssicherung nachgewiesen werden. Die Freie Universität ist als erste Berliner Universität mit dem Qualitätssiegel des Akkreditierungsrates ausgezeichnet worden. Die Freie Universität habe die Wahl zwischen System- und Programmakkreditierung gehabt, sagte Peter-André Alt, wobei letztere aufgrund des breiten Spektrums an Studiengängen an der Freien Universität nicht realisierbar gewesen sei: Bei der Programmakkreditierung wird jeder einzelne neue Studiengang von externen Kommissionen begutachtet. „Wir brauchten ein Verfahren, das der Größe und Vielfalt unserer Universität gerecht wird“, sagte Alt. Der Weg dorthin sei ein harter Arbeitsprozess gewesen: „Die Akkreditierung ist jetzt ein glücklicher Moment“, sagte Alt. Verena Kloeters, Geschäftsführerin der „Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen“ (AQUAS), die dem Präsidenten die Urkunde überreichte, lobte das Engagement der Freien Universität: „Die Freie Universität hat gemeinsam Anstrengungen unternommen, ein geschlossenes System zu etablieren.“