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Spitze statt Spritze

Am 29. September 2018 findet im Rahmen des Life Science Days ein Doctor’s Slam auf dem Campus Benjamin Franklin der Charité statt

27.09.2018

Beim Doctor's Slam stellen Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen auf lockere und humorvolle Art ihre tägliche Arbeit und ihren Beitrag für die Medizin der Zukunft vor.

Beim Doctor's Slam stellen Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen auf lockere und humorvolle Art ihre tägliche Arbeit und ihren Beitrag für die Medizin der Zukunft vor.
Bildquelle: Martin Brosy / Unsplash

Seit 50 Jahren gibt es den Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Berliner Süden, auch wenn der Gebäudekomplex zunächst „Klinikum Steglitz“ hieß und die medizinische Fakultät der Freien Universität beherbergte. Aus Anlass des Jubiläums widmet die Charité den Life Science Day am 29. September in diesem Jahr dem Campus Benjamin Franklin – und lädt alle Interessierten zu einem Doctors’s Slam ein. Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen werden auf lockere und humorvolle Art ihre tägliche Arbeit und ihren Beitrag für die Medizin der Zukunft vorstellen. Am Ende stimmt das Publikum darüber ab, welcher Vortragende seine oder ihre Klinik am kurzweiligsten und überzeugendsten präsentiert hat. Kooperationspartnerin der Veranstaltung ist die Freie Universität Berlin. Campus.leben sprach im Vorfeld mit zwei Teilnehmern des Slams über ihren Arbeitsalltag und ihre Vorbereitung für den Wettstreit: Ulf Christoph Schneider arbeitet als Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie. Das Spezialgebiet seines Kollegen Professor Ulf Landmesser ist das Herz; der Internist und Kardiologe leitet seit 2014 die Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Charité und das CharitéCentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin.

Herr Schneider, Sie arbeiten in der Klinik für Neurochirurgie mit Arbeitsbereich Pädiatrische Neurochirurgie. Was genau machen Sie da?

Ulf Schneider: Als Neurochirurgen behandeln wir eine große Bandbreite von Erkrankungen des Nervensystems operativ. Beispielsweise Gehirntumor, -verletzungen oder -blutungen, Wirbelsäulenerkrankungen oder Erkrankungen der Nerven in den Armen und Beinen. Meine Verantwortlichkeit umfasst insbesondere die Epilepsie-Chirurgie, die Tumorbehandlung und die periphere Nervenchirurgie. Außerdem bin ich auch für die medikamentöse Hirntumortherapie der Klinik für Neurochirurgie am Campus Benjamin Franklin verantwortlich. Ich nehme aber neurochirurgische Eingriffe in allen Bereichen unseres Faches vor, das heißt ich führe auch Operationen an der Wirbelsäule oder bei Schädelhirntrauma durch.

Ulf Christoph Schneider arbeitet als Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie auf dem Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Ulf Christoph Schneider arbeitet als Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie auf dem Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Bildquelle: Ulf Schneider

Wie lange dauert denn eine Ihrer Operationen durchschnittlich?

Ulf Schneider: Das ist sehr verschieden: Zwischen sieben Minuten und fünf Stunden. Das Spektrum der Neurochirurgie ist groß, da auch das Spektrum der Tumore sehr breit ist: Komplexere Tumore erfordern längere Operationen. Im Schnitt würde ich sagen, führe ich zwei bis vier Operationen am Tag durch.

Professor Landmesser, Sie sind Klinikdirektor der Kardiologie. Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Ulf Landmesser: Mein Alltag besteht zunächst in der Behandlung der Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Herzerkrankungen. Das tun wir hier auf sehr hohem Niveau, auch im internationalen Vergleich. Mein Tag fängt morgens mit der Visite an. Dann mache ich eine Reihe von Eingriffen am Herzen, also an den Herzkranzgefäßen und den Herzklappen. Ausgehend von den Erkrankungen, die mir in meiner täglichen Arbeit begegnen, überlege ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen, wie man diese Krankheiten besser behandeln oder vermeiden könnte.

Der Internist und Kardiologe Professor Ulf Landmesser leitet die Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Charité und das CharitéCentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin.

Der Internist und Kardiologe Professor Ulf Landmesser leitet die Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin der Charité und das CharitéCentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin.
Bildquelle: Ulf Landmesser

Was macht Ihre Arbeit jeweils so interessant für Sie?

Ulf Landmesser: Das Herz ist das wichtigste Organ, deshalb ist es so spannend. Ohne das Herz könnten wir nicht leben. Interessant an der Universitätsmedizin ist dann aber auch, diese weiterentwickeln und zu verbessern. Unsere Forschung ist nahe am Patienten, das heißt die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten stimuliert uns, um über neue Therapien und Forschungsansätze nachzudenken. Gleichzeitig spornen wir mit unserer Arbeit als Universitätsklinik auch die Studierenden an, die dann vielleicht später mal in der Herzmedizin arbeiten wollen. Das ist eine sehr schöne Kombination.

Ulf Schneider: Für mich ist an diesem Beruf am spannendsten, dass er immer neue Herausforderungen bereithält. In der Tumorchirurgie ist kein Tumor gleich, man muss die Operationen immer wieder neu planen und mit jedem Patienten, mit jeder Patientin neu besprechen, welche Chancen und Risiken bestehen.

Herausforderungen können auch beängstigend sein – das trifft für Sie aber nicht zu?

Ulf Schneider: Ich würde sagen, ein Chirurg, der mit Angst an einen Eingriff herangeht, ist nicht gut. Natürlich kann es während einer Operation Situationen geben, die einem einen Schrecken einjagen oder überraschend sind. Aber wenn ich davor Angst hätte, wäre das eher schlecht für den Patienten.

Am 29. September werden Sie beide das erste Mal an einem Doctor’s Slam teilnehmen. Worüber werden Sie sprechen?

Ulf Landmesser: Ich werde über die neuen Möglichkeiten der Herzmedizin sprechen. Über welche genau, das habe ich noch nicht entschieden. Die häufigsten Erkrankungen am Herzen sind ja Infarkte und Erkrankungen an den Herzkranzgefäßen. Wir haben beispielsweise eine neue Möglichkeit für die Prävention entwickelt, eine molekulare Substanz, die als Spritze zwei Mal im Jahr verabreicht wird und die einen großen Teil der Herzerkrankungen vermeiden soll.

Wie kann man sich das vorstellen, eine Spritze gegen einen Herzinfarkt?

Ulf Landmesser: Letztes Jahr wurde ein neues Protein entdeckt, das der wichtigste Regulator für Insulin ist. Indem man die Herstellung dieses Proteins vermeidet, wird anhaltend mehr Insulin produziert, was den Blutzuckerspiegel und damit das Risiko für Herzinfarkte senkt. Über unsere Spritze können wir zwei Mal pro Jahr eine molekulare Substanz verabreichen, die die Herstellung dieses Proteins verhindert. Damit ist sie eine hochattraktive Therapie gegen Herzinfarkte.

Eine andere neue Entwicklung, die ich persönlich sehr faszinierend finde, betrifft die Herzklappen. Wir haben ein Verfahren entwickelt, mit dem man über eine Schleuse durch die Leiste die Herzklappen austauschen kann.

Eine dritte, innovative Methode, die wir entwickelt haben, ist ein hochauflösendes Bildgebungsverfahren. Wir waren die erste Klinik, die dieses Verfahren am Patienten einsetzen konnte. Mit einer mikroskopischen Auflösung kann man damit Herzkranzgefäße ansehen und besser verstehen, was in diesen Gefäßen bei einem Infarkt passiert.

Und Sie, Herr Schneider, über welches Thema werden Sie sprechen?

Ulf Schneider: Anfangs wollte ich über meinen eigentlichen Forschungsschwerpunkt sprechen, eine bestimmte Form der Hirnblutung. Dann habe ich aber gemerkt, dass es sehr schwierig ist, das einem breiten Laienpublikum auf lustige Art verständlich zu machen. Deshalb habe ich mir ein Thema überlegt, das viele Menschen betrifft, nämlich Rückenschmerzen. Die behandeln wir Neurochirurgen ja maßgeblich, zum Beispiel Bandscheibenvorfälle, Wirbelsäulenverkrümmungen, Wirbelsäulenfehlstellungen und ähnliche Beschwerden. Mein vorläufiger Arbeitstitel lautet: „Ein Stock im Arsch macht noch kein Rückgrat.“

Ein vielversprechender Titel! Wie bereiten Sie sich auf den Slam vor?

Ulf Schneider: Alle Teilnehmenden bekommen ein Coaching vom deutschen Vizemeister im Science-Slam. Ich werde versuchen, das Thema so aufzubereiten, dass sich die Leute damit identifizieren können. Und dann schaue ich mir vielleicht noch ein paar Tricks bei dem medizinischen Comedian Eckhart von Hirschhausen oder der Slammerin und Autorin Giulia Enders ab.

Worauf freuen Sie beide sich am meisten?

Ulf Schneider: Mein Beruf bringt jeden Tag neue Herausforderungen mit sich. Dazu passt der Doctor’s Slam: Das ist etwas, was ich noch nie gemacht habe und von dem ich nicht weiß, ob ich dafür geschaffen bin. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn ein großes Publikum kommt und meine Leistung hinterher mit ordentlichen Lachern quittiert.

Ulf Landmesser: Der Slam ist eine sehr gute Möglichkeit, der Bevölkerung zu zeigen, was wir in der Universitätsmedizin machen und welche spannenden Möglichkeiten der Therapie es heute gibt. Ich freue mich, zu zeigen, welche wichtigen Entwicklungen in der Herzmedizin wir in der Zukunft erwarten können.

Die Fragen stellte Anne-Sophie Schmidt.

Weitere Informationen

Life Science Day - Spitze statt Spritze: Erster Doctor‘s Slam in Berlin
Veranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum des Charité-Campus Benjamin Franklin

Zeit und Ort

  • 29. September 2018, 9.30 bis 16 Uhr
  • Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Hörsaal West, Hindenburgdamm 30 (Eingang West), 12203 Berlin

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.