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„Anfang und Möglichkeit“

Neuberufenen-Empfang in der Topoi-Villa – „auf ein Wort“ mit dem Universitätspräsidenten

21.01.2019

„Ultraschnell“ lautete der Begriff, den Tobias Kampfrath zur Vorstellung beim Neuberufenen-Empfang „mitgebracht" hatte. Er ist Professor am Institut für Experimentalphysik und war zuvor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft.

„Ultraschnell“ lautete der Begriff, den Tobias Kampfrath zur Vorstellung beim Neuberufenen-Empfang „mitgebracht" hatte. Er ist Professor am Institut für Experimentalphysik und war zuvor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft.
Bildquelle: Michael Fahrig

Es ist seit vielen Jahren eine gute Tradition, dass der Präsident der Freien Universität Berlin im Januar neue Professorinnen und Professoren begrüßt. Auch er habe erst vor kurzem neu begonnen, sagte Günter M. Ziegler. Seit einem guten halben Jahr steht der Mathematikprofessor der Universität als Präsident vor: „Das ist immer noch aufregend.“ An diesem Januarabend begrüßte er 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im vergangenen Jahr ihre Professur angetreten haben; manche kennen die Freie Universität bereits von früheren Etappen, für andere ist alles neu. Wir stellen einige von ihnen vor.

„Ich heiße Sie herzlich willkommen!“, eröffnete der Universitätspräsident den Abend in der Dahlemer Topoi-Villa. Jeder, der neu anfange, bringe etwas mit: „sich selbst und Erfahrungen“. An diesem Abend bat Ziegler die Neuberufenen außerdem „um ein Wort“. Er stellte alle einzeln vor und fragte dann: „Welches Wort haben Sie uns mitgebracht?“

„Anfang und Möglichkeit“, antwortete Simone Dunekacke. Sie finde „den Anfang wichtig“, weshalb sie sich ihm auch in ihrer Forschung widme: Die Juniorprofessorin für Frühkindliche Bildungsforschung am Fachbereich Psychologie und Erziehungswissenschaft beschäftigt sich damit, wie Vorschulkinder Mathematik lernen. Wie können Fachkräfte in Kitas sie dabei begleiten? Zuvor war die Wissenschaftlerin Postdoktorandin am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik.

Von der Schule an die Universität gewechselt ist Philipp Straube: Er war zuletzt Gymnasiallehrer für Physik und Politik am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. Seit Februar vergangenen Jahres ist er Juniorprofessor an der Freien Universität für Grundschulpädagogik mit dem Schwerpunkt Sachunterricht und Naturwissenschaften. Sein Thema: Wie hilft die Digitalisierung beim Lernen? Straube möchte das Thema Digitalisierung „über die Lehrkräftebildung stärker in die Schulen bringen“ – womit sowohl der Einsatz von PC oder Smartboards im Klassenzimmer gemeint ist als auch die Untersuchung des Einflusses, den der digitale Einsatz auf Schule hat.

Sabine Achour ist Professorin für Politikdidaktik am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität. Derzeit arbeitet sie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung an der bundesweiten Studie „Demokratiebildung an Schulen“. Befragt werden bundesweit rund 4000 Schülerinnen und Schüler von etwa 40 Schulen. Die Ergebnisse sollen im Juni vorgestellt werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Berlin: Die Ergebnisse der dortigen Erhebung fließen im Rahmen des von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie finanzierten Projekts „Demos Leben“ in die Stärkung von Demokratiebildung im Lehramtsstudium an der Freien Universität.

Von weither an die Freie Universität Berlin gekommen ist Frank Postberg: Zuletzt sei er „am Saturn unterwegs“ gewesen, immerhin 1,5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, berichtete der Planetologe und Leiter der Fachrichtung Planetologie und Fernerkundung am Fachbereich Geowissenschaften. Postberg untersucht unter anderem feine Staubpartikel im Saturnsystem. „Wir sind im Grunde die Nachfahren der Entdecker: Statt mit Schiffen über Ozeane reisen wir mit Raumsonden durchs Planetensystem.“ Dabei gebe es heute wie damals Zufallsfunde: Eismonde etwa, die Eispartikel viele Kilometer hoch ins All sprühen: „Grund dafür ist verdampfendes Wasser von einem Ozean unter der Eiskruste; die Wasserdampftröpfchen gefrieren und werden als Eispartikel ins All geschleudert.“ Auf den Monden selbst gibt es also Wasser – das sei für Astrobiologen interessant, die nach Leben auf fernen Planeten suchen.

„Bewegung“ war das Wort, das der Schweizer Soziologe Swen Hutter mitgebracht hatte. Er untersucht als Lichtenberg-Professor für politische Soziologie an der Freien Universität sowie als stellvertretender Direktor des neuen Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung – eine gemeinsame Einrichtung von Freier Universität und Wissenschaftszentrum Berlin –, was Gesellschaften auseinandertreibt und was sie zusammenhält. Welche zentralen Konflikte gibt es, von wem und wie werden diese politisch artikuliert? Und welche Folgen hat dies für das vielfältige Netz zivilgesellschaftlicher Organisationen – vom Sportverein bis zur Bürgerinitiative?

Um Vernetzung, nämlich möglichst reibungslose Abläufe in Systemen, kümmert sich Daniel Fürstenau. Der Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik – Digitale Transformation und IT-Infrastrukturen am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft sowie dem Einstein Center Digital Future (ECDF) arbeitet beispielsweise an der Vernetzung von Ärzten und Patienten durch eine App, mit der sich Patienten auf eine Operation vorbereiten können.

Sein Kollege Bastian Amberg, ebenfalls Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Advanced Decision Analytics, forscht zu ähnlichen Fragestellungen: Amberg beschäftigt sich mit der systematischen Unterstützung betrieblicher Entscheidungsfindung – das kann die optimierte Koordinierung von Patiententransporten in Krankenhäusern sein oder die Planung des öffentlichen Nahverkehrs. Durch die Analyse von Vergangenheitsdaten und die algorithmengesteuerte Optimierung von Einsatzplänen arbeitet er daran, dass der Verkehr fließt und Busse so fahren, wie sie planmäßig fahren sollen.

„Vorstellungskraft“ – mit diesem Begriff stellte sich die brasilianische Literaturwissenschaftlerin Mariana Simoni, Juniorprofessorin für Literaturen und Kulturen Lateinamerikas mit den Schwerpunkten Brasilianistik und Gender Studies am Lateinamerika-Institut, vor. Sie beschäftigt sich mit den Verflechtungen von Theater, Natur und ästhetischen Anwendungen des Begriffs Spekulation.

Ihre Landsfrau Renata Campos Motta ist seit Sommer vergangenen Jahres Juniorprofessorin für Soziologie, ebenfalls am Lateinamerika-Institut. Ihr mitgebrachtes Wort lautete „globale Gerechtigkeit“. Die Wissenschaftlerin für die Soziologie Lateinamerikas arbeitet zu den Schwerpunkten Umwelt-, Ungleichheits- und Genderforschung.

Ulrike Klinger kommt von der Universität Zürich, sie ist Juniorprofessorin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität sowie Forschungsgruppenleiterin am Weizenbaum-Institut für die Vernetzte Gesellschaft. Ihr Fokus liegt auf digitaler Kommunikation – und was etwa in den Sozialen Medien häufig schief läuft: Die Wissenschaftlerin untersucht unter anderem gesellschaftliche und politische Aspekte von Algorithmen und Social Bots, also Computerprogrammen, die eine menschliche Präsenz im Netz vortäuschen.

Gar nicht virtuell, sondern ganz real konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Anschluss an die Vorstellung durch den Universitätspräsidenten miteinander ins Gespräch kommen. Der Empfang bot auch Gelegenheit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Universitätsverwaltung kennenzulernen. Um bei künftigen Fragen gleich zu wissen, an wen man sich wenden kann: Damit die Zusammenarbeit läuft, wie sie laufen soll.