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Die Freie Universität bewegt sich

Der Hochschulsport bringt mit dem Pausenexpress und einem Spielemobil mehr Bewegung in den Studierendenalltag, und in der Philologischen Bibliothek lud ein Fahrrad zum Radeln beim Lernen ein

05.02.2019

Beim Lesen und Lernen radeln – das Leserad ist auf Initiative von Janet Wagner in der Philologischen Bibliothek aufgestellt worden.

Beim Lesen und Lernen radeln – das Leserad ist auf Initiative von Janet Wagner in der Philologischen Bibliothek aufgestellt worden.
Bildquelle: Jennifer Gaschler

Als eine Trainerin das Max-Kade-Auditorium betritt und Alice Mertons Song „No Roots“ aufdreht, staunen die Studierenden. „Steht auf, verteilt euch in den Reihen und Gängen und macht euch locker“, ruft die Mitarbeiterin des Hochschulsports. Kurz darauf tanzen 1000 junge Menschen eine einfache Choreografie aus Schritten, Armschwingungen und Drehungen. Es folgen leichte Dehnungs- und Kräftigungsübungen. Danach wirken die angehenden Bachelor- und Masterstudierenden, die zu Semesterbeginn zur Einführungsveranstaltung ins Audimax gekommen waren, wieder deutlich aufmerksamer.

Für die kleine Pause zwischendurch

Kennengelernt haben sie den Pausenexpress, ein neues Format, das die Zentraleinrichtung Hochschulsport bereits für Beschäftigte der Freien Universität anbietet und im Sommersemester auch für Studierende einrichten möchte.

Und jetzt alle zusammen: hoch die Arme und zur Seite! Der Pausenexpress, der bei den Einführungstagen schon das Audimax bewegt hat, soll vom Sommersemester an in reguläre Lehrveranstaltungen eingebaut werden.

Und jetzt alle zusammen: hoch die Arme und zur Seite! Der Pausenexpress, der bei den Einführungstagen schon das Audimax bewegt hat, soll vom Sommersemester an in reguläre Lehrveranstaltungen eingebaut werden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Wir bringen Studierende täglich in Bewegung“, freut sich Janine Wegner, Koordinatorin des Projekts. Durch ein fünf- bis siebenminütiges Sportprogramm, das in der Mitte einer Vorlesung oder eines Seminars stattfinden wird, sollen Studierende nach oft stundenlangem Sitzen geistig und körperlich wieder fit werden. „Wir wollen die Teilnehmenden mobilisieren und dafür sorgen, dass sie kurz vom Unialltag abschalten“, so Janine Wegner.

Auflockern, kräftigen, entspannen

„Kreativ und abwechslungsreich“, solle der Pausenexpress sein. Dabei gebe es kein streng vorgegebenes Schema: Ob man den Rhythmus zu „We will rock you“ klatsche oder die Macarena tanze, sei gar nicht so wichtig. „Wir fangen immer mit sogenannten Energizer-Übungen zum Auflockern und Wachwerden an, dann kommen zwei bis drei Kräftigungsübungen aus dem Fitnessbereich ohne Geräte – eine Ruderbewegung, ein Zehenstand, Kniebeugen. Zum Abschluss machen wir eine Entspannungs- oder Achtsamkeitsübung.“ Seit 2013 bietet der Hochschulsport den Pausenexpress für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien Universität an – genügend Erfahrungswerte, wie ein effektives Kurzsportprogramm aussehen sollte, gibt es. „Wichtig ist die Freude an der Bewegung und dass die Übungen so niedrigschwellig sind, dass möglichst alle mitmachen können“, betont Janine Wegner.

Sport mit Dominoeffekt

Der Pausenexpress ist als Peer-to-Peer Projekt gedacht: Nach einer Schulung durch die Trainerinnen und Trainer sollen Studierende die Bewegungspausen für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen selbstständig leiten. Janine Wegners Team baut zurzeit ein Netzwerk mit den Fachbereichen auf, interessierte Dozierende und Studierende können sich aber auch direkt an die Projektkoordinatorin wenden.

„move4health“ heißt das von der Techniker Krankenkasse für zunächst zwei Jahre geförderte Pilotprojekt der Freien Universität, über das Bewegungsangebote in den Studierendenalltag integriert werden sollen. „Wir möchten erreichen, dass sich die Studierenden der Freien Universität Berlin ähnlich viel bewegen, wie es die Weltgesundheitsorganisation vorschlägt: Pro Woche zwei Stunden Ausdauersport und eine halbe Stunde Körperkrafttraining. Momentan tun das 65 Prozent der Studierenden leider nicht“, erläutert Burkhard Gusy, Privatdozent und promovierter Psychologe, der das Projekt „Healthy Campus“ leitet und die „University Health Reports“ organisiert.

Spielemobil vor der Mensa

Neben der aktiven Pause wird es vom Sommersemester an auch ein Spielemobil geben. „Wir haben ein Lastenfahrrad angeschafft, das wir mit verschiedensten Sport- und Spielgeräten bestücken“, erklärt Janine Wegner. Fuß-, Basket- und Footbälle sowie Badmintonschläger etwa stellt der Hochschulsport bereit, aber auch Boccia, Riesenmikado oder das skandinavische Wikingerschach soll es geben. Zwei bis dreimal pro Woche, jeweils von 11.30 bis 14 Uhr, soll das Spielemobil in der Nähe der Mensa II stehen, der genaue Standort wird zu Beginn des Sommersemesters bekanntgegeben. Gegen Pfand – idealerweise die Campuscard – können Studierende und Beschäftigte die Geräte ausleihen.

Radeln in der Bibliothek

Janet Wagner ist Bibliotheksmitarbeiterin in der Philologischen Bibliothek. Für eine Testphase hat sie ein Fahrrad-Ergometer der belgischen Firma WeWatt organisiert, das mit einem kleinen Bücherlesetisch ausgestattet ist und Strom zum Aufladen von Handys oder Laptops erzeugt. „Die Studierenden verbringen so viel Zeit hier, es wäre schön, wenn sie diese nicht nur ‚absitzen‘“, sagt die angehende Bibliothekarin.

Vorbild Skandinavien und Benelux-Länder

Noch bis zum 15. Februar ist das Rad vor Ort, zurzeit im Lounge-Bereich auf der dritten Etage. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich kurze, leichte Bewegungseinheiten positiv auf Konzentration und Aufmerksamkeit auswirken“, sagt Janet Wagner, die auch im Rahmen ihrer berufsbegleitenden Bachelorarbeit zu diesem Thema geforscht hat. Skandinavien, Belgien und die Niederlande seien schon deutlich weiter als Deutschland, betont sie. In mehreren wissenschaftlichen Bibliotheken stünden dort Leseräder, im dänischen Aarhus seien in einer neuen Bibliothek sogar Schlafkojen für Nickerchen zwischendurch eingebaut worden. Auf das stromerzeugende Rad ist Janet Wagner auf dem Amsterdamer Flughafen gestoßen.

Wie auch bei den Aktionen des „move4health“-Projekts geht es beim Leserad mehr um geistige Wachheit und leichte Bewegungen, die etwa Rückenschmerzen vorbeugen können, als um den Fitnessaspekt. Die nachhaltige Lademöglichkeit von Handys oder Laptops sei eher ein kleiner Bonus: „Man muss schon ordentlich strampeln für ein Prozent Akku“, sagt Janet Wagner lachend während einer Versuchsfahrt auf dem Rad.

Literaturwissenschaftsstudentin Luise hält das Leserad für „einen guten Anfang“ für mehr sportliche Aktivität zwischendurch: „Gerade beim Lesen von literarischen Texten könnte ich mir das Radeln gut vorstellen – auch weil die Wege in Berlin so lang sind und man deshalb nicht mal kurz zwischendrin zum Sport gehen kann.“ Sekundärtexte, die die volle Aufmerksamkeit erfordern, lese sie aber doch lieber klassisch sitzend, auch, weil das Fahrrad einen sehr geringen Widerstand habe und die Pedale beim Treten „etwas hüpfen“, meint die Masterstudentin.

BWL-Student Finn wünscht sich weitere Räder: Der einzige Radler zu sein, sei etwas merkwürdig. Auch Janet Wagner würde gerne mehr Ergometer gruppiert aufstellen. Die Philologische Bibliothek fördert ihre Idee, „denn Bewegung zusammen mit einem gewissen Nachhaltigkeits-Aspekt ist doch eine prima Kombination“, meint Klaus Ulrich Werner, promovierter Bibliotheksleiter, der sich seit langem für das Thema „Grüne Bibliothek“ einsetzt. „Auch wenn so nur ein wenig Strom produziert wird, auf die Bewusstseinsänderung kommt es an.“

Das Team des Hochschulsports ist vom Leserad ebenso begeistert. Nun überlege man gemeinsam, wie sich die Nutzerinnen und Nutzer der Philologischen Bibliothek insgesamt mehr bewegen könnten.

Weitere Informationen

Interessierte Dozierende und Studierende können sich bei Janine Wegner (Janine.Wegner@fu-berlin.de) melden, diese koordiniert auch die studentischen Pausenexpress-Übungsleiter.