Springe direkt zu Inhalt

Buchen sollst du suchen

Helferinnen und Helfer für Umpflanzungsaktion am 19. und 20. Dezember gesucht: Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Freien Universität entsteht im Grunewald ein „Klimawald"

11.12.2019

Etwa 800 Rotbuchen werden derzeit in den Grunewald transportiert. Dort entsteht ein sogenannter Klimawald.

Etwa 800 Rotbuchen werden derzeit in den Grunewald transportiert. Dort entsteht ein sogenannter Klimawald.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) ist die wichtigste Baumart in den Wäldern Mitteleuropas. Und das Ökosystem eines Buchenwaldes ist der Garant für die Biodiversität der heimischen Flora und Fauna. Es reguliert den Wasserhaushalt und sorgt für die Neubildung von Grundwasser. Doch durch den Klimawandel sind diese Ökosysteme bedroht: Extreme Hitze und Trockenheit, wie sie Deutschland etwa in den vergangenen zwei Sommern erlebt hat, machen den Bäumen zunehmend zu schaffen.

Ein weiteres Problem ist der verfrühte Frühling. Ist es etwa im März oder April ungewöhnlich warm, treiben die Blätter der Bäume zu früh aus – kommt dann noch einmal Frost im Mai, erfrieren sie. Weil sich der Winkel, in dem die Sonne auf die Erde strahlt, auch durch den Klimawandel nicht ändert, wird es hierzulande auch in Zukunft immer wieder zu diesen Frosteinbrüchen kommen. Die Märzsonne ist schlicht nicht so stark.

Die Studentinnen zeigen (links) ein norwegisches Buchenblatt und (rechts) ein sizilianisches. Obwohl die Buchen aus Nord und Süd nun in Berlin gewachsen sind, haben die Blätter ihre unterschiedlichen Größen behalten.

Die Studentinnen zeigen (links) ein norwegisches Buchenblatt und (rechts) ein sizilianisches. Obwohl die Buchen aus Nord und Süd nun in Berlin gewachsen sind, haben die Blätter ihre unterschiedlichen Größen behalten.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Gesucht: Rotbuche mit dem idealen Trockenheits- oder Hitze-Gen

„Die Rotbuchen-Provenienzen reagieren unterschiedlich stark auf die veränderten Klima-Bedingungen “, sagt Manfred Forstreuter, Privatdozent am Institut für Biologie der Freien Universität. „Deshalb wollen wir herausfinden, ob es irgendwo in Europa Buchenpopulationen gibt, die besser für den Klimawandel gewappnet sind.“

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Freien Universität hat Forstreuter ein Experimentierfeld im Botanischen Garten angelegt: Seit 2002 sind dort etwa 250 Rotbuchen aus ganz Europa aufgewachsen; die Samen und Jungbäume hatte der Biologe über viele Jahre hinweg selbst gesammelt: in Brandenburg, Österreich, Sizilien, Südfrankreich und Spanien. Noch vor Weihnachten sollen die Rotbuchen, rund 800 an der Zahl, die inzwischen eine Höhe von mehr als sechs Metern erreicht haben, in den Grunewald umziehen. „Es soll dort ein richtiger Wald entstehen“, sagt Forstreuter, „ein Klimawald.“

PD Dr. Manfred Forstreuter, Privatdozent am Institut für Biologie der Freien Universität, betreut das Rotbuchen-Projekt. Die Samen und Jungbäume hat der Biologe ...

PD Dr. Manfred Forstreuter, Privatdozent am Institut für Biologie der Freien Universität, betreut das Rotbuchen-Projekt. Die Samen und Jungbäume hat der Biologe ...
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wie die Rotbuchen unterschiedlicher Herkunft auf verschiedene Klimafaktoren reagieren, wird genau beobachtet und aufgezeichnet. „Wir wollen herausfinden, ob etwa Rotbuchen aus Sizilien besser mit Trockenstress zurechtkommen als heimische Populationen“, sagt Forstreuter. „Etwas vereinfacht gesagt, suchen wir nach der Rotbuche mit dem idealen Trockenheits- oder Hitze-Gen.“ Der Klimawandel verlaufe schlicht zu schnell, als dass sich die Rotbuchen auf natürliche Weise an die veränderten Bedingungen anpassen könnten. Und Försterinnen und Förster könnten zwar auf ein umfangreiches Wissen zurückgreifen – doch der Blick auf das zukünftige Klima verunsichere auch sie: „Es gilt so schnell wie möglich herauszufinden, welche Bäume heute gepflanzt werden müssen, damit der Wald eine Zukunft hat“, sagt Forstreuter. Den „Klimawald“ bezeichnet er als „angewandtes Experiment, um die forstliche Praxis zu unterstützen“.

... in verschiedenen europäischen Regionen gesammelt und seit 2002 nach Berlin verbracht. Das Bild zeigt, wie sie für die jeweils neuen Standorte im Grunewald markiert werden.

... in verschiedenen europäischen Regionen gesammelt und seit 2002 nach Berlin verbracht. Das Bild zeigt, wie sie für die jeweils neuen Standorte im Grunewald markiert werden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Helferinnen und Helfer gesucht

Für die Umpflanzung der Bäume in den Grunewald ist Forstreuter noch auf der Suche nach freiwilligen Helferinnen und Helfern. „Wer Zeit und Lust hat, am 19. und 20. Dezember im Grunewald Löcher zu graben und Bäume einzusetzen, ist herzlich willkommen“, sagt er. Um vorherige Anmeldung per E-Mail (manfred.forstreuter@fu-berlin.de) wird gebeten. Der Klimawald wird in der Revierförsterei Eichkamp im Forstamt Grunewald entstehen, in unmittelbarer Nähe zur Waldschule Grunewald und dem Waldmuseum.

Arbeit für eine ganze Forschergeneration

Forstreuter hofft, dass der Klimawald in Zukunft auch für pädagogische Zwecke genutzt wird. Er soll auch künftigen Generation von Studierenden und Forschenden der Freien Universität zur Verfügung stehen. „Es werden hoffentlich viele Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten entstehen“, sagt der Biologe. Das Heranwachsen des Waldes und das Auswerten der Daten werde Jahrzehnte beanspruchen. „Ich kann den Wald zwar anlegen, aber die Arbeit selbst werde ich in meiner Lebenszeit nicht vollenden können“, sagt er. „Das ist Arbeit für eine ganze Forschergeneration.“

Weitere Informationen

Freiwillige Helferinnen und Helfer für die Pflanzung im „Klimawald“

  • Donnerstag und Freitag, 19. und 20. Dezember 2019 von 9.00 bis 15.30 Uhr
  • Treffpunkt bei der „Klimawald“-Forschungsfläche auf dem Gelände des Waldmuseums des SDW im Grunewald, Königsweg 4, 14193 Berlin
  • Bitte Spaten mitbringen
Um Anmeldung wird gebeten unter E-Mail: manfred.forstreuter@fu-berlin.de, Telefon: 030 / 838-53164