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Why (no) milk?

Studentische Infokampagne wurde mit dem Bundespreis für Nachhaltigkeit 2019 ausgezeichnet

17.01.2020

Für die Infokampagne „Why (no) milk?“ hat Lea Schmitt eine Website, Sticker und Plakate designt.

Für die Infokampagne „Why (no) milk?“ hat Lea Schmitt eine Website, Sticker und Plakate designt.
Bildquelle: Lea Schmitt

„Über Fleisch wird viel geredet“, sagt Lea Schmitt. „Die Milchproduktion aber, die genauso mit der Massentierhaltung zusammenhängt, wird dabei immer noch wenig thematisiert.“ Ziemlich unbegründet, findet Lea Schmitt. Die Philosophiestudentin hat deshalb im Rahmen eines Seminars der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! der Freien Universität mit Kommilitoninnen das Projekt „Why (no) milk?“ entwickelt. Im Oktober vergangenen Jahres wurde es mit dem Bundespreis Nachhaltigkeit 2019 in der Kategorie „Vorsprung: Jugend“ ausgezeichnet.

Der Impuls und Anlass für das Projekt war das ABV-Seminar „Nachhaltigkeit konkret gestalten – Mensa der Zukunft“ im Wintersemester 2018/19. Darin beschäftigten die Studierenden sich mit der Frage, wie die Essensversorgung der Zukunft auf dem Campus der Freien Universität Berlin aussehen könnte. Mit Vorträgen, Filmen, einer Stop-Motion-Filmwerkstatt zum Thema Lebensmittelverschwendung und der Innovationsmethode Design Thinking entwickelten die Studierenden im Team eigene Projektideen, die sie im Januar vergangenen Jahres auf dem Campus eigenverantwortlich umsetzten. Emma Gauch, Noa Gellenbeck, Chiara Pocai und Lea Schmitt entwarfen dort die Infokampagne „Why (no) milk?“, die bereits zwei Mal auf dem Campus gezeigt wurde.

Harte Fakten für vegane Ernährung

Im Alter von sieben Jahren hat Lea Schmitt beschlossen, sich vegetarisch zu ernähren. Veganerin wurde sie vor sechs Jahren. „Als Kind fand ich es einfach traurig, dass Tiere geschlachtet werden“, erinnert sich die 21-Jährige. „Erst später habe ich erfahren, welche Auswirkungen die Massentierhaltung und der Konsum von Tierprodukten auch auf die Umwelt hat.“ Die harten Fakten wie beispielsweise der hohe Ausstoß von Treibhausgasen, der Einfluss auf das Klima und damit auf künftige Generationen, aber auch die schon gegenwärtigen globalen Auswirkungen und der enorme Ressourcenverbrauch waren Gründe für den Entschluss zur veganen Ernährung.

Lea Schmitt (2.v.l.) und Emma Gauch (2.v.r.) nahmen für das Projekt „Why (no) milk?“ den Bundespreis Nachhaltigkeit 2019 in der Kategorie „Vorsprung: Jugend“ entgegen.

Lea Schmitt (2.v.l.) und Emma Gauch (2.v.r.) nahmen für das Projekt „Why (no) milk?“ den Bundespreis Nachhaltigkeit 2019 in der Kategorie „Vorsprung: Jugend“ entgegen.
Bildquelle: Maxi Hirthe Fotografie

Mit dem Projekt „Why (no) milk?“ möchten die Studentinnen der Freien Universität Menschen informieren und für das Thema sensibilisieren – ohne aufdringlich zu sein. „Das ist mir ganz wichtig. Niemand soll das Gefühl bekommen, sich für sein oder ihr Essverhalten rechtfertigen zu müssen“, sagt Lea Schmitt. „Zu dieser Haltung kann Design viel beitragen.“ Für die Infokampagne hat sie eine Website, Sticker und Plakate designt und mit ihren Kommilitoninnen wissenschaftliche sowie alltägliche Infos zusammengetragen. Im Bereich „know why“ auf der Website lässt sich nachlesen, dass eine Kuh pro Jahr ungefähr so viel CO2 ausstößt wie ein durchschnittlicher Kleinwagen im selben Zeitraum. Oder dass für die Herstellung von Soja- oder Haferdrinks nur zehn Prozent der benötigten Wassermenge verbraucht wird, die für die Milchproduktion erforderlich ist.

„Die Seite soll einen Selbstlernprozess ermöglichen“, sagt Schmitt. „Wir möchten informieren und die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema geben.“ Die Studentinnen zeigen im Bereich „know how“ Alternativen zu Kuhmilch auf: Hafermilch sei „perfekt fürs Müsli und im Kaffee oder Kakao. Sie ist von Natur aus relativ süß und die Konsistenz ist Kuhmilch sehr ähnlich.“ Sojamilch dagegen eigne sich zum Kochen und Backen und lasse sich gut aufschäumen. Neben der Website zeigen die „Why (no) milk?“-Veranstalterinnen auch vor Ort am Infostand, den sie etwa bei den Hochschultagen Nachhaltigkeit + Klimaschutz aufgestellt hatten, verschiedene Sorten von Pflanzenmilch und pflanzlichem Käse zum Probieren.

Von jungen Studierenden für junge Studierende

Die Dozentin und Koordinatorin der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT!, Politikwissenschaftlerin Karola Braun-Wanke, ist von dem innovativen Projekt begeistert. Die Kampagne „Why (no) milk?“ zeige „beispielhaft, wie man ganz ohne Moralkeule über nachhaltigen Konsum informieren und viele Menschen zum Umdenken motivieren kann“.

„Why (no) milk?“ wurde für den „Bundespreis Nachhaltigkeit“ ausgewählt, weil das Info-Projekt – so die Jury-Begründung – „von jungen Studierenden für junge Studierende Modellcharakter hat und neben zielorientierter Arbeit auch einen hohen Grad an konkreter Umsetzbarkeit und Potenzial besitzt“. Zudem fanden es die Jurorinnen und Juroren bemerkenswert, dass mit Milch und Milchprodukten ein augenscheinliches Randthema in den Fokus gerückt wird.

Der Preis war eine Flatterulme – der Baum des Jahres 2019. Die Baumart gilt als widerstandsfähig und ist wenig bis gar nicht vom Ulmensterben betroffen. „Der Baum ist zum Glück noch nicht sehr groß, sodass ich ihn bequem im Bus mit nach Hause nehmen konnte“, sagt Lea Schmitt. Eingepflanzt werden soll er auf dem Campus der Freien Universität am Standort der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie, die den ABV-Kompetenzbereich „Nachhaltige Entwicklung“ an der Freien Universität koordiniert.

Weitere Informationen

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit stiftet den „Bundespreis Nachhaltigkeit“ als Auszeichnung für besonders nachhaltige Handlungen und Handlungsweisen in den Kategorien Gesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft. In diesem Jahr gab es erstmals die Sonderkategorie Vorsprung: Jugend.