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„Egal ob digital oder physisch – ein Auslandsaufenthalt ist niemals eine Einbahnstraße“

Professorin Gudrun Doll-Tepper feiert in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum als Teilnehmerin des „Erasmus+ Staff Mobility“-Programms

14.12.2020

Feiert dieses Jahr ihr 30. Jubiläum als Teilnehmerin des „Erasmus+ Staff Mobility“-Programms:Professorin Gudrun Doll-Tepper

Feiert dieses Jahr ihr 30. Jubiläum als Teilnehmerin des „Erasmus+ Staff Mobility“-Programms:Professorin Gudrun Doll-Tepper
Bildquelle: Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)

Wie können lange bestehende internationale Partnerschaften in Zeiten wie der gegenwärtigen Pandemie aufrechterhalten werden – ohne die Möglichkeit von Reisen? Wie viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stand auch Gudrun Doll-Tepper, Seniorprofessorin am Arbeitsbereich Integrationspädagogik, Bewegung und Sport der Freien Universität Berlin, vor dieser Frage. Seit 1990 ist sie jährlich im Rahmen des „Erasmus+ Staff Mobility for Teaching and Training (STT)“ Programms nach Belgien gereist, um an der KU Leuven, der ältesten und größten Universität Flanderns, zu unterrichten. Die vergangenen 29 Mal war sie in Belgien, diesmal ging das nicht: ihren Jubiläumsaufenthalt absolvierte sie digital. Campus.leben sprach mit Gudrun Doll-Tepper über die Erfahrung dieses ungewöhnlichen Reisens.

Frau Professorin Doll-Tepper, war für Sie sofort klar, dass Sie auch in diesem „besonderem“ Jahr wieder am „Erasmus+ Staff Mobility Programm“ teilnehmen werden?    

Ja, definitiv. Wir haben nun ja alle schon ein paar Monate Erfahrungen mit der neuen Normalität aus Online-Seminaren und Videokonferenzen gesammelt, darauf konnte ich gut aufbauen. Und auch in diesem Jahr konnte ich – so wie in all den Jahren zuvor – sehr auf die tatkräftige Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Erasmusbüros setzen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie haben Sie sich auf Ihren ersten digitalen Auslandsaufenthalt vorbereitet?

Ich habe den Studierenden bereits im Vorfeld meines Seminars im Rahmen des Masterstudiums „Adapted Physical Activity“, bei dem es um die Themen Bewegung, Sport und Spiel für Menschen mit Beeinträchtigungen geht, viel Material zur Vorbereitung gegeben. Sie sollten sich Videos und Texte anschauen, etwa den Essay einer Frau mit Behinderung lesen, die über ihre Situation geschrieben hat und über das, was sie als Mensch mit Behinderung am meisten bedrückt. Die Studierenden sollten mir dazu Fragen und Eindrücke im Vorfeld mailen. So konnte ich mich und die Studierenden sehr gut auf das Seminar vorbereiten.

Haben Sie Gefallen an digitalen Seminaren wie diesen gefunden?

Es ist aktuell nun mal so, wie es ist; das muss man ganz nüchtern und pragmatisch sehen. Wir müssen einfach aufgrund der Situation neue Wege und Ideen finden, und das wiederum ist gut.

Allerdings gestalte ich meinen Unterricht sonst sehr interaktiv, etwa mit Rollenspielen, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedliche Perspektiven einnehmen sollen. Ich achte dabei sehr auf die Mimik und Gestik. Online finde ich es teilweise sehr schwierig einzuschätzen, wie die Studierenden bestimmte Aussagen aufnehmen – etwa ob ein Witz oder ein Wortspiel, das ich gemacht habe, auch verstanden wurde. Im direkten Kontakt bekomme ich von den Studierenden einfach viel mehr Informationen vermittelt.

Was war Ihnen bei Ihrem ersten digitalen Auslandsaufenthalt besonders wichtig?

Vor Ort in Belgien habe ich immer sehr viel Kontakt zu den Studierenden auch jenseits des Seminarraums. Oft haben wir uns im Anschluss des Seminars auf eine heiße Schokolade getroffen, um weiter zu diskutieren. Es war mir besonders wichtig, diesen Austausch auch digital zu ermöglichen. Das heißt, ich stand und stehe meinen Studierenden auch im Anschluss an das zweitägige digitale Seminar per E-Mail, Video-Konferenz oder auf andere Weise für den Austausch zur Verfügung.

Es war für mich stets der größte Erfolg, wenn meine Seminare auch über ihre eigentliche Laufzeit hinaus weiterwirken. Ich habe heute noch Kontakt zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den ersten Jahren.

Würden Sie anderen Lehrenden einen digitalen Auslandsaufenthalt empfehlen?    

Digital oder physisch – ein Auslandsaufenthalt öffnet immer neue Fenster, das ist nie eine Einbahnstraße. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer meines diesjährigen Kurses kamen aus der ganzen Welt – zum Beispiel aus Pakistan und Nigeria. Das, was ich ihnen im Kurs vermitteln möchte, wird von meinen Studierenden ja auch reflektiert – so nehme ich auch immer wieder neue Informationen und Wissen aus den Kursen mit. Das ist einfach fantastisch, deshalb bin ich all die Jahre dabeigeblieben – auch in diesem Jahr.

Die Fragen stellte Melanie Hansen

Weitere Informationen

Im Rahmen des Erasmus+ Programms können nicht nur Studierende ein Studiensemester oder Praktikum im Ausland wahrnehmen; auch wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Angestellte von Hochschulen können sich für einen Auslandsaufenthalt bewerben und entweder für einen mehrtägigen oder mehrwöchigen Lehr-Anlass oder für eine Fort- und Weiterbildung ins europäische oder außereuropäische Ausland reisen:

Lehraufenthalte müssen mindestens acht Unterrichtsstunden pro Woche umfassen; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen Lehrerfahrungen sammeln, neue Lehrmethoden kennenlernen und Verbindungen zwischen Fachbereichen stärken und ausbauen. Der Aufenthalt kann auch der Vorbereitung künftiger Kooperationsprojekte oder der Verbesserung der Erasmus-Studierendenaustauschquoten dienen.

Aufenthalte zur Fort- und Weiterbildung können beispielsweise als Hospitationen, Studien- und Job-Shadowing-Besuchen sowie als Teilnahmen an Sprach- und Weiterbildungskursen stattfinden. Die Teilnahme an Konferenzen oder Forschungsaufenthalte können mit Erasmus+ jedoch nicht gefördert werden.

Virtuelle Erasmus+ Aufenthalte sind möglich, werden jedoch finanziell leider nicht gefördert.

 Weitere Informationen zur Erasmus+ Mobilität für Hochschulangestellte erteilt Ihnen Stefanie Ritter (stefanie.ritter@fu-berlin.de; 838 72188), Abteilung Internationales.