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„Ehrensache, hier mitzumachen“

Der „Piks“ für Beschäftigte – so läuft es in der Impfstelle der Freien Universität Berlin

11.06.2021

Ärmel hoch – und einen kleinen Piks später ist alles vorbei.

Ärmel hoch – und einen kleinen Piks später ist alles vorbei.
Bildquelle: Karin Bauer-Leppin

Seit wenigen Tagen können sich Mitarbeitende der Freien Universität Berlin in einer eigenen Impfstelle durch den Betriebsärztlichen Dienst gegen Covid-19 immunisieren lassen. Apothekerinnen und Apotheker und angehende Apothekerinnen und Apotheker aus dem Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin sowie Helfende aus vielen anderen Bereichen der Universität unterstützen die Ärztinnen des Arbeitsmedizinischen Zentrums der Charité – Universitätsmedizin Berlin bei der Impfung der Kolleginnen und Kollegen.

Ausgerechnet Kühlschränke. Sie sind es, die vor der Eröffnung der Impfstelle an der Freien Universität Berlin am meisten Sorgen bereiten. Nicht der Biontech-Impfstoff, der rechtzeitig zur Verfügung steht. Nicht die impfenden Ärztinnen und Ärzte vom Arbeitsmedizinischen Zentrum der Charité. Nicht die Helferinnen und Helfer, die sich in großer Zahl gemeldet haben und engagiert bei der Sache sind. Nicht die Terminbuchungsplattform, die Christian Mundhenk, Direktor der Zentraleinrichtung Hochschulsport, in kürzester Zeit aufgebaut hatte. Und am allerwenigsten die impfwilligen Kolleginnen und Kollegen, die sich schon kurz nach Öffnung dieser Plattform um die Termine bemüht haben, sodass die Impftermine schnell gut gebucht waren. Es sind die notwendigen Kühlmöglichkeiten, um den Impfstoff sicher zu lagern und dann in einem sogenannten Reinraum zu vereinzeln, die kurz vor Öffnung der Impfstelle Kopfzerbrechen bereiten.

Kühlschränke: überall ausverkauft

Kopfzerbrechen zum Beispiel bei Ariane Hamann von der Betriebstechnik. Seit dem frühen Morgen ist sie an diesem ersten Impftag an der Freien Universität unterwegs und koordiniert die letzten Vorarbeiten. Sie gehört zum Team, das die Impfstelle in den vergangenen Wochen aufgebaut hat. „Das hat wirklich Spaß gemacht und ging Hand in Hand. Alle haben mitgeholfen. Nur Kühlschränke waren ein Problem – die konnten nirgends beschafft werden. Sie waren überall ausverkauft. Am Ende haben wir über viele Umwege doch noch jemanden gefunden, der uns welche liefern konnte. Aber geglaubt habe ich es erst, als sie zwei Tage vor der Eröffnung eingetroffen sind.“

Jetzt sind sie da. Der Laden läuft und die Kühlung ist am heißen Eröffnungstag umso wichtiger. Ariane Hamann ist die erste, die an der Freien Universität geimpft wird – mit einem ordnungsgemäß gekühlten Impfstoff.

Sorgfältig zieht ein Mitarbeiter der Impfstelle eine Spritze auf.

Sorgfältig zieht ein Mitarbeiter der Impfstelle eine Spritze auf.
Bildquelle: Karin Bauer-Leppin

Auch Professorin Monika Schäfer-Korting haben die Kühlschränke beschäftigt. Sind sie wirklich richtig temperiert? Fünf Grad, die zulässige Schwankungsbreite ist gering. „Ich bin vor der Eröffnung immer wieder hergekommen und habe die Temperaturstabilität der Kühlschränke kontrolliert. Das muss man schon sehr genau nehmen“, so Monika Schäfer-Korting.

Die Apothekerin, bis 2020 Pharmakologie-Professorin an der Freien Universität, hat die fachliche Leitung des pharmazeutischen Bereichs übernommen und koordiniert gerade die eintreffenden Helferinnen und Helfer.

„Das war für mich Ehrensache, hier mitzumachen“, sagt sie. Und Freude mache es ihr obendrein. Bei der Vorbereitung und dem Austausch mit der Pharmazeutischen Leitung im Impfzentrum in der Berliner Messehalle hatte sie prompt ehemalige Studierende getroffen, die sich dort engagieren, und viel Unterstützung erlebt: bei der Logistik, dem Aufbau des Reinraums, der Qualitätssicherung und vielen anderen Fragen in der Handhabung des Impfstoffs und dem Ablauf aller zugehörigen Prozesse.

Gerade treffen wieder neue Helferinnen und Helfer aus der Pharmazie ein. Sie werden in den nächsten drei bis vier Stunden die Dosen – streng dem Bedarf der Ärzte angepasst – in Spritzen aufziehen und sich um die perfekte Lagerung des Materials, insbesondere des Impfstoffs, kümmern.

Mini-Vorlesung mit Praxis-Bezug

„Wir haben Ihre Impfdosis aufgezogen. Ihr Institut für Pharmazie“, steht auf Schildern, die sie stolz an die Wände gehängt haben. Monika Schäfer-Korting hilft beim Anlegen der Schutzkleidung, erinnert an die Desinfektion und erklärt Hintergründe zu Lagerung und Handhabung des Impfstoffs. Da geht es nicht nur darum, wie das Vakzin zu behandeln ist, sondern auch, warum das so ist. Eine Mini-Vorlesung mit Praxis-Bezug. Schließlich obliegt der Wissenschaftlerin auch die Qualitätskontrolle des ganzen Prozesses. An der Schnittstelle zwischen Ärzten und Apothekern arbeitet eine Krankenschwester, sie sorgt für die „just in time - Versorgung“ der Ärzte, damit kein kostbarer Tropfen verloren geht.

Auch Dr. Andrea Bör, Kanzlerin der Freien Universität, besuchte die Impfstelle.

Auch Dr. Andrea Bör, Kanzlerin der Freien Universität, besuchte die Impfstelle.
Bildquelle: Karin Bauer-Leppin

Professorin Charlotte Kloft hat sich um die Ansprache der Helferinnen und Helfer aus dem Institut für Pharmazie gekümmert. Zusammengekommen sind ehemalige Studierende, Promovierende der Pharmazie und andere – insgesamt 17 Engagierte –, zum Beispiel Ingo Siebenbrodt. Der promovierte Pharmazeut und wissenschaftliche Mitarbeiter unterrichtet Arzneimittelherstellung im Studiengang Pharmazie, aber mit dem Aufbereiten von Impfstoffen ist er seltener befasst.

Zur Schulung hat der Impfhersteller extra einige mit Wasser gefüllte Fläschchen als Dummies zur Verfügung gestellt. Nach dem Üben geht es an das echte Vakzin. „Schon spannend, so einen Impfstoff mal in der Hand zu haben“, sagt Ingo Siebenbrodt. Wenig später hat er die Dosis nicht nur in der Hand, sondern auch in seinem Arm. „Die Spritze habe ich ja selbst aufgezogen“, sagt er und lacht, als die Betriebsärztin Nicole Graupe sie aus der Nierenschale nimmt. „Hoffentlich gibt es keine allzu starken Nebenwirkungen. Ich will ja schließlich an den nächsten Tagen noch mithelfen.“

Vom ersten Moment an funktionieren Technik und Team

Außer Ärzten und Pharmazeuten helfen zahlreiche weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien Universität in der Impfstelle. Sie kümmern sich um den Einlass, die Anmeldung, sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Darum, dass jeder seine Unterlagen ausfüllt, den richtigen Impfnachweis bekommt und auch, dass den frisch Geimpften im Falle eines Falles Erste Hilfe zukommt und sie sich von der Impfung erholen können. Alles ist gut durchdacht, die Wege sind klar gekennzeichnet und der Stolz ist allen anzusehen – vom ersten Moment an funktionieren Technik und Team.

Erleichtert sind darüber auch Antonia Fegeler und Tobias Weise, Referentin und Referent der Kanzlerin Andrea Bör. Eine ungewohnte, aber auch spannende Aufgabe, so eine Impfstelle aufzubauen. Läuft alles an der Anmeldung? Hat jemand seinen Impftermin sausen lassen? Kann jemand anderes früher kommen und noch einen Kollegen oder eine Kollegin mitbringen? Und schon wieder klingelt das Handy, fragen die Helfenden um Rat.

Auch für sie ist Kühlung ein wichtiges Thema. Aber das hat eher mit den hohen Außentemperaturen zu tun.