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„Jede Impfung trägt dazu bei, die Pandemie zu überwinden“

Was bedeutet eine hohe Impfquote für das Wintersemester 2021/22? Ein Interview mit Vizepräsident Hauke Heekeren und Bachelorstudentin Silvana Blaube

14.07.2021

Mehr als 3600 Hochschulangehörige haben sich bislang in der Impfstelle der Freien Universität gegen das Coronavirus impfen lassen.

Mehr als 3600 Hochschulangehörige haben sich bislang in der Impfstelle der Freien Universität gegen das Coronavirus impfen lassen.
Bildquelle: Karin Bauer-Leppin

Mehr als 3600 Impfungen wurden in der Impfstelle der Freien Universität seit deren Start am 8. Juni durchgeführt. Insgesamt stehen dort bis Ende August rund 10 000 Dosen der mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer (Comirnaty) und Moderna (Spikevax) zur Verfügung. Warum sich Angehörige der Freien Universität jetzt impfen lassen sollten, und was eine hohe Impfquote für das kommende Wintersemester bedeutet – darüber sprechen im Interview Vizepräsident Professor Hauke Heekeren und Silvana Blaube vom Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften. Die Bachelorstudentin ist auch in der Fachschaftsinitiative Philosophie aktiv sowie im Fachbereichsrat, in der Kommission für Lehrangelegenheiten des Akademischen Senats und als Mentorin. Hauke Heekeren ist Arzt und Professor für Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften und leitet zusammen mit der Kanzlerin an der Freien Universität Berlin die Taskforce für das Corona-Krisenmanagement.

Herr Professor Heekeren, wer kann sich in der Impfstelle der Freien Universität impfen lassen? Was gibt es zu beachten?

Der Gesundheitsschutz aller Hochschulangehörigen hat für uns höchste Priorität. Die Impfstrategie ist dabei ein zentraler Aspekt. Die Impfstelle steht seit nunmehr einem Monat allen Beschäftigten und Studierenden der Freien Universität zur Verfügung.

Geimpft wird mit dem Wirkstoff von BioNTech/Pfizer und dem von Moderna. Inzwischen werden in der Impfstelle auch sogenannte Kreuzimpfungen durchgeführt: Wer also zuerst in einem Impfzentrum oder einer Arztpraxis den Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat, kann bei der Zweitimpfung zwischen BioNTech/Pfizer und Moderna wählen.

Auf der Webseite der Impfstelle ist zusammengefasst, worauf zu achten ist – wenn sich beispielsweise jemand nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung impfen lassen möchte.

„Wir tun alles dafür, damit die Studierenden wieder auf den Campus zurückkehren können“, sagt Vizepräsident Professor Hauke Heekeren. Damit das gelinge, sei es auch notwendig, dass sich möglichst viele Hochschulangehörige impfen ließen.

„Wir tun alles dafür, damit die Studierenden wieder auf den Campus zurückkehren können“, sagt Vizepräsident Professor Hauke Heekeren. Damit das gelinge, sei es auch notwendig, dass sich möglichst viele Hochschulangehörige impfen ließen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wie wird das Impfangebot angenommen?

Wir sind sehr zufrieden damit, wie das Impfen an der Freien Universität verläuft. Das ist nur möglich, weil so viele Menschen tatkräftig mitwirken.

Ich möchte mich deshalb bedanken bei den Ärztinnen und Ärzten des Arbeitsmedizinischen Zentrums der Charité – Universitätsmedizin Berlin, den externen Medizinerinnen und Medizinern, die uns unterstützen, und ganz besonders bei den Beschäftigten der Freien Universität, den Ersthelferinnen und -helfern, dem pharmazeutisch-technischen Personal, die den Betrieb der Impfstelle als Freiwillige unterstützen sowie den Mitarbeitenden der Technischen Abteilung. Auch Uni-Angehörige, die schon im Ruhestand sind, helfen mit.

Es ist beeindruckend, wie an der Freien Universität das Motto „Gemeinsam verantwortlich handeln“ von allen Beteiligten gelebt wird. Diese solidarische Haltung hat die Freie Universität in ihrer Geschichte immer wieder ausgezeichnet.

Frau Blaube, wie finden Sie das Impfangebot der Freien Universität?

Ich habe meine Erstimpfung in der Impfstelle der Freien Universität erhalten, der Termin für die zweite Impfung ist gebucht. Das ging schnell und unkompliziert, vor Ort verlief ebenfalls alles reibungslos. Für mich war das eine riesige Erleichterung, da es für Studis schwierig sein kann, über ein Impfzentrum oder eine Arztpraxis Impftermine zu bekommen.

Ich finde es super, dass die Uni als eine der ersten in Deutschland ihren Studierenden solch ein Angebot macht. Wenn man bedenkt, dass die Impfstelle in kurzer Zeit auf die Beine gestellt worden ist, ist es beeindruckend, wie gut organisiert  dort alles abläuft.

Warum ist es gerade für Studierende wichtig, sich impfen zu lassen?

Hauke Heekeren: Viele Studierende haben zwar aufgrund ihres Alters eine geringere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Spätfolgen auftreten, das sogenannte Long-COVID. Die Impfungen können dieses Risiko minimieren.

Wer geimpft werden kann und sich impfen lässt, leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die Pandemie zu überwinden. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass eine vierte Welle verhindert werden kann, wenn wir bei den Erwachsenen eine Impfquote von 85 Prozent erreichen. Bei vollständig Geimpften besteht zudem eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken.

„Sich impfen zu lassen, heißt solidarisch zu sein“, sagt Silvana Blaube. Eine hohe Impfquote unter den Studierenden sei notwendig, damit Präsenzveranstaltungen wieder stattfinden können.

„Sich impfen zu lassen, heißt solidarisch zu sein“, sagt Silvana Blaube. Eine hohe Impfquote unter den Studierenden sei notwendig, damit Präsenzveranstaltungen wieder stattfinden können.
Bildquelle: privat

Silvana Blaube: In den vergangenen Semestern hat ein studentisches Projektteam am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, in dem ich auch mitgewirkt habe, Studis gefragt, wie sie mit der Corona-Situation klarkommen. Da wurde deutlich, dass es vielen mental nicht gut geht: kaum soziale Kontakte, kein persönlicher Austausch mit anderen Studierenden oder Dozierenden – das ist enorm belastend.

Für uns als Projektteam war klar: Präsenzveranstaltungen auf dem Campus müssen wieder möglich werden! Aber das geht natürlich nur, wenn die Infektionszahlen weiterhin niedrig bleiben. Dafür ist das Impfen wichtig.

Natürlich weiß niemand, wie sich die Pandemie bis zum Herbst entwickelt, aber ich hoffe, dass bis dahin so viele Studis wie möglich vollständig geimpft sind.

Was bringt eine hohe Impfquote mit Blick auf das Wintersemester 2021/2022?

Hauke Heekeren: Wir tun alles dafür, damit die Studierenden im Wintersemester wieder auf den Campus zurückkehren können. In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir viel darüber gelernt, wie diese Pandemie funktioniert. Mit diesem Wissen können wir nun besser planen und schauen, unter welchen Bedingungen Präsenzlehre wieder durchgeführt werden kann.

Wovon hängt es genau ab?

Hauke Heekeren: Das sind im Wesentlichen vier Punkte: Erstens brauchen wir ein generelles niedriges Infektionsgeschehen in Deutschland. Dann können die eventuell auftretenden wenigen Infektionsketten gut zurückverfolgt und abgebrochen werden.

Zweitens benötigen wir eine hohe Impfquote, um das Risiko einer Ansteckung und einer Erkrankung so gering wie möglich zu halten. Je mehr Menschen geimpft sind, desto seltener werden sich außerdem Mutanten des Coronavirus entwickeln. Das ist ein ganz entscheidendes Argument dafür, sich jetzt impfen zu lassen.

Der dritte Punkt ist ein Testkonzept. Das heißt, diejenigen, die sich bis zum Beginn des Wintersemesters nicht impfen lassen konnten oder wollten, lassen sich regelmäßig testen, um an Präsenzveranstaltungen teilnehmen zu können. Für Personen, die dann bereits vollständigen Impfschutz haben, fiele das weg.

Viertens wird auch im Wintersemester empfohlen werden, in geschlossenen Räumen grundsätzlich einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und regelmäßig zu lüften.

Silvana Blaube: Sich impfen zu lassen, heißt solidarisch zu sein. Angefangen bei der Fahrt an die Uni – denn viele Studis würden dann wieder in vollen U- und S-Bahnen sitzen – bis hin zur Mittagspause in der Mensa, wo man sich mit anderen trifft: Eine hohe Impfquote ist für den Hochschulalltag wichtig, damit es gar nicht erst zu Corona-Ausbrüchen kommt.

Übrigens: Ende August starten wir mit dem Projektteam eine Umfrage, die sich an alle Studierenden der Freien Universität richtet. Dafür haben wir die „FU-Corona-Studi-Initiative“ gegründet. Wir wollen herausfinden, welche Wünsche und Bedürfnisse, vielleicht auch welche Sorgen Studis mit Blick auf das Wintersemester haben.