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Der Campus Düppel wächst: Bei einem Bürgergespräch wurden geplante Bauprojekte vorgestellt

Neue Institute und höchste Standards in der Tierhaltung: Dekanat des Fachbereichs Veterinärmedizin und Technische Abteilung informieren über Baupläne für den Campus Düppel der Freien Universität

18.03.2022

Das Bürgergespräch zu den Bauvorhaben auf dem Campus Düppel fand in der veterinärmedizinischen Bibliothek statt.

Das Bürgergespräch zu den Bauvorhaben auf dem Campus Düppel fand in der veterinärmedizinischen Bibliothek statt.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher 

Fast bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt war die veterinärmedizinische Bibliothek im Herzen des Campus Düppel am Nachmittag des 11. März. Wo sonst Studierende und Forschende auf Literatursuche gehen, hatte das Dekanat des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität die direkte Nachbarschaft eingeladen, um gemeinsam mit der Technischen Abteilung die Weiterentwicklung am Standort Düppel vorzustellen. Die Pläne sind bei den Anliegenden nicht unumstritten, denn für die Umsetzung wird auch sogenanntes „Grabeland“ genutzt, das in der Übergangszeit von Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern bewirtschaftet wurde. Diese kurzfristig kündbaren jährlichen Pachtverträge wurden jetzt vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf gekündigt.

Rund 40 Interessierte waren der Einladung zur Informationsveranstaltung gefolgt und nutzten die Möglichkeit zur kritischen Diskussion – umgeben von Sammlungen der Bibliothek und Archiven mit Schätzen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Darunter etwa die „Abhandlung von Verhütung der Pferdekrankheiten, welche ihren Grund in fehlerhafter Beschaffenheit der Ställe, des Futters, des Wassers, der Luft und der Bewegung haben“ von James Clark.

Eine historische Rarität, erschienen vor 232 Jahren – und doch hätte der Buchtitel für die Veranstaltung nicht passender sein können. Denn im Fokus der sich anschließenden Diskussion standen vor allem die Pläne für einen mustergültigen Aktivstall samt Weide- und Koppellandschaft für rund 20 Pferde, die der Fachbereich dringend für seine Studiengänge benötigt.

Der Fachbereich Veterinärmedizin zählt weltweit zu den besten

Mit rund 1200 Studierenden, 29 Professuren, 500 wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Beschäftigten ist der Fachbereich Veterinärmedizin einer von nur fünf in ganz Deutschland und zählt weltweit zu den besten veterinärmedizinischen Hochschuleinrichtungen. Auch für die lokale tierärztliche Versorgung in der Stadt spielt er eine unverzichtbare Rolle. In den Fachbereichs-Kliniken der Freien Universität Berlin werden jährlich rund 6000 Haus-, Heim- und Wildtiere, 1500 Pferde, sowie 400 Nutztiere behandelt und zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe aus der Region betreut.

Aus der Vogelperspektive: der Campus Düppel, auf dem im Laufe der kommenden Jahre alle veterinärmedizinischen Institute der Freien Universität angesiedelt sein sollen.

Aus der Vogelperspektive: der Campus Düppel, auf dem im Laufe der kommenden Jahre alle veterinärmedizinischen Institute der Freien Universität angesiedelt sein sollen.
Bildquelle: Dirk Laubner

Einst ein Rittergut vor den Toren Berlins, hat sich der Standort Düppel im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einem renommierten Zentrum für Veterinärmedizin entwickelt. Hier befinden sich bereits 12 der 15 Institute des Fachbereichs sowie 4 Tierkliniken – und der Campus wächst in Zukunft weiter.

Die Planungen der Freien Universität folgen dabei dem Ziel, beste Ausbildungsmöglichkeiten für Studierende und angehende Tierärztinnen und Tierärzte zu gewährleisten, moderne, interdisziplinäre Forschung zu stärken, und dem Anspruch, dem Tierwohl für die am Fachbereich in Lehre und Forschung eingesetzten Tiere im Höchstmaß gerecht zu werden. Die damit verbundenen hohen Standards in der Tierhaltung sollen zudem auch künftigen Tierärztinnen und Tierärzten bei Ihrer späteren amtlichen Aufgabe der Überwachung des Tierwohls in Tierhaltungen als Richtschnur dienen.

Langfristige Entwicklung des Campus Düppel

Die Entwicklung der Liegenschaft in ihren Grundzügen ist schon seit 25 Jahren festgeschrieben. In Anlehnung an das Fusionsgesetz von 1992 sollen alle Einrichtungen des grundständigen Studiums des Fachbereichs Veterinärmedizin am Standort Düppel zusammengefasst werden. Die möglichen Baufelder für die Veterinärmedizin wurden daher mit der Stadtplanung des Bezirks Steglitz-Zehlendorf bereits in den 1990er Jahren abgestimmt.

Ausgelagert sind zurzeit noch das Institut für Pharmakologie und Toxikologie sowie das Institut für Anatomie in der Koserstr. 20, das Institut für Tierernährung in der Königin-Luise-Str. 49 (Domäne Dahlem), Teile des Instituts für Lebensmittesicherheit und -hygiene in der Philippstraße (Berlin Mitte) sowie die Abteilung Reproduktionsmedizin der Klinik für Pferde und der Studiengang Pferdewissenschaften in Bad Saarow.

1997 wurde das städtebauliche Strukturkonzept für den Endausbau des Campus Düppel zusammen mit dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf aufgestellt und 2007 fortgeschrieben. Im Flächennutzungsplan von Berlin ist das Gesamtgelände mit der Zweckbestimmung Hochschule und Forschung vorgesehen. Alle vorgesehenen Baumaßnahmen werden gemeinsam mit dem Bezirk abgestimmt und mit dem Strukturkonzept abgeglichen.

Das Flurstück 783 östlich der Robert-von-Ostertag-Straße mit einer Größe von 4,9 Hektar diente dabei als letzte Flächenreserve und wurde im Jahr 2016 in Zusammenhang mit dem Neubau des Forschungshauses TZR (Tiermedizinisches Zentrum für Resistenzforschung) an die Freie Universität Berlin übertragen.

Das Ziel: die Zusammenführung aller tiermedizinischen Institute auf dem Campus Düppel

Die Rückführung der bislang noch dezentral untergebrachten Institute soll sukzessive mittelfristig abgeschlossen werden. Dies ist Teil einer Hochschul-Standort-Entwicklungsplanung, die vorsieht, in einem Zeitrahmen von 2022 bis 2046 alle universitären Gebäude und Liegenschaften zu modernisieren und Lehre und Forschung bedarfsgerecht unterzubringen.

Neben der sukzessiven Sanierung der bestehenden Gebäude auf dem Campus werden für die hinzukommenden Institute auch Ersatz- und Neubauten errichtet, aktuell sind das:

  • Das Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene (ILH) (Investition i. H. v. 28 Mio. Euro) ist z. Z. in Planung, der Baubeginn für die Hauptmaßnahme ist in 2022 geplant.
  • Darüber hinaus muss bis Ende März 2023 die Rückführung der Abteilung Reproduktionsmedizin der Klinik für Pferde aus Bad Saarow erfolgt sein, da bis dahin dieser (gemietete) Außenstandort u. a. wegen Kritik des Rechnungshofes an den hohen Kosten aufgegeben werden muss. Für die Labore und Funktionsräume der Abteilung Reproduktionsmedizin wird auf dem Campus Nord im Bereich der bisherigen Pferdeklinik ein Neubau errichtet (Investitionen i. H. v. 1 Mio. Euro).
  • Für die für den Studiengang Veterinärmedizin (mit derzeit 1061 Studierenden) und den Studiengang Pferdewissenschaften (mit derzeit 123 Studierenden) genutzten Ausbildungs- und Prüfungspferde der Klinik für Pferde, die bisher zu großen Teilen in Bad Saarow untergebracht sind, ist aus Tierschutz-Gründen ein mustergültiger Aktivstall mit angrenzenden Koppel- und Weideflächen vorgesehen. Diese sollen in direkter Nähe zur Pferdeklinik angesiedelt werden, um hier Übergänge zwischen den Bereichen Pferdeklinik, Aktivstall und Weidefläche sicherstellen zu können (Investitionen i. H. v. 1 Mio. Euro).

    Diese Bereiche werden ausschließlich für die Bedarfe von Lehre und Forschung des Fachbereichs Veterinärmedizin genutzt und müssen zum Umzug aus Bad Saarow bereitstehen. Das bedeutet, dass Mitte 2022 dort die erforderlichen Baumaßnahmen begonnen werden müssen, um den Umzug bis Ende März 2023 sicherstellen zu können. Vor Baubeginn sind voraussichtlich auch Beseitigungen von Altlasten erforderlich.

Bebaubare Flächen, Landschaftsschutzgebiet, Grünzug und Ausgleichsmaßnahmen

Der Campus Düppel wird durch den Königsweg in einen Nord- und einen Südcampus geteilt. Der Nordcampus wird östlich und westlich durch Landschaftsschutzgebiete begrenzt, in denen keine Baumaßnahmen zulässig sind. Hierzu gehört auch der Reitplatz östlich der Klinik für Pferde. Auch wenn diese Flächen für die Bedarfe der Aktivställe mit Weideflächen durch ihre direkte Anbindung an die Pferdeklinik prädestiniert wären, kann hier demnach leider nicht gebaut werden.

Die Institutsgebäude am Südcampus sollen von einem breiten Grünzug zur angrenzenden Bebauung umgeben werden, der in seiner Nutzung als Weideflächen für den zu Lehr- und Forschungszwecken dienenden Tierbestand der Veterinärmedizin dienen soll. Dies ist westlich der Robert-von-Ostertag-Straße schon seit Langem realisiert und wird jetzt auch für den östlichen Teil folgen. Der Grünzug dient gleichzeitig als Frischluftschneise für die angrenzende Wohnbebauung. Auf den Flächen des Grünzugs ist eine Bebauung nicht zulässig.

Die durch die Versiegelung von Freiflächen notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen mit Kosten von bis zu 500 000 Euro entstehen in erheblichem Umfang im Zuge des Neubaus TZR, der durch das Land Berlin errichtet wird. Die Freie Universität Berlin hat sich bereiterklärt, die notwendigen Abstimmungen und die Umsetzung zu übernehmen und neben der Restaurierung von Flächen am sogenannten Tränkepfuhl im Landschaftsschutzgebiet östlich der Pferdeklinik insbesondere auf dem Flurstück 783 eine strukturelle Aufwertung von Freiflächen durch Hecken- und Streuobstpflanzung als etwa 12 Meter breiten Grünstreifen entlang der Grundstücksgrenze zur Wohnbebauung Singener Weg kurzfristig in der Pflanzperiode 2022/23 durchzuführen. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf begrüßt diesen Ansatz.

Ställe und Weideflächen

Für die vorgesehene Herde von 20 Pferden ist geplant, einen sogenannten Aktivstallbereich mit Sandausläufen, einer Liegehalle, automatisierten Fressständen mit Lager zu errichten, der im Anschluss auf eine großflächige durch automatische Tore für die Tiere frei zugängliche Weide als Auslauf führt. Geeignete Flächen in räumlicher Nähe zur Klinik für Pferde liegen ausschließlich auf dem Flurstück 783.

Diese Flächen dienen der universitären Lehre und Forschung und werden als mustergültige Anlage einer zukunftsweisenden, tiergerechten Pferdehaltung im Freien geplant und betrieben. Eine möglichst direkte Anbindung an die Klinik für Pferde mit den Lehr-, Forschungs-, Klinik- und Stallflächen ist für die Studierenden, das Pflegepersonal und den Betrieb der Anlage sehr wichtig, der Zugang wird daher direkt am Königsweg liegen.

Durch die Baumaßnahme ILH entfallen am bisherigen Standort von 2022 an dauerhaft Weideflächen für Klauentiere, die als Ersatz im südlichen Teil des Flurstücks 783 hergerichtet werden müssen.

Großes Interesse an Information und Austausch

Angesichts der Flächenbedarfe und mangels sinnvoller Alternativen, die in den vergangenen Monaten intensiv geprüft wurden, konnte die Informationsveranstaltung des Fachbereichs den Wunsch einiger Pächterinnen und Pächter nach Erhalt der Grabeland-Nutzung nicht erfüllen. Sie hat aber das große Interesse der Nachbarschaft an Information und Austausch verdeutlicht. Ein Anliegen, das die Freie Universität bei der Weiterentwicklung des Campus Düppel fest im Blick haben will.