Anfang Juni verwandelt die Initiative SUSTAIN IT! den Campus der Freien Universität Berlin eine Woche lang in ein Labor für eine sozial-ökologische Transformation. Auf dem Programm stehen rund 30 Aktionen, Ausstellungen und Events – organisiert von Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kulturschaffenden und ehrenamtlich Engagierten aus Berlin. Die SUSTAIN IT! Hochschultage finden zum siebten Mal statt. Dieses Mal unter dem Motto „Sustainability Days – Zukunft selber machen!“. Alle sind herzlich eingeladen mitzumachen, mitzudiskutieren und mitzugestalten.

campus.leben sprach mit zwei Mitgliedern der Organisationsteams: Isabella Pfusterer studiert im deutsch-französischen Doppelmaster „Politikwissenschaft – Affaires internationales“ und ist zum vierten Mal an der Vorbereitung der Hochschultage beteiligt. Karola Braun-Wanke ist Projektleiterin am Fachbereich Geowissenschaften und hat die Initiative „SUSTAIN IT“ mitgegründet. Sie organisiert die Hochschultage gemeinsam mit Studierenden seit dem Start im Jahr 2011.

Frau Braun-Wanke, Frau Pfusterer, wer hat die Programmpunkte für die „Sustainability Days“ gestaltet?

Isabella Pfusterer: Das ist ganz unterschiedlich: Es engagieren sich Studierende und Beschäftigte der Freien Universität, wir laden aber auch externe Gäste ein, etwa Nichtregierungsorganisationen, die Workshops und Vorträge anbieten. Die meisten Teilnehmenden sind ehrenamtlich dabei. Bachelor-Studierende haben jedoch die Möglichkeit, für ihre Projekte ECTS-Punkte im Kompetenzbereich Nachhaltige Entwicklung der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV) zu erwerben. Dafür arbeiten wir mit zwei Dozierenden zusammen, die entsprechende Lehrveranstaltungen anbieten. Außerdem haben wir ein Netzwerk von externen Initiativen aufgebaut, die wir ansprechen und einladen.

Karola Braun-Wanke: Anfangs hatten wir, wie jedes Jahr, die Befürchtung, dass es zu wenig Aktionen geben könnte. Aber das Gegenteil ist der Fall. Unser Programm ist wie immer prall gefüllt.

Was ist neu in diesem Jahr?

Isabella Pfusterer: Die Hochschultage sind jedes Mal ein bisschen anders, weil das Programm von den Menschen abhängt, die sich beteiligen. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel sehr viel inhaltlichen Input durch die „Sustainability Talks“. An dieser Reihe mit Vorträgen und Diskussionen wird auch die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch teilnehmen, außerdem einige Forschende der Freien Universität Berlin, die ihre wissenschaftlichen Projekte vorstellen.

Karola Braun-Wanke: Mit den Hochschultage sprechen wir alle an. Wir rufen quasi in die in die Hochschule „hinein“ und schauen, wer sich meldet und mitmachen will. SUSTAIN IT! versteht sich als offene Kommunikations-, Vernetzungs- und Mitmach-Plattform. Wir bieten mit den Hochschultagen einen Rahmen für Menschen, die selbst Aktionen und Events zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz anbieten wollen.

Wer organisiert diesen Rahmen?

Isabella Pfusterer: Zum Team gehören in der Regel Studierende, studentische Hilfskräfte und Menschen, die ehrenamtlich bei SUSTAIN IT! mitwirken. Das diesjährige Organisationsteam besteht aus fünf Studierenden, die aus dem deutsch-französischen Masterprogramm „Politikwissenschaft – Affaires internationales“, aus dem Fachbereich Geowissenschaften und dem Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften kommen. Mit dabei ist zudem Judith Hübner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle für Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung (NUN) im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, und Frau Braun-Wanke, die die Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz leitet.

Worum wird es im „Sustainability Talk“ mit Bettina Jarasch am Mittwoch gehen?

Karola Braun-Wanke: Frau Jarasch wird über Klimaneutralität in Berlin und über die Rolle der Hochschulen sprechen. Die Freie Universität Berlin hat sich ja selbst das Ziel gesteckt, Klimaschutz bei allen Entscheidungen zu berücksichtigen und bis 2025 klimaneutral zu werden. Wir müssen als Institution überzeugen, damit, wie wir arbeiten, wie wir lehren und wie wir unseren Campus bewirtschaften. Wir haben schon Einiges erreicht, aber es gibt noch viele dicke Bretter zu bohren.

Was sollte man auf keinen Fall verpassen und warum?

Isabella Pfusterer: Das Programm ist wirklich bunt – von Vorträgen über Klimawandelfolgen und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit bis hin zu „Do it yourself“-Workshops. Mit den „Sustainability Days“ wollen wir möglichst positiv vermitteln, wie wichtig Nachhaltigkeit ist.

Im Foyer vor der Hauptmensa und im Außenbereich auf der Otto-von-Simson-Straße kann man spontan vorbeischauen und und bei vielen Aktionen mitmachen. Für einige Events und Workshops ist jedoch eine Anmeldung erforderlich, etwa für die Vorstellung der acht Projekte, die den FUturist-Award der Freien Universität erhalten haben und nun erste Ergebnisse präsentieren. Ein Highlight ist sicher auch die „Sustainable Campus Tour“ – ein Hörspaziergang per Browser-App. Auch für den Workshop zur Klimanotstandserklärung der Freien Universität wünschen wir uns engagierte Teilnehmende.

Karola Braun-Wanke: Ich empfehle den Besuch der Foto-Installation „Shift“ der Berliner Fotokünstlerin Susanne Wehr in der kleinen Apfelplantage vor dem Seminarzentrum. Gleich daneben ist die Performance „Tauchgang ins Artenreich“ der Regisseurin Luzia Schelling zu sehen. Aber natürlich lohnt sich bei allen Programmpunkten ein Besuch, denn überall kann man miteinander ins Gespräch kommen, neue Kontakte knüpfen und sich austauschen.

Was bleibt? Gibt es nachhaltige Effekte?

Karola Braun-Wanke: Das hängt von den Beteiligten ab. Es gibt immer wieder Projekte, die für die Hochschultage entwickelt wurden und sich verstetigt haben. Aus dem studentischen Projekt „Tafel der Ver(sch)wendung“ ist zum Beispiel 2016 der FUdsSharing Fairteiler als dauerhafte Einrichtung entstanden.

Isabella Pfusterer: Das Engagement für Nachhaltigkeit hört bei den Hochschultagen nicht auf. Wir wollen Menschen erreichen und motivieren, entweder bei den Hochschultagen im nächsten Jahr oder auch schon früher ihr eigenes Projekt zu starten.

Brauchen Sie noch Hilfe?

Karola Braun-Wanke: Ja, unbedingt. Viele Events brauchen viele helfende Hände. Wir suchen unter anderem noch Unterstützung für die Kunstinstallation. Wer kurzfristig helfen möchte, kann sich in eine Liste eintragen.