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Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Bei den diesjährigen SUSTAIN IT! Hochschultagen unter dem Motto „Sustainability Days – Zukunft selber machen“ warb Umweltsenatorin Bettina Jarasch: „Kommen Sie in die Klimaberufe!“

10.06.2022

„Veränderungen machen Angst. Wir müssen vermitteln, dass es für uns alle viel zu gewinnen gibt: eine lebenswerte Stadt“, sagte die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Bündnis 90/Grüne) in ihrem Vortrag.

„Veränderungen machen Angst. Wir müssen vermitteln, dass es für uns alle viel zu gewinnen gibt: eine lebenswerte Stadt“, sagte die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Bündnis 90/Grüne) in ihrem Vortrag.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Liegestühle auf der während der Hochschultage autofreien Otto-von-Simson-Straße, geschmückt mit wildbienenfreundlichen Blumen: Hier plaudern Menschen angeregt darüber, wie sie Gärten naturnah und ökologisch gestalten können oder wie Verkehr und Energie zukunftsfähig gestaltet werden können. Nach der langen „Coronapause“ gab es bei den „SUSTAIN IT! Hochschultagen“ vom 7. bis 10. Juni wieder die Möglichkeit, sich auf dem Campus zu treffen und bei zahlreichen Mitmachangeboten zu diskutieren und neue Möglichkeiten für sich zu entdecken.

Seit 2010 engagieren sich Studierende und Mitarbeitende der Hochschule bei der Initiative SUSTAIN IT! in den Gemeinschaftsgärten oder dem FUdsharing-Fairteiler und gestalten Lehr- und Bildungsformate rund um die Themen einer nachhaltigen Entwicklung. Damit leistet die Initiative einen Beitrag dazu, die selbstgesteckten Klima- und Nachhaltigkeitsziele der Freien Universität zu erreichen.

Nachhaltigkeit im Alltag leben

Im Alltag können alle ganz konkret einen Beitrag leisten, sich mit Konsumgewohnheiten und Lebensstilen auseinanderzusetzen. Bei den Hochschultagen gab es eine Kleidertauschbörse, bei FURad wurden Fahrräder durchgecheckt und repariert, und Studierende boten an, Schlüsselanhänger aus Kronkorken zu basteln. Dabei tauschten sich die Besuchenden über Ideen und Strategien für eine zukunftsfähige Stadt aus.

Vor einem größeren Publikum sprach am Mittwoch Bettina Jarasch, Berlins Umweltsenatorin (Bündnis 90/Grüne) und im Übrigen eine Alumna der Freien Universität. Die Absolventin eines Studiums der Philosophie sowie Politik- und Literaturwissenschaft sprach zum Thema: Wie steht es um die anvisierte Klimaneutralität in Berlin?

Die Maßnahmen, die notwendig sind, um das Ziel „Klimaneutralität bis 2045“ zu erreichen, werden schmerzen – da machte Bettina Jarasch den Zuhörenden keine Illusionen. Was leicht zu bewirken sei, sei umgesetzt worden. „Jetzt müssen wir rein in Zielkonflikte, die wehtun.“ Ein Thema sei die Nutzung öffentlichen Raumes. „Autos stehen meist 23 Stunden am Tag herum – und verbrauchen Fläche.“ Damit nicht weiterhin in zweiter Reihe parkende Lieferfahrzeuge Staus verursachen, müsse die Devise lauten: Ladezonen statt Parkplätze. Diese Forderung mache sie bei vielen Autofahrenden natürlich nicht gerade populär.

„Veränderungen machen Angst. Wir müssen vermitteln, dass es für uns alle viel zu gewinnen gibt: eine lebenswerte Stadt“, sagte die Senatorin. Ein weiterer Zielkonflikt, diesmal „Öko-Öko“: „Wir in Berlin wollen grünen Strom. Da können wir aber nicht erwarten, dass Brandenburg alles mit Photovoltaik-Anlagen und Windrädern zupflastert.“ Sie lasse aktuell prüfen, wo im Berliner Stadtgebiet Windräder aufgestellt werden könnten. Auch Landschaftsschutzgebiete dürften nicht tabu sein.

Mit Blick auf die vielen Stände der SUSTAIN IT! Hochschultage vor dem Fenster des Seminarraums sagte Bettina Jarasch: Jeder Einzelne und jede Einzelne könne das Konsumverhalten überdenken, das sei wichtig. „Aber es gibt Dinge, die kann nur die Politik bewirken – die Infrastruktur aus- und umbauen, zum Beispiel.“ Besonderer Druck bestehe in Berlin im Gebäudesektor, wobei vor allem die energetische Sanierung im Fokus stehe. Da gerate man wiederum in einen Interessenkonflikt, diesmal mit dem Denkmalschutz.

„Wir brauchen Sie in den Klimaberufen!“

Das allergrößte Problem auf dem Weg zur Klimaneutralität laute nämlich: Fachkräftemangel. „Stadtplanerinnen und Stadtplaner sind Goldstaub“, sagte Bettina Jarasch. „Wir brauchen diese Leute!“ Ebenfalls umworben seien Handwerker und Handwerkerinnen. Die Solarpanele müssten schließlich auf den Dächern befestigt werden, dazu benötige man Fachwissen. „Wir brauchen Sie in den Klimaberufen!“, appellierte die Senatorin eindringlich. „Also bitte kommen Sie, vielleicht schon nach dem Bachelor. Nichts von dem, was Sie politisch von mir fordern, kann ich machen, wenn mir die Leute fehlen.“ Ganz im Sinne der SUSTAIN IT! Hochschultage erhielt Bettina Jarasch zum Abschied keinen Blumenstrauß, sondern ein Tomatenpflänzchen aus dem Gemeinschaftsgarten der Initiative.

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