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Gemeinsam für mehr Gleichstellung

Forschende der Freien Universität, der University of Cape Coast und der Kenyatta University haben gemeinsam Maßnahmen für mehr Chancengleichheit an Hochschulen entwickelt

14.10.2022

Bei einem Workshop Ende August haben die Projekt-Beteiligten ihre Ergebnisse zusammengefasst und Pläne für die weitere Zusammenarbeit skizziert.

Bei einem Workshop Ende August haben die Projekt-Beteiligten ihre Ergebnisse zusammengefasst und Pläne für die weitere Zusammenarbeit skizziert.
Bildquelle: Rakaia El-Kasaby

Wie kann Geschlechtergerechtigkeit an Hochschulen gefördert werden? Mit dieser Frage befasst sich ein Team von deutschen, ghanaischen und kenianischen Gleichstellungsbeauftragten und Forschenden in einem Projekt. Seit 2019 arbeiteten die Verantwortlichen der Freien Universität und der University of Cape Coast (UCC, Ghana) gemeinsam in dem Projekt mit dem Titel Equal Opportunities in Higher Education, seit 2021 ist auch die Kenyatta University (KU, Kenia) beteiligt. Gefördert wird das Projekt – kurz EQUIP – vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In einem einwöchigen Workshop an der Freien Universität wurden die Ergebnisse aus dem Projekt, das Ende dieses Jahres abgeschlossen wird, zusammengefasst und Pläne für die Zukunft skizziert. 

Wenn es um Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung geht, stehen Frauen oft im Fokus. Zu Recht, findet die promovierte Religions- und Kulturwissenschaftlerin Pacificah Florence Okemwa. „Natürlich haben auch Männer mit Stereotypen und Geschlechterdiskriminierung zu kämpfen. Und auch sie sind sexueller Gewalt ausgesetzt. Aber insgesamt sehen wir doch, dass Frauen strukturell, also im größeren Ausmaß, davon betroffen sind“, erklärt sie.

 


v.l.n.r.: Akua Opokua Britwum, Gülay Çağlar, Pacificah Florence Okemwa und Wendy Stollberg

v.l.n.r.: Akua Opokua Britwum, Gülay Çağlar, Pacificah Florence Okemwa und Wendy Stollberg
Bildquelle: Rakaia El-Kasaby

Pacificah Florence Okemwa arbeitet am Department of Gender & Development Studies der Kenyatta University in Kenia. Gemeinsam mit anderen Forschenden der Kenyatta University sowie der Freien Universität Berlin und der ghanaischen University of Cape Coast hat sie in dem Projekt EQUIP Maßnahmen für mehr Chancengleichheit an Hochschulen entwickelt. 

„Train the trainers, spread the message“

„Uns ging es vor allem darum, die vielen guten Ideen und Ansätze zu dem Thema in den Strukturen der Universitäten zu verankern“, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Professorin Akua Opokua Britwum. Sie forscht an der University of Cape Coast zu Geschlechter- und Arbeitsverhältnissen. 

Dazu gehört zum Beispiel ein Weiterbildungsprogramm für Gleichstellungsbeauftragte an der UCC. Diese sollen dann als Trainer*innen wiederum Beschäftigte der UCC und anderer Universitäten in der Region zu Gleichstellungsbeauftragten ausbilden. Mit dem „Train the trainers“-Ansatz soll die UCC auch über die Landesgrenzen Ghanas hinaus zum Wissenszentrum für das Thema Gleichstellung werden und als führende Einrichtung in der Ausbildung von Gleichstellungsbeauftragten agieren.

An der Freien Universität gibt es seit 2010 ein vergleichbares Weiterbildungsprogramm: FUTURA richtet sich an Gleichstellungsverantwortliche an Hochschulen und diente dem Programm an der UCC als Vorbild. Aber: „Man kann die Gleichstellungsstrategie, die wir verfolgen, nicht eins zu eins auf ghanaische oder kenianische Hochschulen übertragen,” erklärt Gülay Çağlar, Projektleiterin und Professorin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität.

Ein weiteres Ergebnis von EQUIP ist ein Handbuch, das die Beteiligten von der UCC und vom Team Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität für ihre Universitäten erarbeitet haben. In dem Leitfaden, der sich an die Trainer*innen des Weiterbildungsprogramms richtet, werden die Module mit Inhalten, Lernzielen und Methoden erklärt.

Geschlechterdiskriminierung gebe es überall, aber der Umgang damit unterscheide sich von Land zu Land stark. „Ich finde zum Beispiel, dass die kenianische Bevölkerung Homosexualität sehr offen thematisiert. Das wünsche ich mir auch in Ghana“, sagt Akua Opokua Britwum. Positiv überrascht habe sie, dass es in Deutschland gesetzliche Maßnahmen für mehr Gleichstellung gibt.

Wie geht es weiter?

„Mit unserer Arbeit in der Gleichstellung konzentrieren wir uns sehr stark auf unsere Hochschulen. Die KU und die UCC hingegen engagieren sich auch an Schulen mit verschiedenen Projekten zum Thema Gleichberechtigung”, sagt Wendy Stollberg, an der Freien Universität Berlin Referentin im Team Zentrale Frauenbeauftragte; sie ist zudem für die Projektkoordination von FUTURA zuständig. Hier könne die Freie Universität noch aktiver werden und sich ein Beispiel an den afrikanischen Hochschulen nehmen, sagt sie: „Geschlechterdiskriminierung beginnt ja nicht erst an einer Universität.“

Zudem sei es aus genderinklusiver Sicht nicht ausreichend, ausschließlich von Männern und Frauen zu sprechen. „Das Thema Gleichstellung ist sehr vielschichtig“, sagt Gülay Çağlar. Deshalb sollen zukünftig Aspekte von trans, inter und nicht-binärer Geschlechteridentität noch mehr einbezogen werden.

Das EQUIP-Projekt ist bald abgeschlossen. Endet damit auch die Zusammenarbeit der Beteiligten? „Auf keinen Fall! Wir haben schon Pläne für weitere Kooperationen, zum Beispiel Tagungen und gemeinsame Forschungsprojekte“, sagt Gülay Çağlar. „Wer bei EQUIP mitgemacht hat, war mit Herzblut dabei. Wir wollen das Engagement aufrechterhalten.“