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Das war das Jahr 2022

Ehrendoktorwürde für eine 100-Jährige, ein Leibniz-Preis, zwei große Forschungsneubauten, ein neues Präsidium

21.12.2022

Hier wird gelernt, gelehrt, geforscht, gearbeitet: die Freie Universität mit der Rostlaube auf dem Dahlemer Campus.

Hier wird gelernt, gelehrt, geforscht, gearbeitet: die Freie Universität mit der Rostlaube auf dem Dahlemer Campus.
Bildquelle: Katrin Plank-Sabha

Auch der Rückblick auf dieses Jahr muss so beginnen: 2022 war kein Jahr wie jedes andere. Zwar scheint der Höhepunkt der Corona-Pandemie überwunden, aber mit ihren Folgen haben viele Menschen zu kämpfen, auch Studierende. Der Krieg in der Ukraine bewegt die ganze Welt – er hat Auswirkungen auch auf wissenschaftliche Einrichtungen und dort Beschäftigte. Die Klimakrise wird durch eine akute Energieversorgungskrise verstärkt, auf die auch die Freie Universität Berlin reagieren muss. Im Mai erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin. Anita Traninger wird mit einem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Im Sommer hat ein neues Präsidium an der Freien Universität seine Arbeit aufgenommen. 2022 kein Jahr wie jedes andere.

Solidarität mit der Ukraine

Half mit ihrem Blog Geflüchteten aus der Ukraine eine Unterkunft zu finden: die ukrainische Biowissenschafts-Studentin Krystyna Krupko.

Half mit ihrem Blog Geflüchteten aus der Ukraine eine Unterkunft zu finden: die ukrainische Biowissenschafts-Studentin Krystyna Krupko.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Am Tag nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Freie Universität alle Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Russland auf Eis gelegt und damit eine jahrzehntelange Zusammenarbeit unterbrochen. Das betrifft den Studierendenaustausch, die Partnerschaft mit der Universität St. Petersburg sowie das im Dezember 2021 virtuell eröffnete Büro der russischen Uni auf dem Dahlemer Campus.

Das Verbindungsbüro der Freien Universität in Moskau wurde geschlossen und in die georgische Hauptstadt Tbilissi verlegt. Dennoch: Alle Menschen sind weiterhin an der Freien Universität willkommen – unabhängig von ihrer Herkunft.

Rasch wurden Hilfsprogramme für geflüchtete Wissenschaftler*innen und Studierende ins Leben gerufen. Groß war an der Universität der Wunsch zu helfen. Vom Krieg betroffene Forschende konnten sich für ein Überbrückungsstipendium bewerben. Für ukrainische Studierende, die nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, wurde ein Notfallfonds eingerichtet. Zudem bietet die Freie Universität Deutschkurse für Geflüchtete an.

Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben in den vergangenen neun Monaten ihr Land verlassen, zahlreiche Menschen kamen nach Berlin. Krystyna Krupko, Studentin und Mitarbeiterin am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie und selbst aus der Ukraine, vermittelte Unterkünfte über ihr Blog „Help Ukraine to Find a Shelter“. Angehörige der Freien Universität, die sich privat für ukrainische Geflüchtete engagierten, vernetzten sich über das Blog „Help Ukraine“ untereinander.

„Verantwortungsvoller Journalismus im Krieg“, so war eine Online-Veranstaltung der Freien Universität im März überschrieben. Drei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft haben Leitgedanken in einem Papier zusammengefasst. Das pauschale Anprangern aller aus Russland stammenden Menschen sei jedenfalls keine Lösung, heißt es darin.

Am 6. und 7. Oktober trafen sich Osteuropa-Expertinnen und -Experten an der Freien Universität, um sich über die Folgen des russischen Krieges auf die Osteuropa-Studien auszutauschen.

Sollte es ein Sondertribunal zur Bestrafung der Gewalttaten und Verbrechen gegen die Ukraine geben? Der Rechtswissenschaftler Helmut Aust initiierte dazu eine öffentliche Debatte auch mit ukrainischen Vertreter*innen.

Was die Freie Universität außerdem bewegte

Am 25. Mai 2022 wurde Margot Friedländer mit der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin ausgezeichnet. Das Foto zeigt sie im Henry-Ford-Bau bei dem anschließenden Podiumsgespräch.

Am 25. Mai 2022 wurde Margot Friedländer mit der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin ausgezeichnet. Das Foto zeigt sie im Henry-Ford-Bau bei dem anschließenden Podiumsgespräch.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Besondere Momente im Audimax: Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wurde mit der Ehrendoktorwürde der Freien Universität ausgezeichnet. Die inzwischen 101-Jährige überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt, wanderte nach dem Krieg in die USA aus und zog 2010 zurück in ihre Heimatstadt Berlin. Als Zeitzeugin erzählt sie vor allem in Schulen von ihren Erfahrungen.

Mit der Auszeichnung würdigte der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften Margot Friedländers überragende Verdienste als Botschafterin der Erinnerung und Menschlichkeit. Sehen Sie hier einen Kurzfilm über die Verleihung.

Am 16. Februar wurde Universitätspräsident Günter M. Ziegler im Amt bestätigt. Mit ihm haben vier Vizepräsidentinnen und -präsidenten ihr Amt angetreten. In campus.leben erläutern sie, was sie sich für ihre Amtszeit vorgenommen haben. 

Die Romanistin Anita Traninger erhält den wichtigsten deutschen Forschungspreis: einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preis. Im Interview verrät sie, was die ausgezeichnete Rhetorikforschung mit ihrer persönlichen Herkunft zu tun hat. 

Für ihren ersten großen öffentlichen Auftritt in Deutschland hatte sich Amy Gutmann den Henry-Ford-Bau an der Freien Universität ausgesucht. In ihrer Rede, sprach die neue US-Botschafterin über den Krieg in der Ukraine, die „Zeitenwende“ und über die Wahrheit amerikanischer Redensarten. 

Die gewaltsame Unterdrückung der Proteste im Iran bewegen die Menschen auf der ganzen Welt. Die Freie Universität Berlin solidarisierte sich mit den Menschen im Iran.

Klima und Energie – in diesem Jahr ein Thema mit besonderem Fokus

Die in der Folge des Ukraine-Kriegs gestiegenen Kosten für Heizung und Strom treffen auch die Freie Universität. Damit die Räume für Studierende, Lehrende, Forschende und Beschäftigte weiter offenbleiben können, musste der Energieverbrauch um mehr als 10 Prozent gesenkt werden.

Auf den Dächern der Freien Universität Berlin: Mit derzeit neun Photovoltaikanlagen erzeugt die Universität jährlich rund 600.000 Kilowattstunden sauberen Strom.

Auf den Dächern der Freien Universität Berlin: Mit derzeit neun Photovoltaikanlagen erzeugt die Universität jährlich rund 600.000 Kilowattstunden sauberen Strom.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Beim Rundgang während der Sustainability Days informierte sich Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Mitte) über Nachhaltigkeitsprojekte der Freien Universität und ihrer Partner.

Beim Rundgang während der Sustainability Days informierte sich Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Mitte) über Nachhaltigkeitsprojekte der Freien Universität und ihrer Partner.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Der Hochschule ist es in den vergangenen Jahren gelungen, ihren Energieverbrauch um 30 Prozent zu reduzieren. Acht Projekte, die unmittelbar dazu beitragen sollen, den Campus nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen, wurden am 8. Juni bei der „FUturist“-Preisverleihung ausgezeichnet.

Die Preisvergabe war Teil der Sustainability Days, die sich rund um die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit drehten. Vier Tage lang verwandelte sich der Campus – die Hochschule will bis 2025 klimaneutral werden – in ein Wirklabor für sozial-ökologische Transformation. Auch die Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Bettina Jarasch war dabei. Die Alumna der Freien Universität möchte die Stadt Berlin bis 2045 klimaneutral machen.

Endlich wieder Campus

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause konnte die Freie Universität in der „Langen Nacht der Wissenschaften“ wieder ihre Labore, Archive und Hörsäle für die Öffentlichkeit öffnen.

Am 16. Juni wurde auf dem Campus der Sommer gefeiert. Teilnehmerstärkstes Team des Campus Run, der am selben Tag stattfand und zum siebten Mal überhaupt, war das Team „Global“ der Abteilung Internationales: Viele, die zur International Week an die Freie Universität gereist waren, hatten kurzentschlossen das Trikot übergezogen und waren am Start. Sehen Sie hier einen Kurzfilm über das Sommerfest und den Campus Run (mit einem Teilnahmerekord von 1110 Läufer*innen!):

Eine von Studierenden initiierte Umfrage hat ermittelt, wie es Studierenden während der Pandemie ergangen ist. Ein Ergebnis der nichtrepräsentativen Studie: Es ging (und geht) nicht allen gut – aber es ist für viele gut zu wissen, damit nicht alleine zu sein. 

Diese Umfrage und weitere Studien waren der Anlass, ein Mental-Health-Programm an der Freien Universität aufzulegen. Ein Baustein dabei sind acht support.points auf dem Campus. Dort erhalten Studierende Erste Hilfe bei Fragen zu psychischer Gesundheit. Die ersten drei Anlaufstellen sind bereits eröffnet, ab Januar folgende weitere. 

Susanne Baer, Richterin am Bundesverfassungsgericht, warnte in ihrem Festvortrag zum 74. Geburtstag der FU: „Wo Gender-Lehrstühle gestrichen und Finanzmittel für Klimaforschung gekürzt werden sollen, da steht die Wissenschaft als Ganzes unter Druck.“

Susanne Baer, Richterin am Bundesverfassungsgericht, warnte in ihrem Festvortrag zum 74. Geburtstag der FU: „Wo Gender-Lehrstühle gestrichen und Finanzmittel für Klimaforschung gekürzt werden sollen, da steht die Wissenschaft als Ganzes unter Druck.“
Bildquelle: Christoph Assmann

Am 2. Dezember kamen zahlreiche Gäste im Audimax zusammen, um gemeinsam den Gründungstag der Freien Universität zu feiern. Zum diesjährigen 74. Geburtstag hielt Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer einen mitreißenden Festvortrag. Anhand der drei Leitbegriffe im Siegel der Freien Universität Berlin – veritas, iustitia, libertas, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit – erläuterte die Juristin, wie sich Hochschulen und Forschende gegen zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit wappnen und wie sie sich engagieren können.

International

Die Internationalisierung mobilisiert längst nicht mehr nur Studierende, Lehrende und Forschende, sondern auch Beschäftigte: So kamen im Mai Mitglieder der Partneruniversität Hebrew University Jerusalem zu einer gemeinsamen Fortbildung mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Freien Universität in Dahlem zusammen.

Bis zu einer Woche lang konnten Beschäftigte der Freien Universität ihre Fachkolleg*innen an europäischen Partneruniversitäten besuchen und in ihrem Arbeitsalltag begleiten. Möglich machte dies das Jobsharing-Programm „Live my Life“ der Universitätsallianz Una Europa. Teil des Projekts sind neben der Freien Universität die Unis in Bologna, Edinburgh, Helsinki, Leuven, Madrid, Leiden, Kraków, Dublin, Paris und Zürich.

Bei einem Workshop im August haben Forschende der Freien Universität, der University of Cape Coast und der Kenyatta University gemeinsam Maßnahmen für mehr Chancengleichheit an Hochschulen entwickelt.

Neue Forschungsbauten

Zwei große Forschungsneubauten wurden in diesem Jahr in Betrieb genommen: Am 26. April wurde das neue Tiermedizinische Zentrum für Resistenzforschung auf dem veterinärmedizinischen Campus in Berlin-Düppel feierlich eröffnet. 90 Forschende, unter anderem aus der Virologie, Parasitologie und Immunologie, wollen dort herausfinden, wie sich Krankheitserreger eindämmen lassen, die gegen Medikamente resistent sind. 60 Millionen Euro hat das neue Haus gekostet, es ist bundes- und europaweit das erste seiner Art. 

Die SupraSwing von Künstlerin Katja Marie Voigt steht neben dem neuen Forschungsbau SupraFAB. Chemieprofessor Rainer Haag (re.), Physikprofessorin Stephanie Reich (Mitte) und Peter Lange (li.), ehemals Kanzler der FU, weihten die Schaukel ein.

Die SupraSwing von Künstlerin Katja Marie Voigt steht neben dem neuen Forschungsbau SupraFAB. Chemieprofessor Rainer Haag (re.), Physikprofessorin Stephanie Reich (Mitte) und Peter Lange (li.), ehemals Kanzler der FU, weihten die Schaukel ein.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ein großes Haus für kleine Teilchen nahm am 30. Mai seinen Betrieb auf: In den Biolaboren des SupraFAB-Gebäudes in der Dahlemer Altensteinstraße wird unter anderem an der Blockade von Virus-Zell-Interaktionen geforscht. Ziel dieser Forschung ist es, Viren daran zu hindern, an der Oberfläche der menschlichen Zelle anzudocken und sie krankzumachen. Die Forschung könnte künftig im Kampf etwa gegen das Corona-Virus zur Anwendung kommen.

Weitere Bauvorhaben sind in Planung: Auf dem Campus Düppel sollen 20 Pferde und andere Nutztiere des Fachbereichs Veterinärmedizin in den kommenden Jahren ein neues Zuhause erhalten. Bei einem Bürgergespräch wurden die geplanten Bauprojekte vorgestellt.

Das ehemalige US-Militärkrankenhaus an der Fabeckstraße wird zum Gründungs- und Technologiezentrum FUBIC umgebaut. Im „Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin“ sollen 80 junge Firmen mit bis zu 1000 Beschäftigten einziehen, neben Büros entstehen auch dringend benötigte Laborflächen. Das Gebäude soll voraussichtlich im Herbst 2025 in Betrieb genommen werden.

Neu am Start

Allgegenwärtiger Zugang zu Wissen, vernetzte und digitalisierte Archive, neue Technologien der Verarbeitung der stetig wachsenden Datenmengen – die Digitalisierung verändert auch die Geisteswissenschaften. Auf den Wandel antwortet die Freie Universität mit dem Aufbau des Ada Lovelace Center for Digital Humanities (ADA), das am 3. Juni mit einem Symposium eröffnet wurde.

Im Interview erläutert Universitätspräsident Günter M. Ziegler das Projekt FUtureIT. Neuer „Chief Information Officer“ von FUtureIT ist Informatikprofessor Jochen Schiller. Johannes Posel hat das Amt des IT-Sicherheitsbeauftragten von Dietmar Dräger übernommen, der es 21 Jahre innehatte.

Neu gestartet ist auch das INTERACT Zentrum für Interdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung. Drei Nachwuchsgruppen leisten dort Beiträge etwa zur Aufarbeitung der Diktatur in Argentinien, zum Verständnis des Arabischen Frühlings von 2011 oder zur Rolle der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich in Tunesien.

Am 20. Oktober hat der neue Sonderforschungsbereich „Intervenierende Künste“ seine Arbeit aufgenommen. Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fächern und Universitäten erforschen dort, wie sich Kunst in Politik und Gesellschaft „einmischt“.

Im Sommer wechselte Kathrin Zippel von der Northeastern University in Boston an die Freie Universität Berlin. Die Soziologin erforscht auf einer Einstein-Professur Perspektiven von Gender und Intersektionalität in der Wissenschaft. 

Wie funktioniert das eigentlich? Die Dahlemer Wissenschaftsgespräche erklären es. Die am 2. November gestartete Veranstaltungsreihe zu naturwissenschaftlichen Forschungsthemen findet im Zweimonatsrhythmus statt.

Aus Forschung und Lehre

Viele Erkrankungen haben einen evolutionären Ursprung. In der universitären Lehre gehört die evolutionäre Medizin jedoch nicht zum Standardprogramm. Damit sich das ändert, machte ein neues universitätsübergreifendes Lehrmodul unter dem Dach der Berlin University Alliance Studierende der Biologie, Biochemie, Human- und Veterinärmedizin mit evolutionären Konzepten vertraut.

Eine Studie eines Forschungsteams um den Biologen Matthias Rillig fand heraus, dass Spraylackierungen und Anstrichfarben umweltbelastendes Mikroplastik in Böden hinterlässt. Im Berliner Mauerpark, nahe der mehrfach übersprühten Graffitiwände, fanden die Wissenschaflter*innen die höchste Konzentration von Mikroplastik, die je in Erdproben nachgewiesen wurde. 

Städtische Grünflächen haben großes Potenzial, Schmetterlinge und Wildbienen in großer Vielfalt zu bewahren und so das Insektensterben zu verringern. Vorausgesetzt, es wird selten gemäht. Das konnte der Biologe Jens Rolff mit seinem Team in einer Studie zeigen. Das Team verglich 28 Studien aus Europa und Nordamerika, darunter befanden sich auch Daten aus dem Projekt „Blühender Campus“ an der Freien Universität, das von der Mitautorin Sophie Lokatis aufgebaut wurde. 

Vom 19. bis 21. Oktober lud ein DFG-Projekt anlässlich einer neuen kritischen Hannah-Arendt-Gesamtausgabe zu einer Konferenz an die Freie Universität ein. Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen befassten sich zum ersten Mal mit neu edierten und kommentierten Materialien aus Arendts großer Studie „Origins of Totalitarianism“. 

Forschende vom Institut für Meteorologie untersuchten die Ursachen von Hitzewellen und Dürreperioden. Der Meteorologe Henning Rust erforscht Blockierungen – ein immer häufiger auftretendes Phänomen, das zu Extremwetter führen kann.

Initiative „Blühender Campus“: Auf den Blühwiesen, die über den gesamten Campus der Freien Universität verteilt sind, wurde das Mähen stark reduziert. Forschende konnten dort eine bis zu vierzigfach höhere Menge an Insekten nachweisen.

Initiative „Blühender Campus“: Auf den Blühwiesen, die über den gesamten Campus der Freien Universität verteilt sind, wurde das Mähen stark reduziert. Forschende konnten dort eine bis zu vierzigfach höhere Menge an Insekten nachweisen.
Bildquelle: Initiative Blühender Campus

Die Tierärztin Vivian Kral und der Pharmazeut Christian Zoschke haben ein E-Learning-Angebot für tierversuchsfreie Forschung entwickelt: Das 3Rs Info Hub versammelt die besten Methoden auf einer Lernplattform

Der Geoinformatiker Fabian Fassnacht beteiligte sich an „FutureForst“. Das Projekt soll mithilfe Künstlicher Intelligenz den von Hitze, Trockenheit und Starkregen bedrohten Wald gegen den Klimawandel wappnen

„Wie viel Queerness steckt im deutschen Fußball?“, fragten sich im November die Beteiligten einer Konferenz, die vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft organisiert wurde. 

Postsowjetische Literatur: Der Exzellenzcluster „Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective“ war im September mit einer Veranstaltungsreihe beim 22. Internationalen Literaturfestival Berlin präsent. 

Was hält eine Gesellschaft zusammen? Wie wichtig ist zivilgesellschaftliches Engagement für den sozialen Kitt? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Forschende der Berlin University Alliance während der Themenwoche „Social Cohesion“.

Die Landtage waren in der Pandemie weder untätig noch abgehängt – das ist das Ergebnis einer von der Politologin Sabine Kropp geleiteten Studie.

Open Access: Mehr als 60 Prozent der wissenschaftlichen Fachartikel von Berliner Forschenden sind frei zugänglich

Der Protest zahlreicher wissenschaftlicher Einrichtungen in ganz Deutschland gegen die Kürzungen von Bundesmitteln war erfolgreich: „Biotip“ kann weitergeführt werden. Das Bundeswissenschaftsministerium hatte im Juli die Förderung für das laufende Klima- und Biodiversitätsverbundprojekt, an dem auch die Freie Universität beteiligt ist, zunächst gestoppt. 

Förderung

Stipendiat*innen des Deutschlandstipendiums bedanken sich für die Unterstützung. In der ersten Reihe (v.l.n.r.): Lara Shaker und Chiara Schreiber. In den zwei hinteren Reihen: Ariel Miller Salazar, Johannes Strehle, Sena Çalışkan und Deitra Myers.

Stipendiat*innen des Deutschlandstipendiums bedanken sich für die Unterstützung. In der ersten Reihe (v.l.n.r.): Lara Shaker und Chiara Schreiber. In den zwei hinteren Reihen: Ariel Miller Salazar, Johannes Strehle, Sena Çalışkan und Deitra Myers.
Bildquelle: Patricia Kalisch

BUA Career Development Award: Eine sechsmonatige Auszeit, um Zeit für die Forschung zu haben – diese Chance bot der von der Berlin University Alliance ausgelobte Career Development Award. Gefördert wurden herausragende Postdoktorandinnen und Postdoktoranden wie der Lateinamerika-Historiker Nino Vallen.

Elf Jahre Deutschlandstipendium an der Freien Universität: Die Anzahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten an der Hochschule hat sich seit der Programmeinführung vervielfacht: 2022 können sich 192 Studierende über die Förderung freuen, mit der nicht nur akademische Leistung, sondern auch soziales Engagement gewürdigt wird.

Ausgezeichnet

Ein Preis, zwei Autoren: Im Sommer unterrichteten die Berliner Literaturpreisträger Thomas Meinecke und Steffen Mensching ihre Schreibwerkstätten mit Studierenden am Peter Szondi-Institut.

Fledermaus-Forscherin Ahana Aurora Fernandez erhielt den Marthe-Vogt-Preis. Die Biologin untersuchte die Lautäußerungen von Großen Sackflügelfledermäusen in den tropischen Regenwäldern Costa Ricas und Panamas.

Mit einem der diesjährigen DAAD-Preise für internationale Studierende wurde die Veterinärmedizinstudentin Carine Hadjadene ausgezeichnet: für ihr soziales Engagement und ihre sehr guten Studienleistungen. 

Für ihr Engagement in der Nachwuchsförderung wurde die Psychologieprofessorin Bettina Hannover von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie mit dem Martin-Irle-Preis ausgezeichnet

Das Institut für Chemie und Biochemie verlieh den Klung-Wilhelmy-Wissenschafts-Preis für Chemie an die in Bochum lehrende Professorin Viktoria Däschlein-Geßner. 

Der Kammerchor des Collegium Musicum Berlin ist „Deutscher Chormeister 2022“

Feste, Jubiläen und runde Zahlen

  • Die wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr verschobene Feier zum 50-jährigen Bestehen des Lateinamerika-Instituts wurde am 18. Juni mit einem Festakt nachgeholt.
  • Das Dahlem Humanities Center feierte am 8. November 15-jähriges Bestehen.
  • Und noch ein 15. Geburtstag: Das 2007 von der Freien Universität gestartete Projekt „Technik und Naturwissenschaften an Schulen“ (TuWaS!) feierte im Juni Jubiläum.
  • Der Akademische Senat der Freien Universität trat am 9. November zur 800. Sitzung zusammen. Die runde Zahl bot Anlass für einen kleinen Rückblick auf die Geschichte des Gremiums.
  • Das Weiterbildungszentrum wurde 50, das Italienzentrum 25 Jahre.
  • Und auch das Hochschulrechenzentrum ZEDAT blickte auf seine 50-jährige Geschichte zurück.

Vorträge und Antrittsreden (Auswahl)

Prof. Dr. Ferenc Krausz hielt am 2. November 2022 im Max-Kade-Auditorium der Freien Universität Berlindie 21. Einstein Lecture.

Prof. Dr. Ferenc Krausz hielt am 2. November 2022 im Max-Kade-Auditorium der Freien Universität Berlindie 21. Einstein Lecture.
Bildquelle: Christoph Assmann

Ausgründungen

Das Start-up Omiqa Bioinformatics analysiert Proben von Tumorzellen aus der Biobank der Charité, um molekulare Merkmale von Tumoren zu identifizieren, die gut auf Thermotherapie angesprochen haben.

Das Start-up Omiqa Bioinformatics analysiert Proben von Tumorzellen aus der Biobank der Charité, um molekulare Merkmale von Tumoren zu identifizieren, die gut auf Thermotherapie angesprochen haben.
Bildquelle: Michael Fahrig

Wie werde ich meinen Akzent los? Das ist eine Frage, die viele Menschen beschäftigt, die in einem Land mit fremder Sprache leben. Drei Absolventen der Freien Universität sind überzeugt, die Antwort gefunden zu haben: mithilfe künstlicher Intelligenz. Ihre App „Sylby“ korrigiert Nutzerinnen und Nutzer, wenn sie ein laut vorgelesenes Wort falsch aussprechen.

Die App „Mio Health“ soll dabei helfen, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu vermeiden.

Mit Hitze gegen Krebs? Gemeinsam mit Forschenden der Freien Universität und der Charité untersucht das Start-up Omiqa Bioinformatics, wie Hyperthermie die herkömmlichen Therapieverfahren unterstützen kann.

„Jetzt geht’s los – wir gründen ein Start-up!“ Der Podcast „Abenteuer Ausgründung“ erzählt acht Start-up-Geschichten aus der Freien Universität.

Die Freie Universität Berlin trauert

Siegward Lönnendonker im APO-Archiv

Siegward Lönnendonker im APO-Archiv
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Am 3. September ist Siegward Lönnendonker gestorben. Seit den siebziger Jahren war er der Chronist der Freien Universität. Jochen Staadt würdigte den Soziologen, Archivar und Musiker in einem Nachruf. Lönnendonkers APO-Archiv ist heute Teil des Universitätsarchivs, das von Birgit Rehse geleitet wird. Auch sie erinnerte an den Verstorbenen

Am 27. April gedachte die Freie Universität Mahmud Azhars. Der Biochemie-Doktorand war vor 32 Jahren an den Folgen eines rassistischen Angriffs auf dem Campus der Universität gestorben. Eine Gedenktafel wurde im März an den heutigen Standort des Instituts für Biochemie verlegt.

In „Wir trauern“ erinnert die Freie Universität an ihre Mitglieder, die im Laufe dieses Jahres verstorben sind.


Die campus.leben-Redaktion wünscht ihren Leserinnen und Lesern frohe und erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Wir freuen uns auf ein gesundes Wiedersehen!