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Eine Kantine für den neuen Campus

Vor 70 Jahren – im März 1953 – wurde der Mensa-Neubau auf dem Campus Dahlem eröffnet / Heute ist dort die japanisch inspirierte Mensa Shokudō untergebracht

15.03.2023

Als die Freie Universität im Wintersemester 1948/49 ihren Lehrbetrieb aufnahm, sorgte zunächst eine hölzerne Mensabaracke für die Verköstigung von Studierenden und Lehrenden. Zu Beginn der fünfziger Jahre wurden die Architekten Hermann Fehling und Peter Pfankuch mit einem Neubau beauftragt: Auf dem Gelände hinter dem Haus in der Boltzmannstraße 3, dem ersten Hauptgebäude der Freien Universität, sollte die „Keimzelle des neuen Campus“ entstehen. Das Mensagebäude, das zwischen 1951 und März 1953 an der Van't-Hoff-Straße 6 errichtet wurde, war der erste Neubau. Die ehemalige Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät – heute Sitz des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft – und die ehemalige Juristische Fakultät – der heutige Fachbereich Rechtswissenschaft – folgten in den Jahren 1957/1958 mit Bauten des Architekturbüros Geber & Risse.

Die Mensa I ist das frühe Hauptwerk der Architekten Fehling und Pfankuch. Beide entwarfen wenige Jahre später gemeinsam mit ihrem Kollegen Daniel Gogel auch den ersten Bauabschnitt des von 1956 an entstehenden Studentendorfs Schlachtensee; für dessen zweiten Bauabschnitt von 1962 an zeichneten Fehling und Gogel allein verantwortlich.

Der Mensa-Bau im Stil der funktionalen Moderne der 1920er-Jahre sollte sich von den Dahlemer Villen und Landhäusern sowie den benachbarten Gründerzeitgebäuden der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft absetzen, deren Nachfolgerin die Max-Planck-Gesellschaft ist; zu diesen Gebäuden zählt der heutige Hahn-Meitner-Bau.

Und der Mensa-Bau sollte die Brücke schlagen zum neuen Campus: Ihr gegenüber, am Ende des Parks – der sogenannten Studentenaue –, wurde zwischen 1952 und 1954 der Henry-Ford-Bau errichtet. Das Hörsaalgebäude wurde von den Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller entworfen und wie die Mensa aus Mitteln der US-amerikanischen Ford Foundation finanziert.

1975 wurde das Mensagebäude grundlegend umstrukturiert und erweitert – ebenfalls von den Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel – Peter Pfankuch war zu dem Zeitpunkt aus der Bürogemeinschaft ausgeschieden. Neu ist seitdem das haushoch schiffskielartig vorspringende Wandstück mit eingeschnittenem Fensterband zur Van’t-Hoff-Straße hin.

Von Ende August 2009 an wurde der Mensabetrieb nur noch im Erdgeschoss weitergeführt. Das Studierendenwerk Berlin, das alle Berliner Mensen betreibt, hätte für eine komplette Sanierung des alten Gebäudes rund drei Millionen Euro investieren müssen, was unter anderem am großen Energiebedarf und der auf drei Etagen ausgedehnten Küchen- und Sitzplatzeinrichtung lag. Während der Sanierung der Juristischen Bibliothek war von November 2009 an zunächst der Hauptlesesaal in den freigewordenen Obergeschossen der Mensa untergebracht, von 2012 an Teile der Erziehungswissenschaftlichen Bibliothek während der Baumaßnahmen der Campusbibliothek.

Anfang 2010 wurde im Erdgeschoss die erste vegetarische Mensa Deutschlands eröffnet – die Veggie-Mensa No. 1 des Studierendenwerks Berlin. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Mensa 2020 schließen. Im Dezember 2022 öffnete sie nach langem Umbau unter dem Namen „Shokudō“ - japanisch für Mensa - mit einem japanisch inspiriertem Fusion-Konzept.

Weitere Informationen

Die architekturgeschichtlichen Informationen sind dem Buch „Freie Universität Berlin – Ein Architekturführer zu den Hochschulbauten“ entnommen. Herausgegeben von Martina Schilling, 2011, Braun Publishing AG.

Ein Dank gilt dem Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin für die freundliche Unterstützung.