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Klimafreundlich zum Campus

Auf Grundlage von Umfrageergebnissen arbeitet die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie daran, die Mobilität auf dem Campus noch rad-, fuß- und klimafreundlicher zu gestalten

02.08.2023

Wie kommen Sie an die Freie Universität? Was könnte die Uni tun, um die Anfahrt zu erleichtern und klimafreundlicher zu gestalten? Das wollte die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie in einer Umfrage von Studierenden und Beschäftigten wissen.

Wie kommen Sie an die Freie Universität? Was könnte die Uni tun, um die Anfahrt zu erleichtern und klimafreundlicher zu gestalten? Das wollte die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie in einer Umfrage von Studierenden und Beschäftigten wissen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die meisten Studierenden und Beschäftigten der Freien Universität sind generell zufrieden mit der Mobilität zum und auf dem Campus. Das hat eine universitätsweite Umfrage gezeigt. Konkrete Verbesserungsvorschläge gibt es aber auch. Nun arbeitet ein Team der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz an deren Umsetzung. Eine nächste Umfrage ist im kommenden Jahr geplant.

Wie werden die Wege zur Universität zurückgelegt? Welche Probleme gibt es dabei? Was könnte die Uni tun, um die Anfahrt zu erleichtern und klimafreundlicher zu gestalten? Alle Studierenden und Beschäftigten der Hochschule wurden im vergangenen Jahr gebeten, diese und andere Fragen zur Mobilität zu und auf dem Campus zu beantworten.

Kooperation mit Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Entwickelt hatte die Umfrage ein Team um Andreas Wanke, dem Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie der Freien Universität. „Unser Ziel ist es, den Campus rad- und fußgängerfreundlicher zu machen. Allerdings wussten wir vor der Erhebung gar nicht, wie die Menschen eigentlich an die Uni kommen“, erklärt Wanke, warum die Angehörigen der Freien Universität befragt wurden. „Nun haben wir eine empirische Grundlage, mit der wir arbeiten und mit der wir sinnvolle Maßnahmen entwickeln können.“ Für die Studie im vergangenen Jahr stand Wankes Team das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zur Seite, in dem seit 20 Jahren auch Verkehrsforschung betrieben wird.

Etwa 6.000 Studierende, Promovierende, wissenschaftliche Mitarbeitende, Lehrende und andere Beschäftigte schickten ihre Antworten zusammen mit vielen Hinweisen und Ideen zurück. Das entspricht einer Beteiligung von etwa 14 Prozent, die Umfrage ist also repräsentativ. Teilgenommen haben etwas mehr Frauen als Männer, im Durchschnitt 32 Jahre alt, die Hälfte von ihnen ohne eigenes Auto.

Von diesen 6.000 Personen kamen vor der Corona-Pandemie 67 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Campus, das Fahrrad nutzten 16 Prozent und das Auto 14 Prozent. Nur drei Prozent spazierten zu Fuß zur Uni. Das dürfte an der Stadtrandlage der Freien Universität liegen: Gerade für Studierende, die seltener im wohlsituierten Südwesten wohnen, sind Bus und Bahn die erste Wahl; 79 Prozent der Studierenden fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Campus, elf Prozent fahren Rad. Bei den Hochschullehrerinnen und -lehrern sieht es anders aus: Hier fährt jede dritte Person mit öffentlichen Verkehrsmitteln, fast 40 Prozent nehmen das Rad. Die meisten Autofahrenden finden sich mit 37 Prozent unter den nichtwissenschaftlichen Mitarbeitenden. Zeitersparnis ist für knapp drei Viertel das Hauptargument für die Wahl des Verkehrsmittels. Bequemlichkeit und Klimaschutz spielen immerhin für die Hälfte der Befragten eine Rolle.

„Die gute Nachricht ist, dass wir ganz klar eine Universität der öffentlichen Verkehrsmittel sind und damit vergleichsweise klimafreundlich unterwegs“, sagt Andreas Wanke.

Mit der Mobilität sind immerhin, so hat es das Team der Stabsstelle errechnet, jährlich rund 3.060 Tonnen Kohlendioxid verbunden. Das ist mehr als 40 Prozent der aus dem Campusbetrieb resultierenden Treibhausgasemissionen – Stand 2018/19 –, aber deutlich weniger als etwa die durch Dienstreisen verursachten. Diese lagen vor der Corona-Pandemie bei rund 4.000 Tonnen.

Geplant war die Umfrage schon länger, da sie nun jedoch direkt in die Corona-Zeit fiel, mussten die Fragen etwas modifiziert werden. Studierende und Beschäftigte sollten rückblickend angeben, wie sie ihre Wege vor der Pandemie normalerweise zurückgelegt haben – und wie sich dieses Verhalten durch Corona verändert hat. Demnach wurden Bus und Bahn von 88 Prozent der Befragten in der Pandemie seltener genutzt, viele stiegen dann doch aufs Auto oder Fahrrad um. Auch Mieträder und -roller wurden verstärkt genutzt.

Doch wie zufrieden sind Studierende und Mitarbeitende mit der Mobilität zum Campus, genauer: Wie gut erreichen sie die Uni mit dem von ihnen meist genutzten Transportmittel? Die Umfrage zeichnet ein insgesamt positives Bild: Von zehn möglichen Punkten gibt es von den Befragten im Mittel eine solide 7, wobei die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad mit 7,8 Punkten am besten bewertet wurde, die öffentlichen Verkehrsmittel immerhin mit 6,8 Punkten.

Quer durch Berlin: So weit pendeln die Studierenden

Das überraschte Andreas Wanke dann doch ein wenig – im Guten: „Wir hatten ein etwas negativeres Bild erwartet, zumal die Befragten durchschnittlich 17 Kilometer vom Campus entfernt wohnen, also ziemlich weit durch die Stadt unterwegs sein müssen.“ Auf 17 Kilometern könne immerhin einiges schiefgehen, vom schlecht getakteten Anschluss beim Umsteigen über marode Radwege oder Sperrungen, Umleitungen und ungünstige Ampelschaltungen. Insgesamt zeige sich in dem Befragungsergebnis die vergleichsweise gute Anbindung der Freien Universität an den öffentlichen Personennahverkehr.

Trotz der grundlegenden Zufriedenheit haben viele Universitätsangehörige die Umfrage genutzt, um konkrete Hinweise zur Verbesserung der Radwegeinfrastruktur zu geben – zum und auf dem Campus. Es waren rund 1.300 Hinweise und Vorschläge.

Sharing Hubs, Bike Ports

Insgesamt ist die Hälfte der Befragten dennoch sehr zufrieden mit der Erreichbarkeit der Universität. Die Standorte Düppel und Lankwitz schneiden dabei etwas schlechter ab, hier ist je ein Viertel der Befragten mit der Erreichbarkeit klar unzufrieden. „Besondere Probleme ergeben sich, wenn Studierende zwischen zwei Veranstaltungen die Standorte wechseln müssen“, sagt Andreas Wanke. Die Wege sind weit und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht optimal verbunden. Hier sei man bereits mit der zur Berliner Verkehrsgesellschaft BVG zählenden Mobilitätsplattform Jelbi im Gespräch. Vereinbart sind mehrere Sharing Hubs, also Stationen auf dem Campus, an denen E-Roller und Leihräder bereitgestellt und wieder abgegeben werden können. Die Umsetzung ist in den kommenden Monaten geplant.

Auf dem Campus selbst ist beim Thema Mobilität noch Luft nach oben. „Viele Befragte gaben uns konkrete Verbesserungsvorschläge, an die wir nun anknüpfen können“, sagt Andreas Wanke. Besonders viele Befragte wünschen sich demnach mehr Fahrradständer und überdachte Radstellplätze sowie Umkleiden, um nicht im verschwitzen Shirt im Seminar oder Büro sitzen zu müssen. Diese Hinweise sind direkt in den erwähnten Förderantrag eingeflossen. Beispielsweise sollen damit Fahrradabstellanlagen erweitert, Überdachungen gebaut und neue Lastenfahrräder angeschafft werden.

Alle zwei Jahre soll nun eine ähnliche Umfrage an alle Studierenden und Beschäftigten der Freien Universität geschickt werden. Andreas Wanke und sein Team hoffen, dass sich daraus langfristig ein klarer Trend abzeichnen wird, hin zu noch mehr nachhaltiger Mobilität und noch größerer Zufriedenheit. Die nächste Umfrage ist im Frühjahr 2024 geplant.