Springe direkt zu Inhalt

Das war das Jahr 2023

Ein Jubiläum mit vielen Festen und Aktionen – und was die Freie Universität in diesem Jahr außerdem bewegte

22.12.2023

Jubiläumswetter: Bei strahlendem Sonnenschein kamen nach dem Festakt am 1. Juni Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, Studierende, Lehrende und Beschäftigte, Alumni und Menschen aus der Nachbarschaft zusammen.

Jubiläumswetter: Bei strahlendem Sonnenschein kamen nach dem Festakt am 1. Juni Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, Studierende, Lehrende und Beschäftigte, Alumni und Menschen aus der Nachbarschaft zusammen.
Bildquelle: Svea Pietschmann

Der offizielle Geburtstag der Freien Universität Berlin ist im Dezember – aber wer feiert schon gern im grauen Berliner Winter? Der Startschuss zum Jubiläumsjahr unter dem Motto „75 Jahre Freies Denken: Verantwortung bilden, Veränderung gestalten“ fiel deshalb am 1. Juni: Beim Festakt im Audimax und anschließender Party vor dem Henry-Ford-Bau feierten Beschäftigte, Studierende, Alumni und geladene Gäste.

Natürlich ging es um die Freiheit: „Freiheit steckt in unserer institutionellen DNA und prägt unser Selbstverständnis, teilt uns aber auch die Rolle zu, immer wieder darüber zu reden und uns zu vergegenwärtigen, wie wichtig und wie fragil Freiheit ist“, betonte Universitätspräsident Professor Günter M. Ziegler in seiner Ansprache. Vor Ort gratulierten unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, die Berliner Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra, der Rektor der Universität Zürich, Michael Schaepman und WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger.

Sie und viele andere blätterten auf dem Heimweg in dem Buch „Ansichtssache. 75 Seiten Freie Universität Berlin“ mit Illustrationen des Schweizer Grafikers Yves Haltner, das zum Jubiläum erschienen ist.

Rock den Kojoten

Wie ein cooles Festival fühlte sich eine Woche später das Campus-Konzert auf dem Platz mit der Kojoten-Skulptur vor der Holzlaube an: Haupt-Act Paula Hartmann und die studentischen Bands „Peat“ und „D.A.R.I.O & Nika“ brachten 3000 Gäste zum Singen und Tanzen. Ende Juni überholte der Campus Run sich selbst mit einem neuen Rekord: Über 1600 Läufer*innen hatten sich angemeldet. Mit der Band „Right Now“ wurde das anschließende Sommerfest gegen Abend zur wilden Party.

Blätterlaube, Pi-Café, Volleyballplatz: Für das Projekt „Lieblingsort“ verrieten Studierende, Mitarbeitende, Lehrende, Forschende und Ehemalige, wo auf dem Campus sie sich besonders gern aufhalten. „75 Minuten“ Auszeit aus dem Arbeitsalltag konnten sich Beschäftigte im Oktober und November gönnen: Kurse, Führungen, Vorträge und eine Kinovorstellung im Titania-Palast boten Inspiration und neue Kontakte zu Kolleg*innen.

Geschichte dokumentieren und erleben

Im November stellte die Universitätsbibliothek ihr Video-Archiv „Erlebte Geschichte“ der Öffentlichkeit vor: In 75 Interviews berichten Universitätsangehörige und Alumni von „ihrer Zeit“ an der Freien Universität Berlin. Eingerichtet wurde zudem die „Arbeitsstelle Universitätsgeschichte“, die die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit an der Freien Universität künftig bündeln wird.

Einen Blick zurück warf die Alumna der Freien Universität, früher als Professorin an der Hochschule Lehrende und ehemalige Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Gesine Schwan in ihrer Festrede zum Ernst-Reuter-Tag am 1. Dezember: Die bei der Gründung gewählten Leitmotive – Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit – lieferten gestern wie heute „einen unverzichtbaren Kompass“ für den Auftrag der Freien Universität, sagte die Politikwissenschaftlerin.

„Ziel erreicht“ meldeten die Organisator*innen der Kampagne „75 Jahre freies Denken: Ein Grund zu feiern, ein Grund zu spenden“ zum Jahresende: Zugunsten von „Médecins Sans Frontières – Ärzte ohne Grenzen“ kamen mehr als 10.000 Euro zusammen. Wer „Ziel weit übertroffen“ für die bessere Nachricht hält, kann noch bis Ende des Jahres spenden.

Im Jubiläumsjahr lud die Freie Universität außerdem Promovendinnen und Promovenden der Jahrgänge 1973 und 1998 zu einer gemeinsamen Feier der Goldenen und Silbernen Promotion ein, denn: 50 plus 25 macht 75!

Was die Freie Universität außerdem bewegte

Fast zwei Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine dauert der Krieg immer noch an. Die Freie Universität verurteilt ihn mit aller Deutlichkeit, hilft mit Aktionen für Geflüchtete, Studienplätzen und Forschungsstipendien.

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns im Februar bewerteten sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seine Auswirkungen in einer Reihe von Artikeln. Unter anderem durch steigende Energiepreise wurden die Folgen des Krieges auch auf dem Campus spürbar: 19 Grad Celsius Raumtemperatur in den Gebäuden mussten reichen. Am Ende des Winters zeigte der Energiemonitor, dass sich diese und viele andere Energiesparmaßnahmen gelohnt haben; die Einsparvorgabe des Berliner Senats von 10 Prozent wurde erreicht.

In stillem Gedenken: (v. l. n. r.) Israel Kaunatjike, Dr. Christoph Rauhut (verdeckt), Prof. Dr. Ulman Lindenberger, Dotschy Reinhardt, Ana-Maria Trăsnea, Daniel Botmann, Prof. Dr. Günter M. Ziegler.

In stillem Gedenken: (v. l. n. r.) Israel Kaunatjike, Dr. Christoph Rauhut (verdeckt), Prof. Dr. Ulman Lindenberger, Dotschy Reinhardt, Ana-Maria Trăsnea, Daniel Botmann, Prof. Dr. Günter M. Ziegler.
Bildquelle: Michael Fahrig

Am 23. März wurden auf dem Waldfriedhof Dahlem die menschlichen Überreste bestattet, die auf dem Gelände der Freien Universität Berlin bei Bauarbeiten und anschließenden Grabungen seit 2015 gefunden worden waren. Mit einer stillen Feier, ohne religiöse Rituale und nicht-eurozentrisch wurde der Toten gedacht.

Am Institut für Biologie hatte Vanessa Hava Schulmann als Studentin menschliche Überreste der Lehrsammlung auf ihre Herkunft untersucht. In einer Präsentation erster Ergebnisse gemeinsam mit Angehörigen von Institutionen wie dem Verein Decolonize Berlin e. V. setzte sie sich für die Aufarbeitung eines möglichen kolonialen Unrechtskontextes ein. Inzwischen ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und führt die Provenienzforschung fort.

Der Nahost-Konflikt führt zu Spannungen auf dem Campus

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel und der Krieg in Nahost bewegen auch die Studierenden, Beschäftigten und Lehrenden der Freien Universität. In mehreren Schreiben, zuletzt in einer Rundmail mit dem Titel „Unsere Freie Universität: Gemeinsam gegen Hass und Diskriminierung“ am 5. Dezember 2023, wandte sich das Präsidium an die Universitätsgemeinschaft. Der Akademische Senat der Freien Universität schloss sich der Rundmail in seiner Sitzung am 6. Dezember per Akklamation an.

Das Präsidium führte in den Wochen nach den Terror-Angriffen der Hamas Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Gruppen. Dabei wurde eines immer wieder klar gemacht: An der Freien Universität Berlin ist kein Platz für Antisemitismus. Es gibt keinen Platz auch für Rassismus und Diskriminierung in jeglicher Form. Die Freie Universität Berlin ist kein rechtsfreier Raum. Sie ist ein Ort der Debatte.

Hier finden Sie alle Statements und weitere Informationen zum Thema:

Das war neu

Die Hochschule gab sich zum 75. Jubiläum ein neues Gesicht: Logo und Corporate Design unter dem Motto „Freiräume“ wurden beim Jubiläumsfest im Juni enthüllt: Puristisch, wandelbar und radikal anders – dafür wurde das neue Konzept teils gelobt, teils heftig kritisiert. Ausarbeitung und Feinschliff dauern noch an, das Feedback aus Einrichtungen und Fachbereichen soll dabei einfließen.

Auch für die digitale Zukunft der Freien Universität wurden die Weichen neu gestellt. Die Zentraleinrichtung FUB-IT führt unter anderem die ehemalige ZEDAT und die Abteilung eAS zusammen. Geleitet wird FUB-IT seit September von Informatiker Michael Flachsel. Ein erster Schritt: Über ein neues Portal sollen Angehörige der Freien Universität bald auf alle IT-Dienstleistungen zugreifen und Störungen melden können.

Noch ein wichtiger Amtsantritt: Dr. Corinna Tomberger wurde zur neuen zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten ernannt und folgte auf Mechthild Koreuber, die das Amt 24 Jahre lang innehatte und deren Verdienste gewürdigt wurden.

Noch grüner und nachhaltiger

Auf den Sustainability Days im Juni zeigte die studentische Initiative SUSTAIN IT!, wie Nachhaltigkeit noch besser gelingen kann. Aktionen und Workshops gaben Antwort auf die Leitfrage: „Wie können wir der Angst vor der Klimakrise etwas entgegensetzen?“

Im Futurist-Ideenwettbewerb konnten Universitätsangehörige eigene Projekte zum Thema Nachhaltigkeit umsetzen – mit Unterstützung und finanzieller Förderung durch die Universität. So entstanden etwa das Mitmachlabor auf der Apfelwiese oder der „FU-Klimawald“. Die „Schüler:innenUni Nachhaltigkeit“ vermittelte Wissen über erneuerbare Energien und die Stadtplanung von morgen.

Um die Mobilität auf dem Campus noch rad-, fuß- und klimafreundlicher zu gestalten, befragte die Stabsstelle Nachhaltigkeit Studierende über ihre Anfahrtswege. Dank einer Kooperation mit der BVG-Mobilitätsplattform Jelbi stehen nun an acht Standorten E-Roller und E-Fahrräder für die Wege auf dem Campus zur Verfügung. Für mehr Artenreichtum setzt sich seit einigen Jahren die Initiative „Blühender Campus“ ein. Dafür wurden die Mitglieder 2023 mit dem Berliner Naturschutzpreis geehrt. Gratulation!

Wissen für die Transformation

Der Chemiker Sebastian Hasenstab-Riedel und sein Team arbeiten an Technologien, mit denen sich Chlor – ein Grundstoff für unzählige chemische Verfahren und Produkte – energiearm herstellen und gefahrlos transportieren lässt. Im Wettbewerb um das hochdotierte „Jahrhundertprojekt“ der Werner Siemens-Stiftung gehört das Vorhaben zu den sechs Finalisten. Forschende des Otto-Suhr-Instituts zeigten mit ihrem geldpolitischen Programm für „Degrowth“, dass eine grüne Transformation der Wirtschaft machbar ist. Wie Bodenökosysteme weltweit unter Kombination von natürlichen und menschgemachten Stressfaktoren leiden, machten Forschende um den Bodenökologen Matthias Rillig in einer Nature-Studie deutlich. Was Deutschland aus dem extremen Hitzesommer 2003 gelernt hat, analysierte die Politikwissenschaftlerin Lena Partzsch.

Forschung im Fokus

Die Koordinationsstelle für wissenschaftliche Integrität lud erstmalig zur Woche der guten wissenschaftlichen Praxis ein. Unter dem Motto „Visionen gestalten“ kamen Angehörige der Berliner Hochschulen und Gäste zu den Open-Access-Tagen an der Freien Universität zusammen. Die Ausstellung „DUAL USE“ klärte über den ambivalenten Nutzen von Wissenschaft auf, und viele Nachrichten aus der Forschung sorgten für Schlagzeilen – eine kleine Auswahl:

  • Die Frühgeschichte muss neu geschrieben werden: Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Archäologinnen der Freien Universität legt eine 8.000 Jahre alte Siedlung in Sibirien frei – die bisher älteste befestigte Siedlung der Menschheitsgeschichte.
  • Masken adé dank Nasenspray? Der Biophysiker Daniel Lauster und sein Team arbeiten an einem antiviralen Wirkstoff, der COVID-19-Infektionen verhindern soll.
  • TÜV für Quantencomputer: Ein Forschungsteam entwickelt Qualitätstests für die neuen Superrechner.
  • Konsensfähiger als gedacht: Eine Studie der Makrosoziologin Céline Teney sieht keinen wissenschaftlichen Beleg für eine „Polarisierung“ der Gesellschaft in Deutschland.
  • Der rote Planet in Farbe und Detail: Forschende der Planetologie veröffentlichen ein globales Farbmosaik vom Mars mit noch nie gesehenen Einzelheiten.
  • Mit 40 Kilogramm Spinat, 3 Millionen Laserblitzen und 600.000 simulierten Atomen gelang einem Forschungsteam der Freien Universität die Rekonstruktion der Sauerstoffbildung auf der Erde.

Wieder was gelernt

In der Themenwoche Lehre konnten Mitglieder der Freien Universität miteinander über Studien- und Lehrbedingungen diskutieren und Visionen für die Hochschullehre der Zukunft entwerfen. Zum Wintersemester startete der neue Masterstudiengang „Musik, Sound, Performance“, eine Kooperation mit dem musikwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität. Am Fachbereich Rechtswissenschaft ist der Strafrechtsprofessor Carsten Momsen Justizirrtümern auf der Spur: Gemeinsam mit Studierenden arbeitet er an Wiederaufnahmeverfahren.

Viele Studierende und Forschende nutzen sie schon – Tools mit Künstlicher Intelligenz wie etwa ChatGPT. Die Technologie hat weitreichende Auswirkungen auf Studium, Forschung und Lehre. Die Freie Universität veröffentlichte ein Eckpunkte-Papier und bietet Diskussionen und Workshops dazu an.

Bei der International Week und der Staff Training Week kamen im Juni Studierende, Beschäftigte und Wissenschaftler*innen der Freien Universität und aus dem Ausland zusammen. Viele Teilnehmende traten auch beim Campus Run an und holten gemeinsam den Preis für das mitgliederstärkste Team.

Erstmals vergab die Freie Universität 2023 mehr als 200 Deutschlandstipendien an Studierende – mehr als jede andere Berliner Hochschule.

Bei Forschung und Lehre lag die Freie Universität 2023 im nationalen und internationalen Vergleich wieder weit vorn. Im „QS World University Ranking – Europa 2024“ zum Beispiel belegte sie im Feld der deutschen Universitäten den vierten Platz. Im „Times Higher Impact Ranking“ schnitt sie als beste bundesdeutsche Universität und unter den weltweit führenden Hochschulen beim Klimaschutz ab.

Weltraumspaziergänge, archäologische Ausgrabungen, juristisches Theater: Im Juni lockte die Lange Nacht der Wissenschaften wieder mit rund 200 Angeboten und Experimentierstationen auf den Dahlemer Campus. Das Publikum: wissensdurstige Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die nächste Lange Nacht der Wissenschaften findet am 22. Juni 2024 statt.


Das Jahresende ist immer auch ein Anlass des Innehaltens und Gedenkens. In der Rubrik „Wir trauern“ erinnern wir an mit der Freien Universität Berlin verbundene Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten verstorben sind.

Die campus.leben-Redaktion wünscht ihren Leserinnen und Lesern frohe und erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Wir freuen uns auf ein gesundes Wiedersehen!