Wissenschaft zwischen Himmel und Erde
Willkommen an der Freien Universität: Beim Neuberufenen-Empfang stellten sich 15 Wissenschaftler*innen vor
04.02.2025
Der Empfang für die neuberufenen Professor*innen fand auch in diesem Jahr auf der Galerie im Henry-Ford-Bau statt.
Bildquelle: Michael Fahrig
„Es war viel los, ein stürmisches Jahr“ – mit einem kurzen Rückblick auf 2024 eröffnete Universitätspräsident Professor Günter M. Ziegler den Neuberufenen-Empfang. Er wies auf die internationale Vernetzung der Freien Universität hin – auch durch die Verbindungsbüros an vier Standorten in der Welt – sowie die Vernetzung auf dem Forschungscampus Dahlem und in der Berlin University Alliance (BUA), hier skizzierte Ziegler, der aktuell auch BUA-Sprecher ist, die nächsten Etappenziele in der Exzellenzstrategie.
Unter den Menschen, mit denen die Freie Universität Berlin auf besondere Weise verbunden ist, nannte der Präsident Margot Friedländer. Die 103-jährige Holocaust-Überlebende, seit Mai 2022 Ehrendoktorin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, hatte im vergangenen Jahr einen stilbewussten Auftritt: Die Vogue hatte ihr zum Geburtstag eine Fotostrecke gewidmet und sie auf das Cover ihrer Juli/August-Ausgabe gehoben. Nicht im vergangenen Jahr, sondern vor wenigen Tagen, zum 27. Januar, hatte Margot Friedländer anlässlich des 80. Jahrestags des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz-Birkenau einen Brief an die Universitätsgemeinschaft geschrieben.
Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Günter M. Ziegler begrüßt die Neuberufenen.
Bildquelle: Michael Fahrig
An diesem Abend im Henry-Ford-Bau der Freien Universität aber sollte es um die Neuberufenen gehen, jene Wissenschaftler*innen, die erst seit Kurzem „FU-Luft“ schnuppern, wie Universitätspräsident Ziegler sagte: „Eine spezielle Ausprägung der Berliner Luft.“
„Forschen Sie, lehren Sie, lernen Sie, transferieren Sie“, lud Ziegler sie ein: Wissenschaft sei „das Futter, das die demokratisch-pluralistische Gesellschaft braucht“. Er bat die Neuberufenen, mit einem kurzen Satz, einem Motto, sich und ihre Forschung vorzustellen.
Dorothea Gädeke, Politikwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt theoretische und rechtliche Grundlagen der Politik, ist von der niederländischen Universität Utrecht ans Otto-Suhr-Institut der Freien Universität gekommen. Zurückgekommen, sagt sie – schließlich habe sie dort studiert. Die Begriffe im Universitätssiegel seien ihr deshalb besonders vertraut: „Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit“ bestimmten auch ihre Forschung.
Wie gelingt an Schulen soziale Inklusion? Mit dieser Frage beschäftigt sich Katja Heim. Die Professorin für Fachdidaktik Englisch ist im vergangenen Jahr von der Universität Duisburg-Essen nach Berlin gewechselt.
„Einfach mal ausprobieren“ – das Motto von Lars Heinke, Professor für Physikalische Chemie mit Fokus auf Spektroskopie, klingt so unternehmungslustig, dass Universitätspräsident Ziegler mit einem Augenzwinkern an die teuren Geräte erinnert, mit denen Wissenschaftler es zu tun haben.
Gerda Heydemann beschäftigt sich mit der Geschichte der Spätantike und des Frühen Mittelalters: der Epoche von der Völkerwanderungszeit bis ins 10. Jahrhundert. Die Professorin am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität will „die Modernität der Methoden aufzeigen, mit denen wir Spätantike und Mittelalter erforschen, und Empathie für die Menschen wecken, die wir erforschen“.
Nina Huittinen ist Professorin für Radiochemie, die Finnin ist im vergangenen Jahr von der Universität Dresden an die Freie Universität Berlin gekommen. Ihr Motto lautete kurz und beziehungsreich: „If nothing goes right, go left.“
„In der eigenen Geschichte das Fremde erkennen“ – mit diesem Satz stellte sich Reimund Leicht vor. Der Professor für Judaistik mit dem Schwerpunkt Geschichte, Religionsgeschichte und Philosophie des Judentums kommt von der Hebrew University in Jerusalem.
„Mutig sein, Brücken bauen, Vernetzung schaffen“ – was nach Ingenieurskunst klingt, beschreibt die Arbeit von Hubert Mara: Der Professor für Archäoinformatik erforscht die Möglichkeiten der computergestützten Analyse (2D und 3D) archäologischer Funde auf Ausgrabungen und in Museen. Vor der Freien Universität Berlin war er an der Universität Halle-Wittenberg tätig und leitete das von ihm gegründete Forensic Computational Geometry Laboratory im Interdisziplinären Zentrum für wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Universität Heidelberg.
Jasmin Mersmanns Motto lautet: „Nochmal hinschauen!“. Die Professorin für die Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit mit Schwerpunkt Kunst und Kunsttheorie Italiens ist schon 2023 von der Kunstuniversität Linz an die Freie Universität gewechselt. Derzeit unterrichtet sie das Seminar „Den Teufel an die Wand malen. Kunst und Dämonologie“ – es steht im Kontext ihres Buchprojekts über den barocken Maler Christoph Haizmann, der behauptete, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben.
Stefanie Müller ist Professorin für die Literatur Nordamerikas, sie ist von der Universität Münster ans John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität gekommen. Sie beschäftigt sich mit einem Projekt zur Klimakrise in nordamerikanischer Literatur und Medien. Ihr Motto: „Die Zukunft ist ungewiss, aber wenn wir zusammenhalten, schaffen wir das.“
Dass Chemie in der Schule als unbeliebtestes MINT-Fach gilt, möchte Benjamin Pölloth ändern. Wie? „Indem wir das Potenzial der Chemie in der Lehre ausschöpfen.“ Der Chemie-Didaktiker ist von der Universität Tübingen an die Freie Universität gekommen.
„Welchen Einfluss haben soziale Strukturen auf ökonomische Entscheidungen?“, mit dieser Frage beschäftigt sich Anja Prummer. Konkret bedeute das etwa, dass im Team oder allein zu arbeiten, einen Unterschied macht, oder zu untersuchen, wie Frauen und Männer netzwerken – unterschiedlich nämlich, und zwar bereits ab dem Teenageralter. Warum das so ist, sei noch nicht verstanden. Anja Prummer ist von der Universität Linz an die Freie Universität gekommen.
Biprajit Sarkar, Professor für Anorganische Chemie mit dem Schwerpunkt Koordinationschemie, betreibt Grundlagenforschung: Er hofft, „Erkenntnisse zu liefern, die für die Elektrokatalyse bei Energielösungen und für die Entwicklung biorthogonaler Reagenzien von Nutzen sind. Darüber hinaus hoffen wir, Materialien für die nächste Generation von Datenspeichermedien und für Quantencomputer bereitzustellen“, wie er in dem Fragebogen auf der Fachbereichsseite erläutert. Sein Motto beim Neuberufenen-Empfang: „Give those reactions a chance!“
„Grammatik ist toll, und ohne Sprache geht’s nicht!“ – nannte Barbara Schlücker als Motto. Kein Wunder: Die Linguistin ist Professorin für Deutsche Grammatik; sie kommt von der Universität Leipzig, an der Freien Universität Berlin hat sie sich habilitiert.
Anne Seidlitz entwickelt mit ihrer Arbeitsgruppe Arzneiformen und testet sie. Konkret geht es darum, wie ein Arzneistoff gut an seinen Wirkungsort im Körper gelangt. Dass auch Wasser dabei hilft, verriet die Professorin für Pharmazeutische Technologie mit dem Motto „Panta rhei“ – alles fließt.
Alexander Webb ist Professor für Tektonik und Tektonophysik am Institut für Geologische Wissenschaften. Er ist von der Hong Kong University an die Freie Universität Berlin gekommen und beschäftigt sich mit der Tektonik der frühen Erde und der Entwicklung heißer terrestrischer Planeten, bei denen das rasche Wiederauftauchen von Vulkanen ein wichtiger, unterschätzter Faktor für die langfristige Entwicklung zu sein scheint.