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Neuer Ansatz zur Behandlung von Entzündungserkrankungen

Chemiker der Freien Universität identifizieren neue Wirkstoffklasse als Entzündungshemmer

29.01.2009

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) werden durch die multivalente Wechselwirkung mit den neu entwickelten dendritischen Polyglycerinsulfaten daran gehindert, in das Entzündungsgewebe auszuwandern und den Entzündungsreiz zu verstärken.

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) werden durch die multivalente Wechselwirkung mit den neu entwickelten dendritischen Polyglycerinsulfaten daran gehindert, in das Entzündungsgewebe auszuwandern und den Entzündungsreiz zu verstärken.
Bildquelle: Rainer Haag

Professor Rainer Haag, Leiter der Arbeitsgruppe "Dendritic Polymer Research Group" am Institut für Chemie und Biochemie, Organische Chemie der Freien Universität

Professor Rainer Haag, Leiter der Arbeitsgruppe "Dendritic Polymer Research Group" am Institut für Chemie und Biochemie, Organische Chemie der Freien Universität

Die Arbeitsgruppe um den Chemiker Professor Rainer Haag der Freien Universität hat einen synthetischen makromolekularen Wirkstoff identifiziert, der einen neuen Ansatz bei der Behandlung und Diagnostik von schweren Entzündungserkrankungen verspricht.

Im Rahmen des neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten, Sonderforschungsbereichs 765 werden derzeit an der Freien Universität grundlegende Untersuchungen zur Multivalenz als chemisches Organisations- und Wirkprinzip durchgeführt. Dabei konnte eine neue Wirkstoffklasse, auf der Basis der sogenannten Polygylcerolsulfate (dPGS) mit stark entzündungshemmendender Wirkung identifiziert werden. Die Erfindung wurde zum Patent angemeldet; die Firma mivenion GmbH hat im Rahmen einer Lizenzvereinbarung mit der Verwertungsgesellschaft IPAL GmbH die Rechte für die klinische Weiterentwicklung erworben.

Der neue Wirkstoff: multivalent, kostengünstig und robust

Trotz großer therapeutischer Wirksamkeit besitzen die herkömmlichen Biologica zur Behandlung von Entzündungen große Nachteile. Neben den hohen Kosten für ihre Identifizierung und Herstellung ist vor allem die Wirkung auf nur einem Signalweg des Entzündungsgeschehens von Nachteil. Der synthetische multivalente Wirkstoff, den Rainer Haag und seine Mitarbeiter identifiziert und in Zusammenarbeit mit Dr. Dernedde und Professor Rudolf Tauber vom Zentralinstitut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie der Charité charakterisiert haben, wirkt in mehrfacher Hinsicht. Zudem ist er kostengünstig herzustellen und robust.

Professor Haag hat die von ihm und seinen Mitarbeitern identifizierte Wirkstoffklasse zum Patent angemeldet und eine erste Publikation zu dieser Thematik ist gerade in der Zeitschrift Chemical Communications erschienen. Das pharmazeutische Unternehmen mivenion strebt nun die Weiterentwicklung bis zur klinischen Phase II an. Das umfasst die Herstellung einer GMP-konformen Prüfcharge des dPGS, die präklinische Entwicklung, sowie eine Phase I-Studie.