(Fast) allein unter Informatikern
Maria Spiering von der Freien Universität hat am Mentoring-Programm der Berlin Geekettes teilgenommen
30.04.2013
Maria Spiering wirkt nicht nur wie die Verkörperung des Berlin Geekettes-Logos (rechts), sondern ist ein weiblicher „geek“, ein Computerfreak.
Bildquelle: Marion Kuka (links), www.berlingeekettes.com (rechts)
Und das mit Erfolg: Als Maria Spiering wenig später ihre Mentorin, Tiffany Conroy, zum ersten Mal traf, verstanden sich die beiden sofort: „Ich wusste gleich: Das passt super!“, sagt Spiering. „Fachlich, menschlich, in jeder Hinsicht.“ Mehrere Stunden plauderten die beiden auf Englisch miteinander.
Die Kanadierin Tiffany Conroy arbeitet im Berliner Unternehmen SoundCloud als „Interaction Designer“, sie gestaltet das Intranet des Unternehmens und beschäftigt sich mit dem Design und der Gebrauchstauglichkeit (Usability) von Internetseiten, Apps und Ähnlichem.
Für Maria Spiering war dies der direkte Draht zum Start-up Silicon Alley in Berlin-Mitte: SoundCloud ist eines der ersten erfolgreichen Start-ups, die 2007 den Anfang des Berliner Gründer-Booms markierten. Inzwischen ist die soziale Musikplattform erwachsen geworden, beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und bringt eine weltweite Community von Musik- und Ton-Schaffenden auf der einen und Musik-Fans auf der anderen Seite zusammen.
Ziele fürs Mentoring definieren
So angenehm das erste Gespräch verlief, so unverbindlich schien es zunächst. Denn Tiffany Conroy hatte keinerlei Erfahrung als Mentorin, und von Seiten der Geekettes war keine Richtung vorgegeben. Beide, Tiffany Conroy und Maria Spiering, mussten sich erst über ihre Erwartungen klar werden. Maria Spiering hatte schon im Rahmen ihres Deutschlandstipendiums an der Freien Universität Erfahrung mit Mentoring gemacht: „Da wurde in einem schriftlichen Vertrag zwischen Mentor und Mentee festgehalten, was gemeinsam erreicht werden soll.“
Eine solche Themenliste setzte sie auch für das nächste Treffen mit Tiffany Conroy auf: Was muss man bei Bewerbungen für internationale Unternehmen beachten? Wie argumentiert man in Gehaltsverhandlungen? Was sieht der Arbeitsalltag von „Interaction Designern“ und anderen Spezialisten aus?
Kontakte knüpfen
Das neue Wissen konnte Maria Spiering auf der Suche nach ihrer Traumstelle gleich praktisch anwenden. Als Programmiererin hätte sie zwar nach dem Studium sofort einen Job bekommen können, sie wollte aber ihre Karriere lieber in Ruhe planen, um einen Arbeitgeber zu finden, der genau ihren Vorstellungen entspricht. Nur: Wie sieht der Arbeitsplatz ihrer Träume aus?
„Beim ersten Treffen der Geekettes habe ich erzählt, dass ich am liebsten bei der Firma Native Instruments arbeiten würde“, sagt Maria Spiering. Der international führende Hersteller von Software und Hardware für DJs und Audioproduktion interessiere sie, weil sie früher selbst Platten aufgelegt habe. „Daraufhin sind sofort Leute auf mich zugekommen und haben angeboten, mir Kontakte zu dem Unternehmen zu vermitteln. So erhielt meine Bewerbung schon ein bisschen mehr Aufmerksamkeit als andere. Ich wurde zu einem Programmiertest eingeladen und hoffe, dass ich bald einen Schritt weiter bin.“
"Beim Programmieren schafft man etwas aus dem Nichts"
Ihre zweite Bewerbung ging an den Inkubator „Project A“, wo eine Trainee-Stelle als Produktmanager ausgeschrieben war. „Dort arbeitet man für mehrere Start-ups, die gerade im Inkubator betreut werden. Dabei könnte ich Erfahrungen mit Entrepreneurship einbringen, die ich während des Studiums im Funpreneur-Wettbewerb und im BusinessplanLab der Freien Universität gesammelt habe.“
Die dritte Bewerbung ging an die Berliner Usability- und Design-Agentur USEEDS, die ebenfalls für Start-ups und Internetfirmen arbeitet. Für eine eigene Unternehmensgründung fehle ihr bisher die restlos überzeugende Geschäftsidee, sagt Maria Spiering. Ausschließen möchte sie es für die Zukunft jedoch nicht: „Bis jetzt reicht mir die Software-Perspektive. Programmieren an sich ist ja auch schon sehr kreativ: Man erschafft etwas aus dem Nichts und kann seine Ideen in Produkte umsetzen.“
In der Informatik hat sie als Frau immer noch eine Sonderrolle
Zur Informatik kam Maria Spiering, weil sie schon früh einen eigenen Computer besaß und anfing, „daran herumzubasteln“. Noch während der Schulzeit belegte sie einen Informatikkurs für Mädchen an der Universität.
Als die Wahl des Studienfaches anstand, war irgendwie klar: Sie bleibt dabei. Dass sie in diesem Fach als Frau eher eine Sonderrolle hatte, störte sie nicht. „Als studentische Mitarbeiterin in der IT-Abteilung des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik bin ich auch die einzige Frau. Das ist normal, und manchmal genieße ich es auch“, sagt Maria Spiering.
Über die Initiative und den Kontakt zu den Berlin Geekettes freut sie sich: „Das bietet ganz neue Chancen und die Möglichkeit, weiter Kontakte zu knüpfen“, sagt die Informatikerin.