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Froher durch Facebook?

Psychologin der Freien Universität untersucht die Folgen häufiger Status-Updates

29.07.2013

Virtuelle Verbundenheit liegt im Trend: Mit über einer Milliarde Nutzern ist Facebook das weltweit größte soziale Netzwerk. Aber trägt Freundschaftspflege am Bildschirm auch zum wahrhaften Wohlempfinden bei?

Virtuelle Verbundenheit liegt im Trend: Mit über einer Milliarde Nutzern ist Facebook das weltweit größte soziale Netzwerk. Aber trägt Freundschaftspflege am Bildschirm auch zum wahrhaften Wohlempfinden bei?
Bildquelle: iStockphoto/DNY95

Virtuelle Verbundenheit liegt im Trend: Mit über einer Milliarde Nutzern ist Facebook das weltweit größte soziale Netzwerk, jeder Siebte ist regelmäßig in der Netzgemeinde aktiv. Viele Nutzer aktualisieren ihre Profile mehrmals täglich, um Erlebnisse aus dem Alltag mit Facebook-Freunden zu teilen. Wer häufig derartige Status-Updates postet, fühlt sich weniger einsam und seinen Freunden näher als Menschen, die das nicht tun.

Unabhängig davon, ob die Neuigkeiten kommentiert oder „geliked“ werden. Das belegt ein Experiment der Psychologie-Doktorandin Fenne große Deters von der Freien Universität Berlin. Gemeinsam mit Professor Matthias Mehl hat sie während eines Forschungsaufenthalts an der Universität von Arizona Aspekte der Facebook-Nutzung untersucht.

Bislang hat die empirische Forschung soziale Netzwerke aus eher einseitiger Perspektive beleuchtet. „Meist befassen sich die Studien mit der Facebook-Nutzung insgesamt, ohne zwischen so verschiedenen Aktivitäten wie dem Schreiben privater Nachrichten, dem Hochladen von Fotos oder dem ‚Stalken‘ von Profilen zu unterscheiden“, erläutert große Deters. „Wir haben uns dagegen auf das Posten von Status-Updates konzentriert und mit einem einwöchigen Experiment dessen psychologische Auswirkungen untersucht.“

Weniger allein durch häufiges Posten

Hierfür rekrutierten große Deters und Mehl 100 Freiwillige, allesamt Facebook-User. Sie wurden von den Wissenschaftlern in zwei Gruppen eingeteilt: Die Mitglieder der einen Gruppe sollten mehr Status-Updates als üblich auf Facebook posten. Die zweite Gruppe erhielt keine Anweisungen und änderte ihr Nutzungsverhalten nicht. Zu Beginn, während und am Ende des Experiments füllten die Teilnehmer Fragebögen aus, auf denen sie Angaben über ihr Wohlbefinden machten und ihre Einsamkeit einschätzten.

Am Ende des Experiments fühlten sich die aktiveren Facebook-Nutzer weniger allein, während sich in der Kontrollgruppe das Einsamkeitsgefühl nicht verändert hatte. Ein Ergebnis, das die Wissenschaftler verblüffte: Für das Gefühl von Verbundenheit spielte es keine Rolle, ob andere Facebook-Nutzer den eigenen Status-Meldungen Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Die Anzahl an Kommentaren anderer Nutzer oder Bewertungen über den „Gefällt-mir-Button“ hatten keinen Einfluss  auf das Gefühl von Verbundenheit.

Wie kleine Snacks

Für die Ergebnisse haben die Wissenschaftler verschiedene Erklärungsansätze: So könnte das Gefühl fehlender Isolation auf sogenanntes Social Snacking zurückzuführen sein: Für kurze Zeit können die Status-Updates bei Facebook fehlende eigene soziale Interaktion ausgleichen.

„Das ist vergleichbar mit dem Verzehr kleiner Snacks, die den Hunger bis zur nächsten Mahlzeit stillen“, erklärt große Deters. „Möglicherweise verringert also allein die gedankliche Beschäftigung und Erinnerung an seine Freunde das Einsamkeitsgefühl. Beim Schreiben der Status-Updates denkt man an die Menschen, die das lesen werden und an ihre möglichen Reaktionen.“

Vielleicht haben die Status-Updates darüber hinaus zu weiterer Kommunikation geführt, sei es real oder virtuell. Im Rahmen der Studie ist das nicht überprüft worden, hier möchte Fenne große Deters künftig anknüpfen Sie plant, am Arbeitsbereich Methoden und Evaluation von Professor Michael Eid weitere Analysen durchzuführen. Ein Forschungsfeld mit Zukunftsaussichten: Bereits ein Drittel der Deutschen verfügt über ein Facebook-Konto, die Mitgliederzahl ist auf mehr als 25 Millionen angestiegen.