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Wie Medikamente wirken

19. bis 21. April: Tagung in Dahlem zu Chancen und Risiken von Big Data in der Medizin / Interview mit Pharmazieprofessorin Charlotte Kloft zum zehnjährigen Bestehen des PharMetrX-Doktorandenprogramms

18.04.2018

Im Doktorandenprogramm PharMetrX wird die Brücke geschlagen zwischen Pharmazie und Mathematik.

Im Doktorandenprogramm PharMetrX wird die Brücke geschlagen zwischen Pharmazie und Mathematik.
Bildquelle: Antje Plewinski, Artwork: Sabine Klopfleisch

Zwei Patienten, eine Krankheit: Warum wirkt dasselbe Medikament bei dem einen und bei dem anderen nicht? Das ist eine der Fragen, die im Fach Pharmakometrie untersucht werden. Seit 2008 beschäftigen sich unter dem Dach des Doktorandenprogramms „PharMetrX – Pharmacometrics & Computational Disease Modeling“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Doktoranden aus der Pharmazie der Freien Universität Berlin und der Mathematik der Universität Potsdam mit dem Thema: Sie arbeiten praxisnah daran, mathematische Modelle für Krankheitsverläufe und Wirkweisen von Medikamenten im Patienten zu entwickeln, um wirksamere Therapien zu ermöglichen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens von PharMetrX findet in dieser Woche eine Tagung statt, in der es darum gehen soll, wie Big Data zum Wohl des Patienten eingesetzt werden kann. Campus.leben sprach im Vorfeld der Tagung mit Charlotte Kloft. Die Professorin für Klinische Pharmazie & Biochemie an der Freien Universität und der Mathematikprofessor Wilhelm Huisinga von der Universität Potsdam sind Sprecherin und Sprecher des Doktorandenprogramms.

Frau Professorin Kloft, was ist in zehn Jahren PharMetrX erreicht worden?

In den vergangenen zehn Jahren ist ein strukturiertes und nachhaltiges Doktorandenprogramm auf einem sich international rasant entwickelnden Forschungsgebiet – der Pharmakometrie – entstanden. Wir haben mit dem PharMetrX-Programm starke Partner gewinnen können: Dazu zählt ein Konsortium aus sechs pharmazeutischen Unternehmen, außerdem renommierte Forschungskooperationspartner wie beispielsweise die Medizinische Universität Wien und die University of Queensland in Australien sowie sogenannte Faculty-Network-Partner – das sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Disziplinen oder Kolleginnen und Kollegen aus den Forschungsabteilungen von Unternehmen, die bei den Lehrveranstaltungen für die Doktoranden mitwirken.

Charlotte Kloft, Pharmazieprofessorin an der Freien Universität, ist Sprecherin des Doktorandenprogramms PharMetrX.

Charlotte Kloft, Pharmazieprofessorin an der Freien Universität, ist Sprecherin des Doktorandenprogramms PharMetrX.
Bildquelle: fotostudio menarc

Seit dem Start von PharMetrX im Jahr 2008 haben wir 67 Doktoranden aufgenommen: Davon sind mehr als die Hälfte Frauen, ein knappes Drittel sind internationale Promovierende; 89 Prozent von ihnen haben ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen oder gerade ihre Arbeit eingereicht. In der Scientific Community, zum Beispiel auf internationalen Fachkonferenzen, ist es schön zu sehen, dass PharMetrX als „Label“ anerkannt ist – wir stellen fest, dass es ein großes Interesse an unseren Forschungsergebnissen gibt.

Wie profitieren die Doktoranden von dem Programm?

Durch die Programmkomponenten „Forschung-Ausbildung-Netzwerk“ erlangen die Doktoranden nicht nur methodische, anwendungsorientierte und strategische Entscheidungskompetenzen. Sie profitieren auch von der gelebten Brücke zwischen Pharmazie und Mathematik und den vielfältigen fachlichen Hintergründen ihrer Mit-Doktoranden und Kooperationspartner: Diese Interdisziplinarität ist spannend, gleichzeitig auch herausfordernd und prägend für gegenseitiges Verständnis und die herausragenden Bedeutung einer gemeinsamen Kommunikationsebene – denn jedes Fach hat ja zunächst einmal seine eigene Sprache.

Nach erfolgreicher Promotion stehen den Promovierten vielfältigste Türen in Universitäten, der Industrie oder Krankenhäusern offen – auch hier wirkt PharMetrX als Gütesiegel: Nahezu alle bisherigen Absolventinnen und Absolventen arbeiten im Bereich der Pharmakometrie weiter.

Profitieren auch Studierende vom PharMetrX-Verbund? Wirkt sich die Forschung also auch auf die Lehre aus?

Auf jeden Fall. Die neu gewonnenen Ergebnisse integrieren wir in die Lehrveranstaltungen, wodurch die Lehre attraktiver wird. Wir haben unter anderem eine Software entwickelt, die Studierenden interaktiv die Beurteilung von Antibiotikatherapien erlaubt. Außerdem sind aus Forschungsprojekten der Doktoranden bereits Master- und früher Diplomarbeiten entstanden.

Welchen Schwerpunkt hat die diesjährige Tagung?

Die Tagung beleuchtet das Thema „From Big data to precision medicine“ aus verschiedenen Blickwinkeln: Es wird darum gehen, an welchen Stellen im Rahmen der Medikamentenforschung medizinische Daten erhoben werben, wie sie zusammengeführt und ausgewertet werden. Wie aus ihnen Empfehlungen abgeleitet werden können und welche Forschungsfragen und Ausbildungsinhalte sich für die Pharmakometrie und das PharMetrX-Programm ergeben.

Am letzten Tagungstag findet das zweijährliche „Netzwerktreffen der Doktoranden“ statt. Hier stehen der wissenschaftliche und informelle Erfahrungsaustausch der ehemaligen und aktuellen Doktoranden im Vordergrund. Es freut mich besonders, dass wir fast Dreiviertel von ihnen – und zwar aus allen zehn Jahrgängen – zum Festsymposium begrüßen können.

Die Fragen stellte Christine Boldt

Weitere Informationen

Nähere Informationen finden Sie hier:

https://www.pharmetrx.de/index.php/id-10y-pharmetrx.html 

Zeit und Ort:

  • Symposium “On the path from big data to precision medicine”, 19. - 21. April 2018
  • Harnack-Haus Berlin, Ihnestraße 16-20, 14195 Berlin (U-Bhf. Freie Universität/Thielplatz, U 3)

Kontakt:

  • Prof. Dr. Charlotte Kloft, Leiterin der Abteilung Klinische Pharmazie und Biochemie am Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin, Telefon +49 30 83850676, E-Mail: charlotte.kloft@fu-berlin.de
  • Prof. Dr. Wilhelm Huisinga, Professor für Mathematische Modellierung und Systembiologie am Institut für Mathematik der Universität Potsdam, Telefon +49 331 977-5933, E-Mail: huisinga@uni-potsdam.de