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„Spanisch ist Weltsprache im Wortsinn“

Vom 27. bis 31. März 2019 findet der 22. Deutsche Hispanistentag statt – erstmals an der Freien Universität Berlin

11.03.2019

Durch die spanische Sprache können Studierende zu Weltbürgern werden, sagt Romanistikprofessorin Susanne Zepp.

Durch die spanische Sprache können Studierende zu Weltbürgern werden, sagt Romanistikprofessorin Susanne Zepp.
Bildquelle: istockphoto / Natalie

Eigentlich müsste es „Deutsche HispanistenTAGE“ heißen, denn die Großveranstaltung, zu der rund 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwartet werden, dauert vom 27. bis 31. März 2019. Eröffnet wird die größte Hispanistik-Fachkonferenz in Deutschland am 27. März von Staatssekretär Steffen Krach, Seiner Exzellenz Ricardo Martínez, dem Spanischen Botschafter in Berlin, Seiner Exzellenz Elmer Schialer, Botschafter der Republik Peru in Deutschland und Vorsitzender der Gruppe der Botschafterinnen und Botschafter Lateinamerikas und der Karibik (GRULAC), und Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität. Der Hispanistentag findet zum 22. Mal statt, erstmals an der Freien Universität Berlin. Die Konzeption und Organisation liegt bei Linguistikprofessorin Judith Meinschaefer, Linguistikprofessor Uli Reich und Literaturwissenschaftsprofessorin Susanne Zepp, alle drei vom Institut für Romanische Philologie der Freien Universität Berlin. Ein Interview mit Susanne Zepp und Uli Reich.

Frau Professorin Zepp, Herr Professor Reich, worum wird es beim 22. Deutschen Hispanistentag gehen?

Susanne Zepp: Wir werden uns mit der Vielfalt und den Verflechtungen der spanischen Sprache und ihrer Literaturen und Kulturen auseinandersetzen. Den diesjährigen Hispanistentag haben wir mit drei Begriffen überschrieben: Konstellationen, Netze und Transformationen. Das Denken in Konstellationen stellt dabei eine Art Kristallisationspunkt für methodische Selbstreflexion dar. Der Netzbegriff bezieht sich auf sprachliche, literarische oder kulturelle Verbindungen, und der Begriff der Transformation markiert linguistische, literarische und kulturelle Phänomene und Zugriffe. Wir erwarten etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt aus der Literaturwissenschaft, Linguistik und Kulturwissenschaft sowie der Mehrsprachigkeitsdidaktik.

Professorin Susanne Zepp

Professorin Susanne Zepp
Bildquelle: A. Zwirner

Welche Schwerpunkte gibt es in diesem Jahr?

Zepp: Am 1. April jährt sich das Ende des Spanischen Bürgerkriegs zum 80. Mal. Dies wird in mehreren Sektionen im Kontext seiner globalen Wirkungsgeschichte aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive diskutiert werden. Es geht aber auch um literarische Netzwerke aktueller lateinamerikanischer Autorinnen und Autoren zwischen Amerika und Europa, Politiken der Poesie und die Geschichte des Republikanischen Exils.

Uli Reich: Ein weiterer Schwerpunkt sind die indigenen Sprachen Lateinamerikas. Sie sind durch geplante Reformen verschiedener lateinamerikanischer Regierungen – etwa in Kolumbien, aber derzeit vor allem in Brasilien – stark bedroht. Hier geht es uns besonders darum, ein größeres Bewusstsein für die Existenz dieser immerhin 600 Sprachen zu schaffen – ganz im Sinne des UNESCO-Jahres der indigenen Sprachen 2019. Ein Anliegen ist es uns auch, die wissenschaftsgeschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung der Hispanistik herauszustellen und zukünftige Perspektiven zu erörtern.

Professor Uli Reich

Professor Uli Reich
Bildquelle: Privat

Zepp: Insgesamt ist uns wichtig deutlich zu machen, wie markant in Deutschland die spanischsprachigen Literaturen und Kulturen in ihren interdisziplinären Bezügen jenseits nationaler Begrenzungen gelehrt und erforscht werden. Spanisch kann eine Eintrittskarte in ein nicht-binäres Verstehen der Welt sein und ist Weltsprache im Wortsinn, die es Studierenden erlaubt, zu Weltbürgerinnen und Weltbürgern zu werden.

Werden prominente Gäste kommen?

Reich: Drei sehr interessante Persönlichkeiten haben sich angekündigt: Der berühmteste andalusische Gegenwartsautor Antonio Muñoz Molina wird am Eröffnungsabend einen Vortrag über die Rolle des Zufalls in der literarischen Imagination halten. Der Linguist Carlos Garatea Grau von der Pontificia Universidad Católica del Perú wird über den peruanischen Schriftsteller José Maria Arguedas und die Vielfalt in der Einheit der spanischen Sprache vortragen. Außerdem haben wir das Vergnügen, die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Sylvia Molloy aus New York begrüßen zu dürfen. Sie ist gebürtige Argentinierin und eine der spannendsten Figuren der feministischen Theorie und Literaturwissenschaft. In ihrem Vortrag untersucht sie interkulturelle Begegnungen und Übersetzungen.

Welche Veranstaltungen sind öffentlich?

Reich: Die Vorträge unserer großen Gäste – Antonio Muñoz Molina, Carlos Garatea Grau und Sylvia Molloy – sind öffentlich. Und am Sonntagvormittag findet am Lateinamerika-Institut der Freien Universität eine öffentliche Poetische Matinee statt, bei der lateinamerikanische Künstlerinnen und Künstler, die in Berlin leben, ihre Dichtung vortragen. Damit soll gezeigt werden, dass hier in der Hauptstadt die spanische Sprache, Literatur und Kultur einen hohen Stellenwert haben und zum künstlerischen Alltag und dem multikulturellen Leben unserer Stadt gehören. Auch zu dieser Veranstaltung sind Interessierte herzlich eingeladen.

Zepp: Besonders am Herzen liegt uns eine Ausstellung, die anlässlich des Hispanistentags von Studierenden der Freien Universität Berlin erarbeitet wurde und sich mit der Rezeption des Werks von Federico García Lorca in der Weltliteratur befasst. Auch sie ist öffentlich: Sie wird vom 27. März an in der Spanischen Botschaft Berlin gezeigt und ist dort bis zum 3. Mai zu sehen. Die feierliche Ausstellungseröffnung findet am Dienstag, den 26. März, um 19.00 Uhr in der Spanischen Botschaft statt. Dort werden der Spanische Botschafter, S. E. Herr Ricardo Martínez Vázquez, und unser Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Hoffmann-Holland Grußworte halten. Die Studierenden werden in das Ausstellungskonzept einführen, und dann gibt es bei einem Glas Wein die Gelegenheit, sich die Ausstellung anzuschauen. Man muss sich nur vorab anmelden unter emb.berlin.cul@maec.es

Die Fragen stellte Lena Pflüger