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Forschungsdaten richtig managen

Forschende, Lehrende und Studierende der Freien Universität werden im Umgang mit Forschungsdaten im Sinne Guter wissenschaftlicher Praxis unterstützt

10.08.2021

Heute wird in fast allen Disziplinen mit digitalen Mitteln geforscht.

Heute wird in fast allen Disziplinen mit digitalen Mitteln geforscht.
Bildquelle: ThisIsEngineering von Pexels

Nachhaltig verfügbar, standardisiert aufbereitet und jederzeit nachvollziehbar: Forschungsdaten müssen gut verwaltet werden, damit sie den Standards Guter wissenschaftlicher Praxis gerecht werden. 

Eine neue Policy für das Forschungsdatenmanagement an der Freien Universität hält nun fest, wie das geht. Denn das Thema umfasst vieles: Es beginnt mit der Entwicklung einer Forschungsfrage, schließt die Organisation und Dokumentation ein, die Speicherung, Sicherung und Archivierung, den Schutz und schließlich auch das Teilen und – wenn möglich – die Veröffentlichung der Daten.

Stift, Zettel oder Karteikasten sind in der Forschung längst eher Requisite. „Heute wird in den meisten Disziplinen vor allem mit digitalen Mitteln geforscht. Hochschulen müssen für die damit verbundenen Anforderungen eine nachhaltige Infrastruktur anbieten“, sagt Sibylle Söring. „An der Freien Universität gehört die neue Policy dazu: eine Arbeitshilfe für Forschende beim Umgang mit ihren Daten.“

Sibylle Söring leitet den Bereich Forschungsdatenmanagement, der an der Universitätsbibliothek angesiedelt ist. Die Policy hat sie in den vergangenen eineinhalb Jahren mit ihrem Team, der Referentin und dem Referenten für Forschungsdatenmanagement, Esther Asef und Heinz-Alexander Fütterer, und weiteren Kolleginnen und Kollegen sowie einem universitätsweiten Lenkungskreis erarbeitet. In diesem Zusammenhang wurde auch die Open-Access-Policy der Freien Universität von 2008 aktualisiert.

Forschung transparent machen

„Es geht grundsätzlich auch darum, Forschung im Sinne offener Wissenschaft transparenter zu machen. Damit beispielsweise datenbasierte Studien auch nach ihrem Abschluss nachvollziehbar bleiben, indem die erhobenen Daten und das Studiendesign weiterhin zugänglich sind – und somit Anschlussforschung möglich ist“, sagt Sibylle Söring.

Viele Drittmittelgeber erwarteten bereits bei der Antragstellung teilweise sehr genaue Angaben zum Forschungsdatenmanagement, erklärt Söring, die zuvor viele Jahre als wissenschaftliche Koordinatorin verschiedene bundesweite Informationsinfrastrukturprojekte für die Geisteswissenschaften betreut hat. 

Die neue Policy wurde im Mai dieses Jahres verabschiedet und ist im Rahmen eines partizipativen Prozesses gemeinsam mit Hochschulangehörigen entstanden: „Es war uns wichtig, keinen ‚Papiertiger‘ zu schaffen. Wir haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachbereiche an der Freien Universität einbezogen, um auf individuelle Anforderungen eingehen zu können“, sagt Söring. Erstmals sind zudem auch bestehende Dienste rund um das Forschungsdatenmanagement an der Freien Universität gebündelt dokumentiert.

Sibylle Söring leitet den Bereich Forschungsdatenmanagement, der an der Universitätsbibliothek angesiedelt ist.

Sibylle Söring leitet den Bereich Forschungsdatenmanagement, der an der Universitätsbibliothek angesiedelt ist.
Bildquelle: Privat

Keine einfache Aufgabe, denn fast jede Fachdisziplin hat ihr eigenes Verständnis von Forschungsdaten: die einen arbeiten textbasiert, die anderen mit Objekten oder Messdaten im Labor und wieder andere mit Audiodaten oder Bewegtbild. Söring und ihr Team haben deshalb neben den Fachvertretungen alle relevanten Zentraleinrichtungen und auch die Graduiertenschulen zur Entwicklung der Policy mit ins Boot geholt. 

Policy entstand in einem partizipativen Prozess 

Im Januar schließlich wurde bei einem Online-Treffen weitere Expertise von Angehörigen der Universität eingeholt, die bereits viel Erfahrung in der Organisation und Bereitstellung von Forschungsdaten haben. Mehr als 70 Interessierte nahmen daran teil: „Es gibt eine große Bereitschaft, an der Policy und ihrer Umsetzung mitzuarbeiten, das hat uns sehr gefreut und unterstreicht die Relevanz des Handlungsfelds Forschungsdaten“, sagt Sibylle Söring. 

Auch Elfrun Lehmann war dabei. „Ich fühlte mich bei dem Prozess gut mitgenommen“, sagt Lehmann. Sie arbeitet als „Datenmanagerin“ am Sonderforschungsbereich 170 am Institut für Geologische Wissenschaften. In dem interdisziplinären Projekt untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die späte Wachstumsgeschichte der terrestrischen Planeten vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.  

„Die Daten, die wir verarbeiten, sind so vielfältig wie die Methoden, mit denen geforscht wird: Wir analysieren Meteoritenteile im Labor, erstellen geologische Karten von der Oberfläche des Mondes und entwickeln Softwaremodelle“, erklärt Elfrun Lehmann.

Elfrun Lehmann arbeitet als „Datenmanagerin“ am Sonderforschungsbereich 170 am Institut für Geologische Wissenschaften.

Elfrun Lehmann arbeitet als „Datenmanagerin“ am Sonderforschungsbereich 170 am Institut für Geologische Wissenschaften.
Bildquelle: Privat

Daten aus dem All: Im SFB 170 wird die Wachstumsgeschichte von Planeten untersucht. Das Bild zeigt die Topographie des Mars Kraters Jezero.

Daten aus dem All: Im SFB 170 wird die Wachstumsgeschichte von Planeten untersucht. Das Bild zeigt die Topographie des Mars Kraters Jezero.
Bildquelle: ESA/DLR/FU Berlin

Seit 2019 sammelt und verwaltet die Geografin und Computerwissenschaftlerin die Daten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der verschiedenen Projekte des Sonderforschungsbereichs der Freien Universität und vier weiterer Projektpartner. „In erster Linie geht es darum, die Informationen auffindbar und nachvollziehbar zu machen“, erklärt Lehmann. Dass Gutachterinnen und Gutachter bei der Prüfung von Fachartikeln auch auf die Datensätze zugreifen können, sei mittlerweile gängige Praxis.  

Lehmann weiß, wie wichtig es ist, alle Aspekte des Forschungsdatenmanagements zu Beginn eines Projekts mitzudenken: „Schon bei der Einwerbung von Fördergeldern sollten Personalstellen und die Infrastruktur für die Aufbereitung, Standardisierung, Speicherung, Referenzierung, Dokumentation und nach Möglichkeit auch nachhaltige Verfügbarmachung der Daten eingeplant werden.“ 

Unterstützung bei der Planung eines Forschungsdatenmanagements

Die Antragstellung ist auch der richtige Zeitpunkt für Forschende, um sich an Sibylle Söring und ihr Team zu wenden: „Je früher wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – ob Einzelforschende oder Verbundvorhaben - bei der Planung unterstützen können, desto besser. Rund vier Wochen brauchen wir aber, um gemeinsam einen Plan für das Forschungsdatenmanagement zu erstellen“, sagt Söring, die mit ihrem Team an der neuen Abteilung „Dienste für Forschung“ der Universitätsbibliothek angesiedelt ist. 

Auch in Zukunft bauen Sibylle Söring und ihr Team von der Universitätsbibliothek auf das Feedback und den Gestaltungswillen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Im Herbst werden wir gemeinsam mit Forschenden an die Umsetzung der Policy gehen, es sind Informationsveranstaltungen und zum Beispiel fachspezifische Handreichungen geplant. Unser Team bietet zudem Info-, Schulungs- und Unterstützungsformate vor Ort an. Darüber hinaus werden wir regelmäßig um Feedback zur Policy bitten und sie bei Bedarf aktualisieren.“ 

Weitere Informationen

Die Policy zum Forschungsdatenmanagement finden Sie hier.
Universitätsbibliothek und ZEDAT bieten zahlreiche Services an, um Forschende beim Datenmanagement bestmöglich zu unterstützen.

Referenz im Refubium:
Freie Universität Berlin. 2021. „Forschungsdaten-Policy der Freien Universität Berlin“: https://doi.org/10.17169/refubium-30560 

Am 12. August 2021 informiert das Team Forschungsdatenmanagement in einer Online-Veranstaltung über die neue Forschungsdaten-Policy: https://www.fu-berlin.de/sites/forschungsdatenmanagement/veranstaltungen/2021-08-12-forschungsdaten-policy-veranstaltung.html 

Weitere Termine werden folgen.
Das Team Forschungsdatenmanagement der Universitätsbibliothek bietet eine regelmäßige offene Online-Sprechstunde für Forschende, Lehrende und Studierende der Freien Universität. Weitere Informationen finden Sie hier.
Für Info- und Schulungsveranstaltungen vor Ort, Einzelberatungen oder weitere Anliegen wenden Sie sich bitte an diese E-Mail-Adresse: forschungsdaten@fu-berlin.de