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Schwarz und Weiß: alles Dada

20. Oktober, 18 Uhr: Der Kunstwissenschaftler und Germanist Thomas O. Haakenson spricht im Rahmen der GSA Lecture über sozialkritischen Dadaismus im Wandel der Zeit

19.10.2021

„Dada Dancers (large study)“, ein Werk von Adam Pendleton aus dem Jahr 2017, ist ein zeitgenössisches Beispiel des Dadaismus.

„Dada Dancers (large study)“, ein Werk von Adam Pendleton aus dem Jahr 2017, ist ein zeitgenössisches Beispiel des Dadaismus.
Bildquelle: Adam Pendleton Studio

Minimalistisch-abstrakte schwarze Tänzer auf weißem Grund, darüber Schrift: Der Kunstdruck heißt „Dada Dancers (large study)“, der Künstler Adam Pendleton. Das Werk des US-amerikanischen Konzeptkünstlers will Thomas O. Haakenson als Einstieg nutzen für seinen Vortrag „Art, Science, and the Paradox of Knowledge: Decolonizing the European Avant-Garde“, den er am 20. Oktober an der Freien Universität halten wird. „Was Adam Pendleton praktiziert, ist ‚Black-Dada‘“, sagt Thomas O. Haakenson. Der US-amerikanische Kunstwissenschaftler und Germanist hält die diesjährige „German Studies Association Distinguished Lecture“. Sein Thema: Wie könnte eine entkolonialisierte Wahrnehmung der Avantgarde-Kunst aussehen?

Thomas O. Haakenson ist Associate Professor für „Critical Studies und Visual Studies“ am California College of the Arts in San Francisco und Oakland, USA.

Thomas O. Haakenson ist Associate Professor für „Critical Studies und Visual Studies“ am California College of the Arts in San Francisco und Oakland, USA.
Bildquelle: privat

Der historische Dadaismus

Der Dadaismus – die kurzlebige, streitlustige und oft parodistisch arbeitende Avantgarde-Bewegung, die 1916 in Zürich gegründet wurde und schon 1923 in Paris ihr Ende fand – gehört zu Thomas O. Haakensons Forschungsschwerpunkten.

Auch im Berlin der jungen Weimarer Republik entstanden sozialkritische Werke, die zu der Strömung zählen. Vor allem über die Dadaistinnen Hannah Höch und Sophie Taeuber-Arp wird Thomas O. Haakenson sprechen, beide waren in Berlin beziehungsweise Zürich die einzigen Vertreterinnen einer sonst männlichen Kunstbewegung, sagt der Associate Professor für „Critical Studies und Visual Studies“ am California College of the Arts in San Francisco und Oakland, USA. 

Hannah Höch, besonders bekannt für ihre Fotomontagen-Serie „Aus einem ethnographischen Museum“ (1924–1934), verbindet darin Fotoausschnitte mit europäischen Motiven mit solchen von Objekten oder Personen aus kolonialisierten Kulturen. Heute würde man sagen, sie verbindet ‚das Eigene‘ mit ‚dem Anderen‘. „Hannah Höch demonstriert ihre Sicht als Frau in einer Männerdomäne und ihre Kritik an der Unterdrückung von Minderheiten“, interpretiert Thomas O. Haakenson. Das sei eine Sichtweise, mit der der amerikanische Konzeptkünstler Adam Pendleton als schwarzer, homosexueller Künstler sympathisiere.

Der zeitgenössische Dadaismus

Der 1984 geborene Adam Pendleton arbeitet seit 2007 an seinem „Black-Dada-Projekt“ aus multimedialen Kunstwerken und dem Sammelband „Black-Dada-Reader“. Damit wolle er eine andere Kunstgeschichte erzählen, sagt Haakenson. Eine, in der auch schwarze Künstlerinnen und Künstler ihren Platz haben und die die Impulse aufzeigt, die von ihnen ausgingen und die Moderne prägten. Dabei beziehe sich Pendleton auf mehrere Bewegungen der Kunst und Politik gleichzeitig: den historischen Dadaismus, die „Black Art“-Bewegung der 1960er und 1970er Jahre sowie die aktuelle „Black Lives Matter“-Bewegung oder Kunst zur queer-Identität. 

Mit seinem Vortrag „Art, Science, and the Paradox of Knowledge: Decolonizing the European Avant-Garde“ und mehreren Publikationsprojekten will Thomas O. Haakenson einen Beitrag dazu leisten, die eurozentrische und oft sehr weiße, einheitliche Kunstgeschichte zu entkolonialisieren.  


Die GSA ist die nordamerikanische Partnerin und Co-Sponsorin des „Berlin Program for Advanced German and European Studies“ der Freien Universität. Die Kooperation ermöglicht einjährige Forschungsaufenthalte nordamerikanischer Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Doktorandinnen, Doktoranden und Postdocs der Geistes- und Sozialwissenschaften in der deutschen Hauptstadt sowie den intellektuellen und kulturellen Dialog. Thomas O. Haakenson war selbst 2003/2004 GSA-Stipendiat und verbrachte 2019 ein Forschungssemester in Berlin.

Weitere Informationen

Die German Studies Association Distinguished Lecture „Art, Science, and the Paradox of Knowledge: Decolonizing the European Avant-Garde“ von Thomas O. Haakenson findet am 20. Oktober um 18 Uhr statt.

Der englischsprachige Vortrag wird digital übertragen. Eine Anmeldung per E-Mail an bprogram@zedat.fu-berlin.de ist erforderlich. Ein Besuch vor Ort ist nur mit Einladung möglich.