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Ist das noch Forschung oder schon Kunst?

Gemeinsam mit dem Theater des Anthropozän veranstaltet die Einstein Research Unit CliWaC einen Salon zur Zukunft des Wassers in Berlin-Brandenburg

24.11.2021

Wie denken Bürgerinnen und Bürger über den Klimawandel und drohende Wasserknappheit? Das Forschungsprojekt CliWaC sucht neue Wege, um mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen.

Wie denken Bürgerinnen und Bürger über den Klimawandel und drohende Wasserknappheit? Das Forschungsprojekt CliWaC sucht neue Wege, um mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen.
Bildquelle: Theater des Anthropozän

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Forschung einer interessierten Öffentlichkeit unterhaltsam zu präsentieren – Science Slams zum Beispiel: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen dabei die große Bühne, um komplexe wissenschaftliche Vorgänge knapp und laienverständlich vorzustellen und zu erklären. Viele Forschende wünschen sich den Wissenstransfer noch stärker als Austausch: Sie wollen Wissen nicht nur präsentieren, sondern mit Künstlerinnen, Künstlern und dem Publikum kommunizieren und auf diese Weise neues Wissen generieren.

In der Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC) untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Berliner Universitäten im Verbund der Berlin University Alliance (BUA), wie sich der Klimawandel auf die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser in der Region Berlin-Brandenburg auswirkt und wie sich Wasserressourcen unter neuen Bedingungen nachhaltig bewirtschaften lassen.

„Wir wollen aber nicht nur die Auswirkungen von Klimaveränderungen naturwissenschaftlich beschreiben, sondern auch verstehen, welche Risiken die Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf den Klimawandel wahrnehmen und welche Auswege sie sehen“, sagt Britta Tietjen, Professorin am Institut für Biologie der Freien Universität und Sprecherin der Research Unit.

Drei Abende mit Publikum

Die Ökologin Britta Tietjen leitet die Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC).

Die Ökologin Britta Tietjen leitet die Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC).
Bildquelle: privat

„Kunst ist eine grandiose Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen“, erklärt die Ökologin, „weil wir unsere Gefühle, Ängste und Gedanken mit und in der Kunst ausdrücken können.“

Jörg Niewöhner, Co-Sprecher der Research-Unit und Professor am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin, hatte Kontakte zum Theater des Anthropozän, einer Initiative der Humboldt-Universität, die Kunst, Wissenschaft, und Zivilgesellschaft zusammenbringt.

„Das passt perfekt zu unserem Forschungsansatz“, sagt Britta Tietjen. So entstand die Idee, gemeinsam mit der Theatergruppe drei Abende mit Publikum im Humboldt Labor des Humboldt Forums zu veranstalten.

Salon der Wissenschaft

Inspiriert von den Berliner Salons des 18. Jahrhunderts soll ein Raum des Sich-Begegnens, der künstlerischen Erfahrung und des Wissens entstehen, in dem sich die Teilnehmenden mit den Risiken des Klimawandels für die Natur ebenso wie für die Wasserversorgung in Berlin und Brandenburg beschäftigen.

In mehreren Mini-Performances präsentieren unter anderem der Musiker Kevin Mooney, der Tänzer Ziv Frenkel und die Schauspielerin Claudia Burckhardt unterschiedliche Exponate und Aspekte zum Thema Wasser. Die Besucherinnen und Besucher werden aufgefordert, darstellend mitzuwirken und mit Forschenden über eine nachhaltige Wasserzukunft ins Gespräch zu kommen. „Ich bin sehr neugierig darauf, das Ergebnis ist völlig offen“, sagt Britta Tietjen.

Inspiriert von den Berliner Salons des 18. Jahrhunderts: In mehreren Mini-Performances werden Exponate und Aspekte zum Thema Wasser präsentiert.

Inspiriert von den Berliner Salons des 18. Jahrhunderts: In mehreren Mini-Performances werden Exponate und Aspekte zum Thema Wasser präsentiert.
Bildquelle: Theater des Anthropozän

In der zweiten Phase des Transferprojekts AnthropoScenes wird die Theatergruppe mit einem Bus durch Brandenburg fahren, um auf Marktplätzen spielen.

„So wollen wir weitere Gruppen von Menschen erreichen, sie auf die Auswirkungen des Klimawandels in ihrer Region aufmerksam machen und ihre Eindrücke aufnehmen“, sagt Britta Tietjen. „Wir wollen erfahren, wie sie über drohende Wasserknappheit denken, welche Probleme sie erwarten, und wie sie sich faire Lösungen vorstellen.“

Implizites und explizites Wissen nutzen

Im Januar startet das Forschungsprojekt zudem mit der „partizipativen Modellierung“, bei dem Betroffene und Interessengruppen aus den jeweiligen Regionen eingeladen werden, um Probleme, Forschungsfragen und mögliche Zukunftsszenarien zu diskutieren.

„Im Mittelpunkt stehen drei Fallstudien“, erläutert Britta Tietjen. „Thema der ersten Fallstudie sind der Groß Glienicker See und Sacrower See, deren Wasserstände stetig sinken – keiner weiß genau, warum. Die zweite Studie behandelt das Einzugsgebiet der Spree, in der dritten beschäftigen wir uns mit extremen Niederschlägen in der Stadt.“

Für die Biologin ist dieser Austausch eine wichtige Ergänzung zu den Daten, die Forscherinnen und Forscher selbst erheben: „So nutzen wir das implizite und explizite Wissen der Beteiligten, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten.“

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