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Ein Haus für Mensch, Tier und Umwelt

Gäste aus Wissenschaft und Politik feierten die Eröffnung des Tiermedizinischen Zentrums für Resistenzforschung auf dem Campus Düppel

05.05.2022

Feierliche Eröffnung: Prof. Dr. Uwe Rösler, Ministerialrat Dr. Dietrich Rassow, Staatssekretärin Armaghan Naghipour, Staatssekretärin Prof. Petra Kahlfeldt, FU-Präsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna (v.l.n.r.)

Feierliche Eröffnung: Prof. Dr. Uwe Rösler, Ministerialrat Dr. Dietrich Rassow, Staatssekretärin Armaghan Naghipour, Staatssekretärin Prof. Petra Kahlfeldt, FU-Präsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna (v.l.n.r.)
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Auf dem Veterinärmedizinischen Campus der Freien Universität in Berlin-Düppel ist ein neues und europaweit einzigartiges Forschungsgebäude eröffnet worden. In dem Tiermedizinischen Zentrum für Resistenzforschung (TZR) werden Grundlagen ebenso wie neue diagnostische, therapeutische und hygienische Maßnahmen mit dem Ziel erforscht, resistente Krankheitserreger einzudämmen.

Das in den Jahren 2018 bis 2022 errichtete Gebäude wurde aus dem Bund-Länder-Programm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte finanziert. Die Baukosten betrugen rund 60 Millionen Euro. Es bietet Arbeits- und Forschungsplätze für rund 100 Personen.

Mit einem Festakt, einem Grillfest und Hausführungen wurde das Zentrum bei strahlender Frühlingssonne eingeweiht. Unter den rund 150 Gästen waren Angehörige des Fachbereichs Veterinärmedizin, weiterer Fachbereiche der Freien Universität Berlin und anderer wissenschaftlicher Einrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet. Sie alle wollten sich diesen Moment nicht entgehen lassen, gab es doch die Ankunft am Ziel eines langen Weges zu feiern.

Goldene Ehrennadel für Professor Lothar H. Wieler

Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts und Professor am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität, war Ehrengast, denn bevor er 2015 sein derzeitiges Amt antrat, forschte und lehrte er am Fachbereich Veterinärmedizin und trug maßgeblich dazu bei, dass das neue Forschungszentrum gebaut wurde.

Auch ohne das Wirken von Peter Lange, dem ehemaligen Kanzler der Freien Universität Berlin, der ebenfalls unter den Gästen war, hätte es an diesem sonnigen Frühlingstag keine Feier gegeben. „Er hat uns quasi auf den Pott gesetzt“, berichtete Uwe Rösler, Dekan des Fachbereichs, dem Publikum. Peter Lange habe 2013 nachdrücklich dazu angeregt, Finanzmittel für einen Forschungsneubau bei der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern zu beantragen. Mit viel Teamgeist, nach durchgearbeiteten Nächten und Feiertagen, sei der Antrag schließlich eingereicht und später erfolgreich verteidigt worden.

In dieser heißen Phase habe er sich keinen besseren Partner vorstellen können, sagte Uwe Rösler über Lothar H. Wieler. Dem TZR-Team gehört der RKI-Chef als Mitglied der Steuerungsgruppe weiterhin an. Als Zeichen des Dankes für sein Engagement überreichte ihm Universitätspräsident Günter M. Ziegler an diesem Nachmittag die Goldene Ehrennadel der Freien Universität Berlin.

„Als Sie vor acht Jahren die Weichen für diesen Bau und den Schwerpunkt Resistenzforschung gestellt haben, wussten wahrscheinlich nur wenige Berlinerinnen und Berliner, was Zoonosen sind“, sagte Günter M. Ziegler in seiner Ansprache. „Durch die Corona-Pandemie ist das Problem von Infektionen durch Parasiten, Pilze, Bakterien und Viren, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden, nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt, und Lösungen werden dringender denn je gesucht.“ Ähnlich akut sei inzwischen das Problem der gegen Medikamente resistenten Krankheitserreger. Dieser Entwicklung könne man sich nur mit einem One-Health-Ansatz entgegenstellen, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur ganzheitlich betrachte.

„Die aktuelle Pandemie wird nicht die letzte sein“

Diesen Aspekt betonte auch Armaghan Naghipour, Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, in ihrer Ansprache. Das Risiko, an einer Zoonose zu erkranken, nehme auch deshalb zu, weil die Bevölkerung wächst, Lebensräume schwinden und industrielle Landwirtschaft und intensive Nutztierhaltung unsere Umwelt zunehmend prägen. „Die aktuelle Pandemie ist noch nicht vorbei und wird wahrscheinlich auch nicht die letzte sein“, sagte die Staatssekretärin. „Aber mit wissenschaftlicher Arbeit können wir solche Krankheiten besser und schneller verstehen und bekämpfen.“ Um nichts weniger ginge es in diesem gelungenen, hochkomplexen Forschungsbau.

Die Senatsbaudirektorin und Professorin Petra Kahlfeldt lobte den Neubau als städtebauliche und architektonische Bereicherung. Die funktionale Gliederung ermögliche optimale Haltungsbedingungen für Tiere und schütze die Umwelt. Den Forschenden biete das neue Zentrum gute Arbeitsbedingungen und eine Ausstattung mit hochsensiblen Großgeräten. „Die außergewöhnlich hohen Anforderungen an Hygiene und Tierschutz sowie die hierfür erforderliche Haustechnik haben alle Beteiligten maximal gefordert und konnten in gemeinsamer Anstrengung gemeistert werden“, sagte Petra Kahlfeldt. Sie wies auch auf die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hin, durch die das Zentrum einen Teil seiner benötigten Energie selbst erzeugen kann.

Die Architektur orientiert sich am niedersächsischen Bauernhaus

Bei aller Modernität habe sich das Planungsteam von Gerber Architekten beim Entwurf für den Forschungsbau an einem traditionellen niedersächsischen Bauernhaus orientiert, berichtete Professor Eckhard Gerber. Menschen und Tiere unter einem Dach, ein Atrium mit Treppe als repräsentativer und zugleich kommunikativer Bereich, überhöht durch die wunderschöne grafische Plastik der Berliner Künstlerin Nevin Aladağ mit dem Titel „Fährtenlesen“. Da zu einem Bauernhaus ein Baum gehöre, überreichte Eckhard Gerber dem Fachbereich einen Gutschein für eine noch zu pflanzenden Roteiche.

Vor dem neuen Gebäude in der Robert-von-Ostertag-Str. 8 wurde mit vielen Gästen bei schönstem Wetter gefeiert.

Vor dem neuen Gebäude in der Robert-von-Ostertag-Str. 8 wurde mit vielen Gästen bei schönstem Wetter gefeiert.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professorin Barbara Kohn, Leiterin der Klinik für kleine Haustiere und stellvertretende Sprecherin des TZR, sieht große Chancen darin, dass Forschung und klinische Anwendung auf dem Campus Düppel künftig noch besser Hand in Hand arbeiten. „Täglich sehen wir in der Kleintierklinik, wie eng Besitzerinnen und Besitzern mit ihren Tieren zusammenleben.“ Zoonosen und multiresistente Keime seien daher ein großes Problem. „Dafür brauchen wir neue Ideen aus der Forschung. Umgekehrt können wir aus der Praxis heraus die richtigen Fragen an die Grundlagenforschung formulieren. Der dafür nötige Austausch werde – auch national und international – in diesem Gebäude möglich sein.

Erkenntnisse aus der Forschung können helfen, bessere Gesetze zu machen

Auch Ministerialrat Dietrich Rassow aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft formulierte große Erwartungen. „Ihre Daten und Erkenntnisse können uns helfen, bessere Gesetze und Verordnungen zu machen. Wir brauchen Ihre Expertise.“

Uwe Rösler ist zuversichtlich, dass der Neubau viele Forschende beflügeln wird, diese Erwartungen zu erfüllen. „Wir haben seit Jahren unsere Berufungsstrategie und Forschungsprogrammatik so entwickelt, dass wir das neue Haus von Anfang an füllen können. Ich lade Sie nun herzlich ein, das TZR kennenzulernen und seine Möglichkeiten gemeinsam mit uns zu nutzen.“