„Trump und Harris betrachten China als Konkurrenz“
Genia Kostka, Professorin für die Politik Chinas, Institut für Chinastudien
04.10.2024
Genia Kostka, Professorin für die Politik Chinas, Institut für Chinastudien
Bildquelle: Hertie school of Governance
Die China-Politik von Donald Trump und Kamala Harris weist Unterschiede in Ansatz und Taktik auf, zeigt jedoch auch Gemeinsamkeiten. Beide betrachten China als Konkurrenten, und es wird erwartet, dass sie ähnliche politische Instrumente wie Zölle, Exportkontrollen und Subventionen nutzen werden. Während das Kandidatenteam Trump-Vance auf Konfrontation und Abschottung im Sinne des decoupling setzen wird, erwartet man vom Harris-Walz-Team eine Balance zwischen Wettbewerb und Kooperation im Sinne des derisking. Harris hat wenig Erfahrung mit China, Vize-Kandidat Walz war als Lehrer in Guangdong tätig und traf wiederholt Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten.
Trump und Harris betonen beide, dass sie in Bezug auf China handlungsfähig bleiben wollen und notfalls härtere Maßnahmen ergreifen werden. Es bleibt somit absehbar, dass die USA, unabhängig vom Regierungsteam, weiterhin einen harten Kurs gegenüber China verfolgen werden. Aus chinesischer Sicht ist Donald Trump unberechenbar, jedoch war er in der Vergangenheit offen für deals, und man ist in Peking nicht ganz abgeneigt, wenn Trump die etablierten globalen Strukturen kritisiert. Von Kamala Harris erwartet China mehr Kontinuität, aber auch eine protektionistische Zollpolitik sowie Kritik an den Menschenrechtsverletzungen.
Was eine etwaige Eskalation im Taiwan-Konflikt angeht: Unter Harris würden die USA die Insel im Falle eines chinesischen Angriffs sicherlich verteidigen, während Trump sich bisher nicht festgelegt hat, aber von Taiwan fordert, für die Verteidigungsdienste der USA zu zahlen.