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„Die Sorge für sich – die Sorge für andere“

Morgen, am 29. September, findet der Gesundheitstag an der Freien Universität statt / Ein Gespräch mit dem Kanzler der Freien Universität, Peter Lange, über den kürzlich veröffentlichten Vergleichenden Gesundheitsbericht 2006-2010

28.09.2011

Die Freie Universität im Zeichen der Gesundheitsförderung: Beim diesjährigen Gesundheitstag messen sich die Teams nicht im Völkerball, sondern bei der Wii-Olympiade.

Die Freie Universität im Zeichen der Gesundheitsförderung: Beim diesjährigen Gesundheitstag messen sich die Teams nicht im Völkerball, sondern bei der Wii-Olympiade.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Peter Lange, Kanzler der Freien Universität Berlin.

Peter Lange, Kanzler der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Stephan Töpper

Die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr fielen weniger Beschäftigte der Freien Universität wegen Krankheit aus als im Jahr zuvor. Die weniger gute: Erkrankungen des Muskel- und Skelettapparates stehen vor den Erkältungskrankheiten wieder an erster Stelle, auf dem dritten Platz folgen die psychischen Erkrankungen. Campus.leben sprach mit Peter Lange, Kanzler der Freien Universität, über den kürzlich veröffentlichten Vergleichenden Gesundheitsbericht sowie den vierten Gesundheitstag an der Freien Universität, der am 29. September statt-findet.

Herr Lange, warum wird ein vergleichender Gesundheitsbericht erstellt?

Durch den Bericht lässt sich ersehen, wie sich das Krankheitsgeschehen der in gesetzlichen Krankenversicherungen versicherten Beschäftigten der Freien Universität entwickelt. 

Was lässt sich aus einem solchen Gesundheitsbericht ganz allgemein ablesen?

Der Bericht zeigt Trends auf, wie lange und wie häufig Mitarbeiter krank waren. Er gibt Aufschluss über die Häufigkeiten der verschiedenen Diagnosen. Außerdem informiert er über Fälle von Arbeitsunfähigkeit – unter Berücksichtigung der soziodemografischen Kategorien Alter, Geschlecht, Tätigkeit, Stellung im Beruf und Ausbildung.

Was lässt sich aus dem aktuellen Gesundheitsbericht 2006 – 2010 herauslesen?

Zunächst einmal können wir sagen, dass das Krankheitsgeschehen unserer Beschäftigten mit dem anderer Institutionen durchaus vergleichbar ist. Ein allgemeiner Trend lässt sich aller-dings für die Freie Universität nicht bestätigen: Es ist bei uns nicht so, dass jüngere Beschäftigte häufiger krankgeschrieben sind als ältere.

Hat sich im Vergleich zum vorherigen vergleichenden Bericht etwas verändert?

Der durchschnittliche Krankenstand der erfassten Beschäftigten liegt im Jahr 2010 bei 2,5 Prozent. Damit ist er im Vergleich zu den Vorjahren leicht gesunken (2006: 2,8 Prozent; 2007: 2,6 Prozent; 2008: 2,7 Prozent; 2009: 2,8 Prozent).

Kennt man den Grund für diese Entwicklung?

Zunächst einmal muss man sagen, dass wir uns natürlich darüber freuen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des befristet beschäftigten wissenschaftlichen Mittelbaus den Durchschnittssatz ganz erheblich beeinflussen. Denn junge Hochschulabsolventen, die sich qualifizieren, gehören offensichtlich ebenso wenig wie Hochschullehrer zur Gruppe der Beschäftigten, die häufig und über einen längeren Zeitraum hinweg erkranken. Die Unterteilung der Arbeitsunfähigkeitsdaten nach Tätigkeiten sowie weitergehende Untersuchungen im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung zeigen, dass beim unbefristet beschäftigten wissenschaftlichen Personal und beim nichtwissenschaftlichen Personal der Freien Universität Berlin ein erheblich höherer Krankenstand zu verzeichnen ist.

Woher stammen die ausgewerteten Daten?

Wir erhalten die Daten von den Krankenkassen, bei denen die meisten Mitarbeiter der Freien Universität versichert sind – das sind die AOK Nordost, die Techniker-Krankenkasse, die Barmer-GEK, die DAK und die KKH-Allianz. Die Daten werden von den Kassen in aggregierter (zusammengefasster) und anonymisierter Form direkt an die Gesellschaft für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) weitergeleitet. Die BGF ist ein unabhängiges Institut, das die Daten in unserem Auftrag auswertet.

Seit wann gibt es einen solchen Bericht?

Der Bericht wird seit 2006 jährlich erstellt und seit dem Jahr 2008 mit den Ergebnissen der Vorjahre verglichen. Er ist für uns ein wichtiges Analyseinstrument: Aufgrund der Daten lassen sich Hypothesen über die Ursachen von Erkrankungen der Beschäftigten an der Freien Universität aufstellen, auf die der Steuerkreis FUndament Gesundheit wiederum reagieren kann: Wenn wir wissen, welche Krankheiten am meisten verbreitet sind, und wenn wir womöglich deren Ursachen erkennen können, kann der Steuerkreis entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Was bedeutet das konkret?

Muskel- und Skelettkrankheiten, also meistens Rückenleiden, waren im Jahr 2010 der häufigste Grund dafür, wenn Beschäftigte ausfielen. Hier können wir mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung und unseren Präventionsangeboten ansetzen. So hat die Universitätsleitung beschlossen, die ergonomischen Trainingsangebote zu verstärken: Das bedeutet etwa, dass Fachleute durch die Büros gehen und den Mitarbeiter Beratung dabei anbieten, wie sie am Arbeitsplatz rücken- und gelenkschonender sitzen oder dass sie ganz konkret dabei helfen, den Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten. So ist in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Bibliotheken beispielsweise eine ergonomische Bücherkarre entwickelt worden, die die tägliche Arbeit der Bibliothekare erleichtern soll. Darüber hinaus wurde die Kooperation mit dem Fitness-Anbieter „Kieser-Training“ erneuert. Alle Beschäftigten werden hierüber in Kürze informiert werden.

Welche Krankheiten traten außerdem häufig auf?

Auf die Muskel- und Skeletterkrankungen folgen die Erkältungs-krankheiten: Sie sind im Jahr 2010 von 17,2 Prozent im Jahr 2009 auf 14,1 Prozent gesunken. An dritter Stelle stehen auch diesmal wieder psychische Erkrankungen, auch wenn sie etwas zurückgegangen sind.

Wie kann die Freie Universität als Arbeitgeberin ihre Beschäftigten beim Gesundbleiben unterstützen?

Das Programm zur Betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, das wir anbieten, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die in diesem Rahmen angebotenen Kurse, beispielsweise Rückenbeweglichkeit, Zeitmanagement, Stresskompetenz, werden außerordentlich gut angenommen. Gleiches gilt für die von der Zentraleinrichtung Hochschulsport angebotenen gesundheitsförderlichen Kurse, wie etwa Pilates, Rückenschule, Feldenkrais etc. Hier können Beschäftigte überdies auf Antrag bei der Geschäftsstelle Betriebliches Gesundheitsmanagement eine Erstattung der Gebühren für zwei regelmäßig besuchte Kurse im Jahr erhalten, wenn diese nicht von den Krankenkassen übernommen werden.

Über das große Angebot unserer betrieblichen Gesundheitsförderung können sich alle Beschäftigten im Internet unter www.fu-berlin.de/fundament-gesundheit informieren.

In dieser Woche findet der Gesundheitstag an der Freien Universität statt – zum vierten Mal. Was bietet er den Mitarbeitern?

Der Gesundheitstag soll allen Beschäftigten die Möglichkeit geben, die Akteure der betrieblichen Gesundheitsförderung kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus sollen sie die Gelegenheit erhalten, sich im Rahmen eines bestimmten Mottos, unter das der Tag gestellt wird, zu informieren. In diesem Jahr heißt das Motto „Die Sorge für sich – die Sorge für andere“. Seit drei Jahren wird zudem ein nicht ganz so ernst zu nehmender sportlicher Wettstreit zwischen Arbeitsgruppen und Einrichtungen der wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereiche ausgetragen, bei dem der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl der Teilnehmenden, aber auch der Spaß der Zuschauer und Zuschauerinnen im Vordergrund stehen.

Was kann der Gesundheitstag über den Tag hinaus bewirken?

Der Gesundheitstag wird immer beliebter, darüber freuen wir uns. Wir hoffen, dass die Mitarbeiter durch die Teilnahme am Gesundheitstag dazu angeregt werden, sich noch mehr mit dem Thema „Gesund am Arbeitsplatz“ auseinanderzusetzen und sich aktiv um ihre Gesundheit zu kümmern.