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Gerichtsmedizinischer Bericht zu den Knochenfunden auf dem Campus

Knochen lagen mehrere Jahrzehnte in der Erde

19.11.2014

Der Fundort im Sommer: In der Harnackstraße stießen Bauarbeiter bei Sanierungsarbeiten auf Knochen.

Der Fundort im Sommer: In der Harnackstraße stießen Bauarbeiter bei Sanierungsarbeiten auf Knochen.
Bildquelle: Verena Blindow

Es hat sich bestätigt, dass die Knochenfragmente, die Anfang Juli bei Sanierungsarbeiten an den Außenanlagen der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin gefunden wurden, menschlicher Herkunft sind. Inzwischen liegt der Freien Universität Berlin das rechtsmedizinische Gutachten vor, das von der Polizei in Auftrag gegeben wurde.

Es ergab, dass die gefundenen Knochen menschliche Knochenfragmente sind, die von mindestens 15 Personen stammen. Aufgrund der vielen kleinen Fragmente sowie des Zustandes der Knochen ist die Angabe einer genauen Zahl für die Rechtsmediziner nicht möglich gewesen. Dem Bericht zufolge handelt es sich um Knochenteile sowohl von erwachsenen als auch von im Wachstum befindlichen Individuen. Eine sichere geschlechtliche Zuordnung der Knochen, die sich in einem „Zustand starker Verwitterung“ befänden, sei mit anthropologisch-rechtsmedizinischen Untersuchungen nicht ohne Weiteres möglich, heißt es im Bericht. Aufgrund des Zustandes der Knochen gehen die Rechtsmediziner von einer Liegezeit im Erdreich „von mehreren Jahrzehnten“ aus.

Neben den Knochenfragmenten wurden auch zehn runde Plastikmarken unterschiedlicher Farben mit handschriftlichen Zahlen darauf gefunden. „Die aufgefundenen Plastikmarken“, so die Einschätzung der Forensiker, „erinnern an Markierungen für biologische/medizinische Präparate, sodass es sich aufgrund der Lage der Knochen im Erdreich und der Unvollständigkeit der Skelette um Reste solcher handeln könnte.“

Die Untersuchung einer bei den Grabungsarbeiten ebenfalls gefundenen Ampulle mit einem eingetrockneten Rest Flüssigkeit ergab nach Angaben der forensischen Toxikologen Hinweise darauf, „dass in der Ampulle das Lokalanästhetikum Procain enthalten war“. Procain sei bereits im Ersten Weltkrieg bei verwundeten Soldaten als Betäubungsmittel eingesetzt worden.

Das Präsidium der Freien Universität Berlin betonte, es sei sehr wichtig, dass die Menschenknochen würdig bestattet werden. Das sei mit der Überstellung der Knochen an das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin gewährleistet.

Bei Sanierungsarbeiten an den Außenanlagen der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin waren im Juli in der Harnackstraße menschliche Knochenreste gefunden worden. Beim Ausheben der Erde und Anlegen eines Sickerschachtes stießen Mitarbeiter eines Bauunternehmens auf die Knochen. Die Bauarbeiten auf dem Grundstück wurden daraufhin vorübergehend eingestellt und die Polizei verständigt.