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Mit Leidenschaft ins Klassenzimmer

Beim Zukunftscampus Neue Lehrkräfte für Berlin haben sich mehr als 150 Schülerinnen und Schüler an der Freien Universität über das Lehramtsstudium und den Lehrerberuf informiert

28.03.2019

Der Zukunftscampus Neue Lehrkräfte für Berlin fand zum vierten Mal statt, in diesem Jahr an der Freien Universität Berlin.

Der Zukunftscampus Neue Lehrkräfte für Berlin fand zum vierten Mal statt, in diesem Jahr an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Jennifer Gaschler

Was macht eine gute Lehrkraft aus? Welche Eigenschaften brauchen Lehrerinnen und Lehrer beispielsweise, wenn sie es mit sogenannten Helikopter-Eltern zu tun haben? Die Begriffe „Motivation“ und „starke Nerven“ stehen schon auf bunten Zetteln an der Tafel. Rund 30 Berliner Zehntklässlerinnen und Zehntklässler beschäftigten sich in einem Dahlemer Seminarraum in der Rost- und Silberlaube im Rahmen des diesjährigen Zukunftscampus am 15. März mit dieser und anderen Fragen rund um den Lehrerberuf.

Was macht eine gute Lehrerin, einen guten Lehrer aus? Das Bild zeigt Schulleiterin Mengü Özhan-Erhardt (stehend), die lange als Lehrerin gearbeitet hat, und Didaktikprofessor  Stefan Kipf von der Humboldt-Universität beim Zukunftscampus.

Was macht eine gute Lehrerin, einen guten Lehrer aus? Das Bild zeigt Schulleiterin Mengü Özhan-Erhardt (stehend), die lange als Lehrerin gearbeitet hat, und Didaktikprofessor Stefan Kipf von der Humboldt-Universität beim Zukunftscampus.
Bildquelle: Anne-Sophie Schmidt

In sieben Workshops und Vorträgen hatten die insgesamt mehr als 150 Jugendlichen Gelegenheit, das Lehramtsstudium näher kennenzulernen und mehr über den Alltag von Lehrerinnen und Lehrern zu erfahren. Der 4. Zukunftscampus – zum ersten Mal fand die Veranstaltung 2016 statt – will Schülerinnen wie Sumeijja helfen: In der 9. Klasse hat sie das vorgeschriebene Berufspraktikum im Kindergarten gemacht. Dabei habe sie gemerkt, dass sie gut mit Kindern zurechtkomme, erzählt sie – und kann sich deshalb vorstellen, Grundschullehrerin zu werden. Beim Zukunftscampus wollte sich die Gymnasiastin über Inhalte, Zulassung und Finanzierung des Lehramtsstudiums informieren.

„Wenn man selbst ein brennendes Feuer ist, kann man andere entzünden“

Im Workshop hält eine Schülerin unterdessen einen weiteren bunten Zettel in der Hand: Als gute Lehrerin müsse man humorvoll und einfühlsam sein, sagt sie. „Endlich“, freut sich Mengü Özhan-Erhardt, Schulleiterin an der Johanna-Eck-Schule in Berlin-Tempelhof. Sie leitet den Workshop gemeinsam mit Stefan Kipf, Professor für Didaktik der Alten Sprachen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mengü Özhan-Erhardt hat an der Freien Universität studiert und war viele Jahre begeisterte Lehrerin. Die Berlinerin sprüht vor Energie: „Wenn man selbst ein brennendes Feuer ist, kann man andere entzünden.“

Mit der Entscheidung für die Studienfächer beginne der lange Weg zum Lehrerberuf, erläutert Stefan Kipf. Der Didaktiker rät den Schülerinnen und Schülern, ihrer Leidenschaft zu folgen: „Sie müssen mögen, was Sie unterrichten. Wenn Sie keinen Spaß an Ihrem Fach haben, können Sie gleich nach Hause gehen.“

In den Workshops des Zukunftscampus‘ geht es nicht nur um allgemeine Fragen rund um den Lehrerberuf; es werden beispielsweise auch exotischere Fächer vorgestellt wie Gartenbauwissenschaft oder Fahrzeugtechnik, die man an Schulen unterrichten kann. In einem anderen Raum können die Jugendlichen selbst aktiv werden: „Und action please!“ heißt der Workshop, in dem Grundübungen für das Fach Theater erprobt werden. „Toll, dass wir hier unserer Fantasie freien Lauf lassen konnten. Das fehlt mir manchmal im Unterricht“, sagt einer der Teilnehmer in der abschließenden Fazitrunde.

Vom Schulalltag erzählen und Klischees abbauen

Morgens ein bisschen unterrichten, immer die Kaffeetasse in der Hand, nachmittags frei und lange Ferien – um Klischees und Realität des Lehreralltags geht es in einem dritten Workshop. Lehrkraft zu sein, bedeute nicht nur, vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten, sagt Francesca Lüdecke, Lehrerin am Archenhold-Gymnasium in Berlin-Schöneweide; dazu könne auch gehören, eine Schülerzeitung zu leiten oder den Lehrplan mitzugestalten.

An verschiedenen Tischen informieren sich die Schülerinnen und Schüler über die unterschiedlichen Schulformen. Zum Beispiel über die Arbeit an einem Oberstufenzentrum, wie die berufsbildenden Schulen in Berlin heißen: Dimitri Livadiotis, stellvertretender Schulleiter der Oscar-Tietz-Schule in Marzahn (Oberstufenzentrum Handel II), wusste vor seinem Studium selbst nicht, was ein Oberstufenzentrum ist: eine Schule für Schülerinnen und Schüler mit einem ersten Schulabschluss, die einen Beruf erlernen, einen Berufsvorbereitungskurs besuchen oder das Abitur beziehungsweise Fachabitur machen möchten. „Jetzt bin ich mit meiner Arbeit sehr glücklich, und ich kann nur empfehlen, in dieser Schulform zu unterrichten.“

„Ich habe hier genauere Informationen bekommen als im Internet, es hat sich also gelohnt“

Um den Tisch zum Thema Grundschullehramt drängen sich die Jugendlichen. Joana Dömel von der Marienfelder Grundschule sagt, dass Grundschullehrkräfte nicht nur ihr Fach, sondern vor allem auch Kinder lieben müssen. Für die Kinder sei man mehr als nur eine Lehrerin, „man muss für sie da sein“. Auch das Thema Gymnasiallehramt stößt auf großes Interesse. Zozan Kar, Lehrerin für Mathematik und Chemie an der Fritz-Karsen-Schule in Berlin-Britz, erzählt von einem ganz normalen Lehrer-Wochenende: Fünf Zeitstunden habe es neulich gedauert, um eine 90-minütige Doppelstunde für einen Grundkurs Mathematik vorzubereiten. „Dann lief die Stunde aber auch sehr gut, und es hat großen Spaß gemacht.“

Nach dem ersten Teil des Tages ist Ferdinand zufrieden. Er habe viele Informationen und mehr Klarheit gewonnen. Gut findet er auch, dass es keine Werbeveranstaltung für die Freie Universität oder den Lehrerberuf gewesen sei. Chiara stimmt ihm zu: „Alle waren sehr aufgeschlossen und nett. Und ich habe hier genauere Informationen bekommen als im Internet, es hat sich also gelohnt.“ Der Zukunftscampus hat die beiden in ihrem Berufswunsch bestärkt: Ferdinand will Sport und Geographie auf gymnasiales Lehramt, Chiara Sonderpädagogik, Deutsch und Englisch studieren.

Weitere Informationen

Der Zukunftscampus Neue Lehrkräfte für Berlin ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin, der Universität der Künste Berlin und dem Berliner Netzwerk für Lehrkräfte mit Migrationshintergrund Vielfalt bildet Berlin.

www.zukunftscampus-berlin.de