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Fünf Jahre Welcome@FUBerlin

Am 6. Juli beginnt der Bewerbungszeitraum für die Teilnahme am aktuellen Programm / Weltflüchtlingstag am 20. Juni

19.06.2020

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studienkollegs im Jahr 2017. Mit Deutschunterricht und fachspezifischen Kursen sollen studieninteressierte Geflüchtete für die Uni fit gemacht werden.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studienkollegs im Jahr 2017. Mit Deutschunterricht und fachspezifischen Kursen sollen studieninteressierte Geflüchtete für die Uni fit gemacht werden.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Vor fünf Jahren, im Herbst 2015, wurde an der Freien Universität Berlin das Programm Welcome@FUBerlin eingerichtet: ein Studien- und Qualifizierungsprogramm, das Menschen, die aus Krisengebieten geflohen sind, den Zugang zum Studium erleichtern soll. Seitdem haben mehr als 600 Personen daran teilgenommen. Am 6. Juli beginnt der Bewerbungszeitraum für den neuen Durchgang. Aus diesem Anlass und anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni ein Interview mit Florian Kohstall, Leiter Welcome Initiative, vom Center for International Cooperation der Freien Universität.

Florian Kohstall ist Leiter der Welcome Initiative und koordiniert Welcome@FUBerlin von Beginn an.

Florian Kohstall ist Leiter der Welcome Initiative und koordiniert Welcome@FUBerlin von Beginn an.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Herr Kohstall, fünf Jahre nach dem Start des Welcome-Programms: Wer nimmt das Angebot in Anspruch? Wen wollen Sie erreichen?

Das Programm richtet sich an Menschen, die ihr Studium nicht beginnen oder abschließen konnten, weil sie aus ihrem Heimatland fliehen mussten. Ziel ist es, sie sprachlich und fachlich auf das Studium an der Freien Universität Berlin vorzubereiten.

Wir haben das Programm im Oktober 2015, also direkt nach dem sogenannten Sommer der Flucht, mit zunächst 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern begonnen. Bereits zum Wintersemester 2016/17 konnten die ersten 16 ein Regelstudium an der Freien Universität aufnehmen. In den vergangenen vier Jahren haben wir jedes Jahr zwischen 100 und 150 Interessierte auf die Bewerbung zum Studium vorbereitet.

Zusammenrücken, bitte! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studienkollegs, Organisatoren und Freunde im Foyer des Henry-Ford-Baus im Februar 2017.

Zusammenrücken, bitte! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studienkollegs, Organisatoren und Freunde im Foyer des Henry-Ford-Baus im Februar 2017.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Wo liegen die Schwerpunkte des Programms im Vergleich zu Angeboten anderer Universitäten?

Welcome@FUBerlin eröffnet den in Berlin Neuangekommenen besonders viele Möglichkeiten: Neben der Teilnahme an Sprach- und Vorbereitungskursen können sie an regulären Seminaren und Vorlesungen der Freien Universität teilnehmen. Dieses Schnuppern in verschiedene Studienfächer hilft, wenn das Studienfach noch nicht feststeht.

Darüber hinaus bietet der Hochschulsport eigens Kurse für Geflüchtete an, und in unserem Buddy-Programm unterstützen Studierende der Freien Universität die Neuangekommenen: Sie bilden mit den Welcome-Teilnehmern Tandems und helfen ihnen so beim Einleben auf dem Campus und im Alltag. Unser Team berät Interessierte sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Sprachen und bietet eigene Workshops und Veranstaltungen an.

Wegen der Corona-Pandemie mussten auch die meisten Veranstaltungen des Welcome-Programms digital stattfinden – was bedeutet das für den Ablauf?

Wir haben im März auf digitalen Unterricht umgestellt, sind aber unter Einhaltung der auch für Schulen geltenden Vorschriften im Studienkolleg zum Präsenzunterricht zurückgekehrt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vorbereitungskurse stehen kurz vor ihrer Abschlussprüfung. Der Druck ist also enorm. Viele haben zu Hause nicht die gleiche Ausstattung zur Verfügung wie auf dem Campus.

Wir haben selbstverständlich die meisten Programme auf digitale Formate umgestellt und bieten zusätzliche Webinare an. Eine Bilanz, wie sich das tatsächlich auf den Erfolg des Programms auswirkt, steht noch aus.

Menschen, die aus Krisengebieten geflohen sind, den Zugang zum Studium erleichtern - das ist Ziel des „Welcome@FUBerlin“-Programms.

Menschen, die aus Krisengebieten geflohen sind, den Zugang zum Studium erleichtern - das ist Ziel des „Welcome@FUBerlin“-Programms.
Bildquelle: Freie Universität Berlin

Warum wurde Welcome@FUBerlin vor fünf Jahren eingerichtet?

Es gab damals schon eine Reihe von Initiativen an der Universität, Geflüchtete zu unterstützen. Mit dem Welcome@FUBerlin-Programm wollten wir diese zusammenführen und ergänzen.

Gleichzeitig wollte die Universität ein sichtbares Zeichen setzen, dass sie ihre gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrnimmt: Universitäten stellen mit ihrer Vielfalt einen besonders geeigneten Ort für das Ankommen in einem neuen sozialen Umfeld dar. Und sie bieten natürlich ideale Entfaltungsmöglichkeiten für die vielen sehr gut ausgebildeten Geflüchteten.

Eine kurze Bilanz der ersten fünf Jahre: Was läuft gut, was kann besser werden? Wo wollen Sie hin?

In den vergangenen Jahren gab es kein Jahr, das ablief wie das vorhergehende. Wir haben uns ständig auf neue Situationen eingestellt: ob das die besondere Situation geflüchteter Frauen betraf oder die sich schnell verbessernden Deutschkenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

In diesem Jahr wird unser Programm erstmals als reguläres Studienvorbereitungsprogramm angeboten. Das ist ein wichtiger Schritt beim Überführen eines Sonderprogramms in ein Regelprogramm. Denn unser Ziel ist es, Menschen mit Fluchthintergrund vergleichbare Möglichkeiten zu eröffnen, wie sie nationale oder internationale Studierende haben.

Auch wenn die Zahl der Geflüchteten, die sich bei uns bewerben, von anfangs fast 1000 auf nun etwa 200 pro Jahr gesunken ist, wird uns das Thema weiter beschäftigen. Das zeigt nicht nur der aktuelle UNHCR-Bericht. Auch unsere Initiativen für geflüchtete und gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Academics in Solidarity und die Beteiligung der Freien Universität am Netzwerk Scholars at Risk und der Academy in Exile sind – man muss sagen bedauerlicherweise – weiter sehr nachgefragt.

Die Fragen stellte Christine Boldt

Weitere Informationen

Alle Informationen zum Welcome@FUBerlin-Programm finden Sie auf www.fu-berlin.de/welcome

Artikel der campus.leben-Serie Welcome@FUBerlin finden Sie hier.