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„Komplexe und faszinierende Region“

Bewerbung bis 15. August: Victoria Mummelthei und Lukas Mühlethaler im Interview über den neuen interdisziplinären und bundesweit einzigartigen Masterstudiengang zum Nahen und Mittleren Osten

30.07.2020

Verbindungen schaffen: Der Masterstudiengang „Interdisciplinary Studies of the Middle East“ ist eine Initiative der an der Freien Universität angesiedelten Fächer Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft, Judaistik, Semitistik und Turkologie.

Verbindungen schaffen: Der Masterstudiengang „Interdisciplinary Studies of the Middle East“ ist eine Initiative der an der Freien Universität angesiedelten Fächer Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft, Judaistik, Semitistik und Turkologie.
Bildquelle: Design by Victoria Mummelthei

Die Freie Universität Berlin bietet ab dem Wintersemester 2020/2021 einen neuen englischsprachigen Masterstudiengang an, der interdisziplinäre Zugänge zur Region des Nahen und Mittleren Ostens eröffnet: „Interdisciplinary Studies of the Middle East“ (ISME) richtet sich an Bachelorabsolventinnen und -absolventen mit Vorkenntnissen in Fächern wie Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft, Judaistik, Semitistik oder Turkologie. In seiner Ausrichtung ist der frisch akkreditierte Studiengang deutschlandweit einzigartig. Bewerbungen für das Wintersemester 2020/2021 sind bis zum 15. August möglich. Ein Gespräch mit den Koordinatoren Victoria Mummelthei vom Seminar für Semitistik und Arabistik und Professor Lukas Mühlethaler vom Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin.

Frau Mummelthei und Herr Professor Mühlethaler, Sie koordinieren den neuen Studiengang. Was zeichnet ihn aus?

Der englischsprachige Studiengang ist eine Initiative von sechs Disziplinen am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, die sich mit dem Nahen und Mittleren Osten beschäftigen. Diese Region ist eine Wiege von Kulturen, Religionen und Wissenstraditionen. Sie ist aber auch ein Ort der Begegnungen und Konflikte, die aktuelle globale Ereignisse widerspiegeln.

Jede der sechs Disziplinen beleuchtet mit ihrer spezifischen Herangehensweise verschiedene Aspekte dieser Region. Die Studierenden lernen, wie sie diese verschiedenen Zugänge mit ihrem eigenen Fachhintergrund verbinden können. Dabei eröffnen sich ihnen neue Perspektiven und Fragestellungen.

Weil der Studiengang sehr flexibel aufgebaut ist, können Studierende eigene Schwerpunkte setzen. Je nachdem, ob sie eine Fachsprache vertiefen oder eine bestimmte Methode erlernen wollen, ob sie ihre Zukunft in der Forschung sehen oder in einem der vielen Berufsfelder, die der Studiengang unter anderem mit einem Praktikum erschließt.

Victoria Mummelthei, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Semitistik und Arabistik und stellvertretende Masterbeauftragte

Victoria Mummelthei, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Semitistik und Arabistik und stellvertretende Masterbeauftragte
Bildquelle: Privat

Welche Disziplinen arbeiten in dem Studiengang zusammen?

Victoria Mummelthei: Der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, an dem der Studiengang angesiedelt ist, vereint unter seinem Dach ein einmaliges Spektrum an Fächern mit Bezug zum Nahen und Mittleren Osten.

Für die „Interdisciplinary Studies of the Middle East“ kommen sechs Disziplinen zusammen: Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft, Judaistik, Semitistik und Turkologie. All diese Disziplinen sitzen in einem Haus, nämlich im Neubau der sogenannten Kleinen Fächer, der Holzlaube, in der Fabeckstraße in Dahlem. So ist man nie weiter als eine Flurlänge voneinander entfernt.

Aber auch Nachbardisziplinen wie die Byzantinistik am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften sowie die Arbeitsstelle „Politik im Maghreb, Mashreq und Golf“ am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft sind auf dem Campus in Dahlem nicht weit weg.

Lukas Mühlethaler ist Professor für jüdische Philosophie und Ästhetik am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin. Er koordiniert gemeinsam mit Victoria Mummelthei den Masterstudiengang ISME.

Lukas Mühlethaler ist Professor für jüdische Philosophie und Ästhetik am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin. Er koordiniert gemeinsam mit Victoria Mummelthei den Masterstudiengang ISME.
Bildquelle: Privat

Wie ist der Studiengang aufgebaut?

Lukas Mühlethaler: Er ist auf vier Semester angelegt und in verschiedene Bereiche gegliedert. Im Kernbereich begegnen die Studierenden dem Nahen und Mittleren Osten fächerübergreifend als Forschungsfeld, als Region und als Raum kultureller Produktion. Dabei entwickeln sie ein Verständnis für die Verflechtungen von Sprachen, Literaturen, Gesellschaften, Religionen und Kulturen in dieser Region im Laufe ihrer reichen Geschichte.

Im Vertiefungsbereich wählen sie aus dem breiten Angebot ein individuell auf ihre Interessen zugeschnittenes Programm. Dabei können sie sich verschiedene Themenbereiche vertieft erschließen, etwa Geschichten und Gesellschaften, Wissenstraditionen, Sprachen des Nahen und Mittleren Ostens oder dessen Literaturen.

Wahlmöglichkeiten bietet auch der Komplementärbereich. Er erlaubt den Studierenden, ihr Profil zu ergänzen, indem sie beispielsweise frei wählbare Kurse besuchen, ein Praktikum absolvieren oder Forschungsprojekte kennenlernen.

Wo könnten Absolventinnen und Absolventen später arbeiten?

Victoria Mummelthei: „Interdisciplinary Studies of the Middle East“ bildet nicht unmittelbar für einen bestimmten Beruf aus. Es ist vielmehr so, dass die erworbenen Kompetenzen und das Wissen, das sich die Studierenden während des zweijährigen Studiums aneignen, die Möglichkeit bieten, diverse Berufswünsche zu verwirklichen, die fachsprachliche und interkulturelle Kenntnisse des Nahen und Mittleren Ostens erfordern.

Zunächst einmal qualifiziert der erfolgreiche Abschluss des Studienganges zur Promotion, sowohl in den einzelnen Disziplinen als auch in deren Schnittfeldern. Mit der „Berlin Graduate School of Muslim Cultures and Societies“ und der „Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien“ bieten sich den Absolventen und Absolventinnen schon an der Freien Universität selbst zwei international ausgerichtete, renommierte Graduiertenschulen.

Durch seine Interdisziplinarität bereitet der Studiengang aber nicht nur auf wissenschaftliche Tätigkeiten im Hochschulbereich oder in außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor.

Die erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse sind ebenso wertvoll in Tätigkeiten, in denen interkulturelle Kompetenzen und Wissenstransfer eine Rolle spielen, die Wissens- und Kulturmanagement erfordern, oder die im Bereich der Vertretung sozialer, politischer und kultureller Interessen angesiedelt sind, insbesondere für international tätige Unternehmen oder Organisationen.

Welche internationalen Partner sind eingebunden, und welche Rolle spielen sie im Lehrplan?

Victoria Mummelthei: Die Dozierenden selbst stehen für den internationalen Charakter des Studienganges: Sie wurden in verschiedenen Ländern ausgebildet, haben umfassende Lehr- und Beratungserfahrung mit Studierenden weltweit und verfügen durch ihre individuelle Forschungstätigkeit über ein breites Netzwerk.

Der Studiengang profitiert außerdem von der Forschungsstärke des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften: Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der im Studiengang versammelten sechs Disziplinen sind an zahlreichen Forschungsprojekten mit internationaler Ausrichtung beteiligt, darunter zwei vom Europäischen Forschungsrat geförderte arabistische Vorhaben zum fabelhaften Fürstenspiegel Kalila wa-Dimna sowie zur palästinensischen Literatur.

Beteiligungen bestehen ebenso an Sonderforschungsbereichen wie „Episteme in Bewegung“ und Exzellenzclustern wie „Temporal Communities und Contestations of the Liberal Script“; und natürlich kooperieren die Forscher und Forscherinnen mit anderen Berliner Wissenschaftsinstitutionen wie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO) oder dem Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg (ZJS).

Aus solchen Beteiligungen und Kooperationen ergeben sich auch Aufenthalte von international renommierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sowie Berufspraktikern und Berufspraktikerinnen, deren Expertise durch Gastvorträge in den Studiengang eingebunden wird.

Als internationale Netzwerkuniversität greift die Freie Universität selbst auf eine große Anzahl an Kontakten in Forschung und Lehre in aller Welt zurück, darunter das Verbindungsbüro in Kairo und die strategischen Partnerschaften zum Beispiel mit der Hebräischen Universität von Jerusalem. Das sind Kontakte, die die Studierenden etwa für einen Aufenthalt oder ein Praktikum im Ausland nutzen können.

An wen richtet sich das Programm, und welche Voraussetzungen müssen Bewerberinnen und Bewerber erfüllen?

Lukas Mühlethaler: Wenn Sie die folgenden Fragen mit Ja beantworten können, ist dieser Studiengang sehr wahrscheinlich etwas für Sie: Faszinieren Sie Sprachen, Literaturen, Kulturen und die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens? Möchten Sie unabhängig forschen und neue Interessengebiete erkunden? Können Sie ausgezeichnete Englischkenntnisse nachweisen? Haben Sie einen fachrelevanten Bachelorabschluss, etwa in Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft, Judaistik, Semitistik oder Turkologie? Haben Sie Kenntnisse in einer der Sprachen des Studiengangs, das heißt Arabisch, Hebräisch, Persisch, Syrisch-Aramäisch oder Türkisch? Damit besitzen Sie auch bereits die Voraussetzungen für den Studiengang.

Uns ist bewusst, dass Bewerberinnen und Bewerber diese Voraussetzungen auch im Berufsleben oder in einer Fortbildung außerhalb der Universität erwerben können, deshalb berücksichtigen wir bei der Bewerbung gerade auch solche Qualifikationen.

Victoria Mummelthei: Es ist uns klar, dass der Studiengang wegen der Coronavirus-Pandemie anders starten wird, als wir es uns bei der Planung des Studienganges und des ersten Semesters dachten. Ob wir die Studierenden persönlich auf dem Campus empfangen können, in welchem Maße der Unterricht online stattfindet – vieles steht noch nicht fest. Wir werden auf jeden Fall für einen angenehmen Einstieg in das Programm sorgen.

Für Fragen zum Studiengang stehen wir sehr gern per E-Mail zur Verfügung, und wir informieren auf der Studiengangs-Website regelmäßig über aktuelle Entwicklungen zum Start des Masterstudiengangs.

Die Fragen stellte Carsten Wette

Weitere Informationen

Die Bewerbungsfrist für die 15 Plätze endet am 15. August. Interessierte mit einem ersten Studienabschluss außerhalb Deutschlands bewerben sich über „uni-assist“; beim Abschluss von einer deutschen Universität läuft das Verfahren über das Portal der Freien Universität.

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