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„Wir wollen die Folgen von Flucht und Vertreibung besser verstehen“

19. und 20. Oktober 2020: Internationale virtuelle Konferenz „Protracted Displacement“ von „Academics in Solidarity“

09.10.2020

Blick auf Zelte, die für syrische Flüchtlinge in der ostlibanesischen Grenzstadt Aarsal errichtet wurden.

Blick auf Zelte, die für syrische Flüchtlinge in der ostlibanesischen Grenzstadt Aarsal errichtet wurden.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Marwan Naamani

Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht, erzwungen durch Gewalt und Verfolgung. Die langfristigen Folgen von Flucht und Vertreibung lassen sich nur schwer absehen. Im Rahmen einer virtuellen Diskussionsreihe unter dem Titel „Protracted Displacement”, die unter anderem vom Mentoring- und Netzwerkprogramm „Academics in Solidarity“ organisiert wird, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Entscheidungsträger aus verschiedenen Ländern das komplexe Thema analysieren. Eröffnet wird die Reihe am 19. Oktober mit einer virtuellen Konferenz, für die die Anmeldung am 14. Oktober endete. Vera Axyonova, Koordinatorin des an der Freien Universität Berlin gegründeten Netzwerks „Academics in Solidarity“, im campus.leben-Interview.

Frau Axyonova, am 19. und 20. Oktober findet eine internationale Konferenz statt, mitorganisiert vom Netzwerk „Academics in Solidarity“. „Protracted Displacement“ – was verbirgt sich hinter dem Titel der Konferenz? Worum wird es gehen?

Dr. Vera Axyonova, Center for International Cooperation der Freien Universität, betreut das Förderprogramm „Academics in Solidarity“.

Dr. Vera Axyonova, Center for International Cooperation der Freien Universität, betreut das Förderprogramm „Academics in Solidarity“.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wir wissen, dass viele Menschen, vor allem aus dem Nahen und Mittleren Osten, ihre Heimatländer verlassen mussten und auch weiterhin auf der Flucht sind. Mittlerweile können wir nicht mehr nur von humanitären Krisen sprechen oder von einer „Flüchtlingskrise“. Krisen sind zeitlich begrenzt. Diese Menschen sind aber gezwungen, für eine lange Zeit fern ihrer Heimat zu leben. Denn sie können dorthin nicht zurückkehren, weil ihnen dort Verfolgung droht oder noch Krieg herrscht. Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen, diese Entwicklungen besser zu verstehen. Und wir fragen uns, wie wir Menschen in humanitären Notlagen unterstützen können. Darüber wollen wir uns während der Konferenz austauschen.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden zahllose akademische Tagungen weltweit abgesagt. Wie kann die internationale Konferenz „Protracted Displacement“ dennoch stattfinden? 

Ursprünglich war eine dreitägige Konferenz in Amman geplant, in der Hauptstadt Jordaniens. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir natürlich umdenken. Bereits im Sommer haben wir entschieden, dass die Konferenz nicht in Amman, sondern im virtuellen Raum stattfinden soll. Das Thema ist sehr wichtig und höchst komplex. Wir bereiten schon mehrere Folgeveranstaltungen vor, die in den nächsten Monaten stattfinden werden.

Die Konferenz ist also der Auftakt zu einer ganzen Veranstaltungsreihe. Welche Themen stehen hier im Mittelpunkt?

Wir werden uns mit den langfristigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen von Flucht und Vertreibung beschäftigen. Auch ihr Einfluss auf die Wissenschaft und die Hochschulbildung sollen im Zentrum stehen. Wir wollen dieses höchst komplexe Thema besser verstehen.

Wann finden weitere Termine statt?

Am 19. und 20. Oktober wird die Veranstaltungsreihe eröffnet. Einige Tage später werden wir uns wieder zusammenfinden – am 3. und 17. November. Es sind weitere virtuelle Diskussionsrunden und Webinare bis ins nächste Jahr geplant. Die Termine werden noch bekannt gegeben.

An wen richtet sich die Konferenz?

Die Online-Konferenz steht allen Interessierten offen. Jeder kann sich anmelden und die Vorträge verfolgen. Es werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt teilnehmen – aber auch politische Entscheidungsträgerinnen und -träger. Am 2. Tag der Konferenz, am 20. Oktober, werden beispielsweise Regierungsvertreter aus Jordanien referieren. Auch internationale Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen werden dabei sein. 

Welche Ideen und Ziele stehen hinter dem Programm „Academics in Solidarity“?

„Academics in Solidarity“ (AiS) ist ein Netzwerk und Förderprogramm für geflüchtete und gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland, Jordanien und im Libanon. Das Netzwerk unterstützt sie dabei, ihre akademischen Karrierewege fortzuführen, indem wir sie mit erfahrenen Mentorinnen und Mentoren vernetzen. Es vergibt auch finanzielle Mittel im Rahmen der eigenen „Small Grants“. Die Forscherinnen und Forscher können so Konferenzreisen antreten, Workshops und Seminare organisieren oder ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen. Darüber hinaus bietet AiS Weiterbildungsmöglichkeiten an. Das Programm wurde 2016 von Florian Kohstall, Programmleiter „Globale Verantwortung“ an der Freien Universität Berlin ins Leben gerufen. Finanziert wird AiS vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Die Freie Universität Berlin unterstützt die Veranstaltungsreihe. Welche Institutionen sind außerdem beteiligt?

Die Veranstaltungsreihe ist ein gemeinsames Projekt von vielen Beteiligten – darunter zwei jordanische Universitäten: die Deutsch-Jordanische Hochschule sowie die Yarmouk University. Beteiligt sind auch das Programm „EDU-Syria“, das geflüchtete Studierende mit Stipendien unterstützt, die Hochschule Magdeburg-Stendal, der DAAD,  UNHCR sowie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit,. 

Die Fragen stellte Raphael Rönn

Weitere Informationen

Dr. Vera Axyonova, Center for International Cooperation der Freien Universität Berlin, betreut das Förderprogramm „Academics in Solidarity“. E-Mail: vera.axyonova@fu-berlin.de 

Konferenz „Protracted Displacement: Hopes, Perspectives, and Solutions? Governance – Social Dimension – Academia“

Zeit, Ort, Anmeldung