Springe direkt zu Inhalt

Wenn Atmungströpfchen fliegen

Das Grundschulprojekt TuWaS! hat ein US-amerikanisches Lernmodul zu COVID-19 für Kinder aufbereitet

10.12.2020

Schülerinnen und Schüler der Nürtingen Grundschule arbeiten an einem Modellversuch zur Verteilung von Atmungströpfchen. (Szene wurde von den Kindern nach Beendigung des Moduls nachgestellt)

Schülerinnen und Schüler der Nürtingen Grundschule arbeiten an einem Modellversuch zur Verteilung von Atmungströpfchen. (Szene wurde von den Kindern nach Beendigung des Moduls nachgestellt)
Bildquelle: Nicola Stollhoff / TuWaS!

Corona verstehen – aber wie? Im Rahmen des im Jahr 2008 von der Freien Universität Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gegründeten Projekts TuWaS! (Technik und NaturWissenschaften an Schulen) wurde ein Modul übersetzt und angepasst, das jungen Schülerinnen und Schülern die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erklärt. Im campus.leben-Interview erläutert die TuWaS!-Koordinatorin für Berlin, Nicola Stollhoff, promovierte Biologin an der Freien Universität, das Modul „COVID-19! Wie kann ich mich und andere schützen?“.

Frau Stollhoff, was beinhaltet das Modul „COVID-19! Wie kann ich mich und andere schützen?“?

Das Modul richtet sich an Kinder und Jugendliche bis zur Klassenstufe 6 und wurde vom Smithonian Science Education Center in Washington entwickelt, in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation und der Johns Hopkins University. Auf der Website des Smithsonian kann man die Unterlagen bereits in 25 Sprachen abrufen.

Aus meiner Sicht werden junge Schülerinnen und Schüler allerdings mit der großen Textmenge überfordert. Deshalb haben wir als TuWaS!-Team – ohne etwas neu zu erfinden – die Informationen grundschulgerecht aufbereitet. Wir haben zusätzliche Bilder eingefügt, die Texte neu formatiert und die Sprache etwas vereinfacht. Die Kinder können so selbstständig mit dem Material arbeiten.

Wie ist das Modul aufgebaut?

Es besteht aus sieben thematischen Aufgaben, die jeweils in drei verschiedene Abschnitte unterteilt sind. Der erste Abschnitt heißt „Entdecken“ und soll die Kinder anregen, ihre eigenen Gedanken und Beobachtungen zur aktuellen Situation zu sammeln. Darauf folgt der Punkt „Verstehen“; dort erhalten die Kinder Informationen, die sie sich über Versuche erarbeiten. Zum Schluss sollen sie unter dem Punkt „Handeln“ überlegen, wie sie ihr Wissen anwenden und teilen können.

Nicola Stollhoff

Nicola Stollhoff
Bildquelle: Privat

Geben Sie gerne ein Beispiel für eines der Experimente.

In einem Versuch zum Thema „Abstandhalten“ untersuchen die Kinder beispielsweise, welche Infektionsrisiken Sprechen, Husten oder Niesen mit sich bringen. Dazu bilden sie in einem Modellversuch mit Wasser sogenannte „Atmungströpfchen“ nach: Sie halten eine Schale an ihr Kinn und schnipsen das Wasser mit den Fingern, sodass es spritzt. In unterschiedlichen Abständen beobachten sie, wie weit das Wasser gespritzt ist und wie die Verteilungsmuster aussehen.

Was folgt auf die praktischen Experimente?

Der Versuch bringt die Kinder dazu nachzudenken, weshalb es sinnvoll sein kann, einen Mindestabstand einzuhalten. Anschließend sollen sie über ihre Beobachtungen und Ergebnisse sprechen. Sie diskutieren darüber, wie sich das Gelernte anderen vermitteln lässt.

Im Zusammenhang mit dem Tröpfchen-Experiment werden auch Alltagssituationen angesprochen: Wie reagiere ich, wenn mir andere zu nahe kommen? Generell baut das Modul Wissen zu dem Thema auf und dadurch Ängste und Unsicherheiten ab.

In anderen Themenabschnitten lernen und diskutieren die Schülerinnen und Schüler auch über regelmäßiges und ausführliches Händewaschen als Schutzmaßnahme oder über die sogenannte „Infodemie“, die mit der Pandemie einherging. Ein Teil der Kinder fand dieses Thema besonders interessant.

Schülerinnen und Schüler der Nürtingen Grundschule dokumentieren den Modellversuch „Verteilung von Atmungströpfchen“. (Szene wurde von den Kindern nach Beendigung des Moduls nachgestellt).

Schülerinnen und Schüler der Nürtingen Grundschule dokumentieren den Modellversuch „Verteilung von Atmungströpfchen“. (Szene wurde von den Kindern nach Beendigung des Moduls nachgestellt).
Bildquelle: Nicola Stollfhoff / TuWaS!

Warum?

Mit dem Zugang zum Internet und sozialen Medien strömt auf die Kinder eine große Menge an Informationen ein, von denen einige leider „Fake News“ sind. Indem wir einen Bezug zu ihrer Lebenswelt herstellen, motivieren wir die Schülerinnen und Schülern.

Wer kann auf das Modul zugreifen?

TuWaS! hat zwei große Standbeine: in Berlin und Köln und Umgebung. Insgesamt kooperieren wir mit knapp 350 Schulen, denen wir das Modul schicken werden. Auf unserer Homepage steht das Modul außerdem zum Herunterladen allen zur Verfügung.

Die Fragen stellte Leon Holly