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Studieren im Verbund

Die Berlin University Alliance bietet seit dem Sommersemester 2021 einrichtungsübergreifende Lehrveranstaltungen an / Studierende sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können sich bis zum 1. Juni um eine Förderung bewerben

25.05.2021

Ob in studentischen Tutorien oder als Forschungsgruppe: Mit den Lehrveranstaltungen der Berlin University Alliance können Studierende früh im Studium Forschungserfahrung sammeln. Weitere einrichtungsübergreifende Angebote sollen folgen.

Ob in studentischen Tutorien oder als Forschungsgruppe: Mit den Lehrveranstaltungen der Berlin University Alliance können Studierende früh im Studium Forschungserfahrung sammeln. Weitere einrichtungsübergreifende Angebote sollen folgen.
Bildquelle: Michael Fahrig

Ein 3D-Modell des eigenen Gehirns herstellen, mit Schülerinnen und Schülern Formen politischen Engagements entwickeln – das sind die Themen zweier von insgesamt sechs Projekten an der Freien Universität, in denen Studierende sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gemeinsam eigenen Forschungsfragen nachgehen können. Im Sommersemester 2021 fördert die Berlin University Alliance (BUA) im Rahmen des Student Research Opportunities Programx (StuROPx) berlinweit acht Forschungstutorien, die von Studierenden initiiert und durchgeführt werden (X-Tutorials), sowie 16 Forschungsteams, die aus Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern und Studierenden bestehen (X-Student Research Groups). Das Programm soll künftig jedes Semester ausgeschrieben werden: Auf eine Förderung von Lehrangeboten im Wintersemester 2021/2022 können sich Studierende und Nachwuchsforschende noch bis zum 1. Juni bewerben.

Der promovierte Neurowissenschaftler Timo Schmidt von der Freien Universität leitet eine der X-Student Research Groups. In seiner Gruppe mit dem Titel „Print your Brain“ arbeiten 15 Masterstudierende aus allen vier Verbundpartnerinnen – neben der Freien Universität sind das die Humboldt-Universität, die Technische Universität Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin – als Nachwuchsforschungsgruppe auf Zeit zusammen.

Mithilfe von Analysemethoden aus der Hirnforschung erstellen sie 3D-Modelle ihrer eigenen Gehirne. „Wir benutzen Aufnahmen vom Magnetresonanztomografen, wie sie bei medizinischen Untersuchungen angefertigt werden. Mit anspruchsvollen Algorithmen werden daraus 3D-Modelle errechnet und diese dann an einen 3D-Drucker geschickt“, erklärt Timo Schmidt.

Die Computerprogramme, die dabei erstellt werden und die Gehirne so detailliert wie möglich darstellen sollen, sollen nach den Prinzipien des Open-Science-Ansatzes für alle zugänglich gemacht werden. Eine Vision der Forschungsgruppe ist es Timo Schmidt zufolge, dass 3D-Drucke von Gehirnen in Zukunft auch in der Lehre zum Einsatz kommen – „damit neuer Wind in die Neuroanatomie-Vorlesungen kommt“, sagt er.

Lernen, wie forschen geht

Schon bevor es das StuROPx-Lehrangebot gab, hat Timo Schmidt mit Studierenden des „Cognitive Neuroscience“-Masterstudiengangs an der Freien Universität an ähnlichen Projekten gearbeitet.

„Für frischen Wind in der Neuroanatomie-Vorlesung“: Zusammen mit 15 Masterstudierenden erarbeitet Dr. Timo Schmidt in der X-Student Research Group „Print your Brain“ 3D-Drucke von Gehirnen.

„Für frischen Wind in der Neuroanatomie-Vorlesung“: Zusammen mit 15 Masterstudierenden erarbeitet Dr. Timo Schmidt in der X-Student Research Group „Print your Brain“ 3D-Drucke von Gehirnen.
Bildquelle: Timo Schmidt.

„Forschungsbasierte Lehre ist mindestens genauso wichtig wie die Forschung selbst“, sagt er. Studierende müssten lernen, wie Forschung ablaufe, und das gehe nur, indem sie Erfahrung sammelten. „Und es macht einfach auch viel Spaß, als Team auf ein Projektziel hinzuarbeiten.“

Das sehen auch Eva Dietrich und Leonard Rapp so. Die beiden Lehramts-Masterstudierenden für die Fächer Politik und Englisch leiten eines der acht studentischen X-Tutorials. In ihrem Forschungstutorium beschäftigen sie sich mit der Frage, wie die Interessen von Schülerinnen und Schülern in politische Handlungen umgesetzt werden können. „Zusammen mit Berliner Schülerinnen und Schülern wollen wir politische Projekte entwickeln und durchführen“, erklärt Leonard Rapp. Das Thema und das Format des Projekts – ein Theaterstück etwa oder eine Online-Petition – legen die Jugendlichen selbst fest.

Die Idee für das studentische Tutorium bekamen Eva Dietrich und Leonard Rapp durch die Ausschreibung für die X-Tutorials. „Für uns als Studierende ist das eine tolle Gelegenheit, einen Forschungsprozess zu planen und umzusetzen, um selbst empirisch zu arbeiten“, sagt Eva Dietrich.

Michael Hutzler vom BUA-Büro für Studium und Lehre an der Freien Universität. An ihn können sich Studierende und Dozentinnen und Dozenten wenden, wenn sie Fragen zum Lehrangebot der Berlin University Alliance haben.

Michael Hutzler vom BUA-Büro für Studium und Lehre an der Freien Universität. An ihn können sich Studierende und Dozentinnen und Dozenten wenden, wenn sie Fragen zum Lehrangebot der Berlin University Alliance haben.
Bildquelle: Universität Tübingen

Kriterien der Forschung auch in der Lehre anwenden

Neben den StuROPx-Lehrangeboten soll es in Zukunft weitere Möglichkeiten geben, an zwei oder mehreren Einrichtungen der Berlin University Alliance übergreifend zu studieren. Dann soll es möglich sein, einzelne Module zu belegen, Abschlüsse in gemeinsamen Studiengängen zu machen oder sogenannte BUA-Certificates und Profile Certificates zu erwerben, also Modulpakete mit einem Umfang von 15 bis 30 Leistungspunkten, die dann im jeweiligen Studiengang angerechnet werden können.

„Durch die einrichtungsübergreifenden Studienprogramme sollen die Studierenden noch stärker von der Expertise der vier Partnerinnen profitieren“, sagt Michael Hutzler, der im neu eingerichteten BUA-Büro für Studium und Lehre an der Freien Universität Ansprechpartner für Fragen zu diesem Thema ist. In seiner Funktion berät er unter anderem Studierende, Lehrende oder Angehörige der Fachbereiche.

Inhaltlich werde der Schwerpunkt primär auf gesellschaftlichen Herausforderungen mit globaler Bedeutung liegen und damit an die Forschungsvorhaben der Grand Challenges Initiatives anschließen. In diesem Bereich fördert die BUA derzeit Forschungsprojekte zu den Themen „Sozialer Zusammenhalt“ und „Globale Gesundheit“.

Eva Dietrich und Leonard Rapp freuen sich, dass sie in ihrem X-Tutorial ein eigenes Forschungsvorhaben umsetzen können.

Eva Dietrich und Leonard Rapp freuen sich, dass sie in ihrem X-Tutorial ein eigenes Forschungsvorhaben umsetzen können.
Bildquelle: privat

Zentrale Kriterien für die BUA-Lehre sind außerdem die Forschungsorientierung, die Erweiterung der Anschlussfähigkeit des Studiums, die Interdisziplinarität sowie ihre internationale Ausrichtung. „Die Forschung lebt vom internationalen Austausch über die eigenen Fachgrenzen hinweg. Dieser Leitgedanke soll sich auch in den Lehrangeboten der BUA widerspiegeln“, erklärt Michael Hutzler.

An einem konkreten Thema mit Schülerinnen und Schülern arbeiten

Eva Dietrich und Leonard Rapp haben sich mit ihrem X-Tutorial bewusst an Studierende aller Fachrichtungen gewendet. „Jedes Thema kann politisch relevant sein. Deshalb möchten wir, dass Studierende aus ganz unterschiedlichen Studiengängen ihre Expertise einbringen können“, erklärt Leonard Rapp.

Eva Dietrich und er sehen das Tutorium als Möglichkeit, theoretisches Wissen praktisch anzuwenden. „Im Lehramtsstudium kommt der Praxisanteil unserer Meinung nach manchmal etwas zu kurz. Deswegen haben wir uns für ein Projekt entschieden, bei dem wir in die Schulen gehen und mit Schülerinnen und Schülern arbeiten können“, sagt Eva Dietrich.

Zur Zeit sind die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tutoriums damit beschäftigt, Kontakt zu Schulen aufzunehmen und einen Interviewleitfaden zu entwickeln, mit dem sie das Interesse der Jugendlichen am politischen Geschehen erheben wollen.

Wegen der Coronavirus-Pandemie sei nicht absehbar, inwieweit sie ihr Vorhaben an den Schulen in Präsenzform durchführen können. „Aber wir wollen auf jeden Fall spätestens nach den Schulferien im August mit den Jugendlichen in Kontakt treten.“