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Gute Wahl!

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind vor der Bundestagswahl gefragte Gesprächspartner in den Medien

02.09.2021

Am 26. September wird der 20. Deutsche Bundestag gewählt. Expertinnen und Experten der Freien Universität Berlin analysieren den Wahlkampf.

Am 26. September wird der 20. Deutsche Bundestag gewählt. Expertinnen und Experten der Freien Universität Berlin analysieren den Wahlkampf.
Bildquelle: Foto von Ingo Joseph von Pexels

In den Medien sind die Analysen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor der Bundestagswahl stark gefragt – auch die der Expertinnen und Experten des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin. Zwei von ihnen – die Politikwissenschaftlerin Sabine Kropp und der Politikwissenschaftler Thorsten Faas geben in campus.leben einen Einblick in ihren Alltag in Zeiten des Wahlkampfs.

Wie beeinflusst die Corona-Pandemie den Wahlkampf? Welche Rolle spielt die Klimapolitik im Parteiprogramm? Wie beeinflusst die Briefwahl den Wahlkampf der Parteien? Und was bleibt eigentlich von einem TV-Triell der Spitzenkandidatin und -kandidaten bei den Zuschauerinnen und Zuschauern hängen? Das ist nur ein kleiner Auszug der Fragen, die die Politikwissenschaftlerin Sabine Kropp und der Politikwissenschaftler Thorsten Faas in den vergangenen Wochen in den Medien beantworteten. 

Täglich laufen bei den beiden Experten Medienanfragen ein: Telefonisch, per E-Mail, über die Sozialen Medien oder über die Pressestelle der Freien Universität und ihrem Expertendienst: „Es gibt solche Tage, da steht das Telefon nicht still“, berichtet Sabine Kropp. Nur einen Bruchteil der Anfragen und Einladungen kann sie wahrnehmen. Besonders nach einem Wahlkampf-Ereignis wie dem TV-Triell vor wenigen Tagen suchen Journalistinnen und Journalisten händeringend nach wissenschaftlicher Expertise.

Thorsten Faas hat unter anderem zu der Wirkung von TV-Duellen geforscht. Seine Einschätzung war schon am Tag nach dem Triell im Radio zu hören. Manchmal ist er schon vor sieben Uhr im Wortsinne „auf Sendung“. Warum machen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese Arbeit? „Zunächst einmal macht mir diese Form des ‚Wissenstransfers‘ Spaß“, sagt Faas. Ergebnisse aus der Wissenschaft könnten den öffentlichen Debatten außerdem wichtige Impulse geben. „Es werden doch immer wieder ‚steile‘ Thesen in den Raum geworfen, die im Lichte wissenschaftlicher Befunde schlicht nicht haltbar sind – und das sollte man meines Erachtens dann auch sagen.“, so der Professor für Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland am Otto-Suhr-Institut. 

Auch Sabine Kropp, Professorin mit dem Schwerpunkt Politisches System der Bundesrepublik Deutschland am Otto-Suhr-Institut, ist als Expertin täglich gefragt. Sie analysiert den Wahlkampf in TV-Interviews, erläutert in Radio-Formaten Hintergründe zum politischen Tagesgeschehen oder kommentiert in Zeitschriften und Zeitungen Entscheidungen aus dem Bundestag. „Ich schätze Formate, in denen eine Analyse möglich ist. Das geht meistens nicht in zwei Sätzen“, sagt Kropp. 

Sie forscht unter anderem zum Föderalismus in Deutschland. Die Staatsorganisation wird seit der Corona-Krise besonders viel diskutiert, so die Politologin. Oft begegne sie Vorurteilen oder falschen Annahmen dazu. Kropp versteht es „als Aufgabe von Wissenschaft, Forschungsergebnisse und komplexe Sachverhalte so zu vermitteln, dass sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind“. In den meisten Fällen funktioniert die Zusammenarbeit mit den Medien gut. „Aber ich merke, dass die Journalistinnen und Journalisten stärker unter Druck stehen und sehr schnell über neue Entwicklungen berichten müssen“, sagt Sabine Kropp.

Thorsten Faas ist selbst Medienmacher. Der Wahlforscher diskutiert in dem Politik-Podcast „unter 3“ mit dem phoenix-Parlamentskorrespondenten Erhard Scherfer und einem Gast aus der Politik aktuelle Themen der Woche. Hier kann Faas Wissenschaft und Öffentlichkeit besonders gut verknüpfen: „Ich kann in diesem Format die eine oder andere Idee oder These aus der Politikwissenschaft direkt vor Ort testen, wie in einem Experteninterview“, sagt Faas. „Ich stelle außerdem regelmäßig eine ‚Studie der Woche' vor. Die Resonanz ist gut, das freut mich und uns – mir scheint, dass gerade auch unsere Studierenden ab und an mal reinhören."

Auf Twitter verweist Thorsten Faas auf seinem Account @wahlforschung außerdem auf Analysen, kommentiert und analysiert aber auch durchaus humorvoll das Auftreten der Spitzenkandidatin und -kandidaten und ihrer Parteikollegen oder die Medienberichterstattung dazu.

Dass sich dieser Wahlkampf unterscheidet von den vorherigen zur Bundestagswahl, merke Sabine Kropp bei den Anfragen der Presse: „Bei dieser Wahl spielt die Personalisierung eine größere Rolle. Der Personenfaktor ist wichtiger, auch weil die Anzahl der Stammwähler für die Parteien rückläufig ist.“ Das bedeute nicht, dass es weniger um Inhalte ginge, so Kropp. Diese würden mit der Spitzenkandidatin und den -kandidaten vermittelt, zumindest sei so der Anspruch. Bei ihren Interviews fragten Journalistinnen und Journalisten sie deshalb häufig nach den Auswirkungen persönlicher Fehler der Kandidierenden.

Dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – nicht nur aus der Politikwissenschaft – ihre Erkenntnisse über Fachkreise hinaus teilen, weiß auch Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, zu schätzen: „Die Kolleginnen und Kollegen leisten diese Kommunikationsarbeit zusätzlich zu Lehre und Forschung. Das zeigt, wie sehr sie Wissenstransfer als Teil ihrer Aufgabe verstehen, das verdient aus meiner Sicht höchste Anerkennung“, sagt er. „Sie geben mit ihren Analysen wichtige Hilfestellung, das politische Geschehen zu verstehen und einzuordnen. In unserer komplexen Welt ist das ein hohes Gut und auch sehr wichtig für die Wahrnehmung der Freien Universität als exzellente Forschungseinrichtung.“

So gut die Expertin und der Experte aber auch in ihrem Feld sind, solle man auch immer klar sagen, was man nicht weiß, so Thorsten Faas. „Gerade in diesen Tagen großer Unsicherheit und Dynamik. Man sollte zum Beispiel derzeit nicht so tun, als wisse man ganz genau, wie die Bundestagswahl am 26. September ausgehen wird.“