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Lehre weitergedacht

In zwei neuen DCAT-Projekten fließt die Sicht der Studierenden stärker in Lehrformate ein

18.11.2021

Lebendige Lehr- und Lernkultur: Lehrende und Studierende können zwei innovative Lehrformate ausprobieren.

Lebendige Lehr- und Lernkultur: Lehrende und Studierende können zwei innovative Lehrformate ausprobieren.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Partizipativ, wertschätzend, innovationsfreundlich – so sollte universitäre Lehre sein. Diese Merkmale sind, unter vielen weiteren, im „Leitbild Studium und Lehre“ festgehalten, das 2020 und 2021 im Rahmen des partizipativen Strategieprozesses „Studium und Lehre 2030“ mit Vertreterinnen und Vertreter aller Statusgruppen der Freien Universität Berlin erarbeitet worden ist.

Das Dahlem Center for Academic Teaching, die Hochschuldidaktik der Freien Universität Berlin, unterstützt Dozentinnen und Dozenten dabei, ihre Lehre im Sinne des Leitbildes weiterzuentwickeln. Zwei neue Projekte zeigen nun, wie die Sicht der Studierenden stärker einbezogen werden kann: Mit Teaching Analysis Poll (TAP) erhalten Lehrende schnell eine aufschlussreiche Rückmeldung zum Lernfortschritt ihrer Studierenden. Das Projekt Students as Partners (StaP) fördert Lehrvorhaben, die von hauptberuflichen und studentischen Lehrenden gemeinsam durchgeführt werden.

Wie läuft die Lehre?

Feedback in der Mitte des Semesters

Feedback in der Mitte des Semesters
Bildquelle: DCAT

Ziel von Teaching Analysis Poll isteine Bestandsaufnahme in der Mitte des laufenden Wintersemesters. Dabei reflektieren die Studierenden über ihren Lernprozess: Wodurch lernen sie in der Lehrveranstaltung am meisten? Was erschwert ihr Lernen? Und welche Verbesserungsvorschläge haben sie? Damit das Feedback effizient und fair abläuft, moderiert eine Hochschuldidaktikerin oder ein Hochschuldidaktiker den TAP: Nach einem kurzen Vorgespräch mit den Lehrenden besucht die Moderatorin oder der Moderator eine Lehrveranstaltung und diskutiert dann allein mit den Studierenden über deren Lernprozess, über Erfolge und Hindernisse. Die Moderation sorgt dafür, dass die Kritik konstruktiv und kooperativ formuliert wird und sich die Studierenden auch bewusstmachen, was sie selbst zum Gelingen der Lehrveranstaltung beitragen können

Die Lehrenden erhalten anschließend eine kurze schriftliche Auswertung und sprechen diese mit der Moderatorin oder dem Moderator am Telefon durch. Danach entscheiden sie selbst, wie sie mit dem Feedback umgehen, ob und inwiefern sie in der zweiten Semesterhälfte Aspekte ihrer Lehrveranstaltung ändern möchten.

Einführung in die TAP-Methode am 22. November

„Der Erfolg dieser Methode ist wissenschaftlich gut untersucht, sie wird bereits an vielen deutschen Hochschulen praktiziert“, berichtet Katja Reinecke, die das Projekt am Dahlem Center for Academic Teaching betreut und im Wintersemester 2021/2022 erstmals anbietet. Eine der ersten Anmeldungen kam von Odile Duterque. Die Dozentin unterrichtet Französisch an der Zentraleinrichtung Sprachenzentrum der Freien Universität und hat bei ihrer vorherigen Stelle an der Universität Köln bereits positive Erfahrungen mit der Methode gemacht: „Es war eine große Bereicherung für meine Lehre. Auch meine Studierenden haben den TAP damals sehr geschätzt.“

Anmeldung für ein TAP im Dezember sind noch möglich. Übrigens: Interessierte können die Methode während der Themenwoche „Das Leitbild leben“ am 22. November in einer kurzen Einführung kennenlernen. Auch im Sommersemester 2022 wird TAP wieder zur Mitte der Vorlesungszeit angeboten.

Studierende lehren mit

Lehrveranstaltungen im Duo gestalten

Lehrveranstaltungen im Duo gestalten
Bildquelle: DCAT

Das Projekt Students as Partners geht noch einen Schritt weiter: Als Duo planen und gestalten hauptamtliche und studentische Lehrende eine Lehrveranstaltung gemeinsam – auf Augenhöhe und in geteilter Verantwortung. „Das Format ist in den USA schon verbreitet und wird seit kurzem auch an deutschen Universitäten erprobt“, sagt Nora Leben, die am Dahlem Center for Academic Teaching den Bereich innovative Lehrprojekte und Stärkung der Lehr-Lern-Community betreut. Der Wunsch nach einem solchen Format sei auch in Workshops der Hochschuldidaktik geäußert worden.

„Ausgangspunkt der Diskussion war das nach wie vor verbreitete Bild der Wissenschaftlerin oder des Wissenschaftlers, die in Forschung und Lehre wie die einsame Heldin oder der einsame Held im Film auf sich allein gestellt mit den Problemen der Welt ringt“, berichtet Nora Leben. Viele Lehrende könnten mit diesem Bild allerdings nicht viel anfangen – zumal im wissenschaftlichen Arbeitsalltag immer stärker in interdisziplinären, selbstorganisierten Teams gearbeitet werde. „Das Format Students as Partners bietet eine Alternative, weil Studierende von Anfang einen Teil der Verantwortung für die Lehrveranstaltung tragen.“

Viel Unterstützung in der Pilotphase

Im Sommersemester 2022 soll es die ersten Seminare in diesem Format geben. Bis zum 31. Januar 2022 können sich Duos aus Lehrenden und Studierenden bewerben. Gegenseitiges Vertrauen und Mut zur Zusammenarbeit seien eine wichtige Voraussetzung, sagt Nora Leben. Sie empfehle daher, dass sich die beiden Personen bereits aus vorherigen Lehrveranstaltungen oder Projekten kennen sollten. Die studentischen Lehrenden erhalten eine Aufwandsentschädigung, die sich am Tarifvertrag für studierende Beschäftigte orientiert. „Da diese Art der Lehre für viele neu ist, begleiten und unterstützen wir die Duos mit verschiedenen Workshops“, erläutert Nora Leben, „auch für Beratung und Fragen im Vorfeld stehen wir gern zur Verfügung.“ Nach Semesterende werden die Erfahrungen und Ergebnisse des Pilotprojekts gemeinsam ausgewertet.

„Projekte wie Students as Partners sollen Lehrende und Lernende ermutigen, Lehre weiterzudenken und innovative Ansätze einfach selbst auszuprobieren,“ sagt Katja Reinecke. Durch Angebote dieser Art wolle das Dahlem Center for Academic Teaching die Lehr-Lern-Gemeinschaft an der Freien Universität stärken – ganz im Sinne der im Leitbild festgehaltenen „lebendigen Lehr- und Lernkultur“.

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