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„Eine starke Lehr-Lern-Gemeinschaft gehört zum Kern der Freien Universität“

Jetzt anmelden für die Themenwoche zur Lehre (22. bis 25. Mai) / Vizepräsident Professor Sven Chojnacki im Interview

25.01.2023

Im Mittelpunkt der Themenwoche steht die Frage, wie Lehre aussehen kann, die sich konsequent an studentischen Lernprozessen orientiert.

Im Mittelpunkt der Themenwoche steht die Frage, wie Lehre aussehen kann, die sich konsequent an studentischen Lernprozessen orientiert.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Studierendenorientiert lehren“ – unter dieser Überschrift findet die Themenwoche zur Lehre 2023 vom 22. bis 25. Mai 2023 statt. Lehransätze, die besonders auf studentische Lernprozesse fokussieren, stehen dieses Jahr im Mittelpunkt des Dialog- und Austauschformats, das zum zweiten Mal stattfindet und zu dem alle eingeladen sind: Lehrende, Studierende und Beschäftigte in den lehrunterstützenden Bereichen. Professor Sven Chojnacki, Vizepräsident für Studium und Lehre, erläutert das Format – und erinnert daran, dass das Selbstverständnis der Freien Universität als Lehr- und Lerngemeinschaft bis in die Anfänge vor 75 Jahren zurückreicht.

Herr Professor Chojnacki, Lernen und Lehren findet an einer Universität jeden Tag statt. Welchen besonderen Beitrag soll die Themenwoche zur Lehre leisten?

Prof. Dr. Sven Chojnacki, Vizepräsident für Studium und Lehre.

Prof. Dr. Sven Chojnacki, Vizepräsident für Studium und Lehre.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ganz richtig, Lehren und Lernen ist eine unserer zentralen Aufgaben als Universität. Was im Alltag oft zu kurz kommt, sind drei Dinge, die auch in unserem Leitbild Studium und Lehre als Ziele verankert sind: Erstens, der Austausch über zentrale Themen und die Vernetzung aller, die an der Freien Universität mit Lehre befasst sind: Studierende, Lehrende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zweitens: Als Kernaufgabe unserer Universität verdient die Lehre genau wie exzellente Forschung hohe Wertschätzung und Sichtbarkeit.

Und schließlich soll es um Inspiration gehen, darum, gezielte Impulse für die Weiterentwicklung von Lehre zu setzen, für Lehre zu begeistern. Mitglieder aller drei Gruppen sind deswegen herzlich eingeladen, aktiv an der Themenwoche mitzuwirken.


Themenwoche zur Lehre: studierendenorientiert lehren (22. bis 25. Mai 2023)
Eröffnung am 22. Mai 2023 um 16 Uhr c.t. im Hörsaal 1a (Rostlaube). Hier finden Sie das vollständige Programm. Mitmachen und anmelden für einen Poster-Beitrag bis 31. März 2023.


In der diesjährigen Themenwoche liegt der Fokus auf der studierendenorientierten Lehre – was heißt das genau?

Wir stellen die Studierenden in den Mittelpunkt, denn sie sind die Zielgruppe, wenn es um Lehren und Lernen geht. Wir wollen mit ihnen und allen Beteiligten ermitteln, was sie brauchen, was heute wichtig ist für gute Lehre. Schließlich ändern sich die Anforderungen an Studierende, und auch ihre Bedürfnisse sind abhängig von der jeweiligen Zeit, in der sie leben: Wer heute studiert, lernt anders als vor 20 Jahren.

Parallel zum Erkenntnisfortschritt in den Wissenschaften müssen deswegen auch die Erkenntnisse aus der Lehrforschung, aber auch moderne Medien und Technologien in die Lehre einfließen und in neue Lehr- und Lernstrategien einbezogen werden.

Wie stehen studierendenorientierte Lehre und exzellente Forschung im Verhältnis zueinander?

Unsere Überzeugung ist, dass exzellente Hochschullehre sich in einem Kräftedreieck entwickelt: Exzellente Forschung stiftet die Inhalte, also den aktuellen Forschungsstand, den Status Quo des Wissens. Sie schafft auch die Bedingungen für das kritisch-konstruktive Hinterfragen der Inhalte. Damit untrennbar verbunden ist wiederum die Vermittlung dessen, wie Forschungsergebnisse zustande kommen – da geht es um Methoden, das Handwerkszeug, die gute wissenschaftliche Praxis.

Als Exzellenz-Universität ist es unser Anspruch, dies unseren Studierenden zu vermitteln, damit sie Verantwortung in einer globalen, diversen, digitalen Wissensgesellschaft übernehmen können.

Gerade wir an der Universität wissen aber auch: Forschungsergebnisse und Methodenwissen sind hochkomplexe Erkenntnisse, bei denen man sich immer fragen muss, auf welche Weise sie gelehrt werden können, damit sie  ankommen. Und an dieser Stelle kommt das Thema Studierendenorientierung ins Spiel.

Wie kann man an der Themenwoche im Mai aktiv mitwirken? Wie wird sie praktisch aussehen?

Die Themenwoche möchte ein Forum bieten, damit Lehrende und Studierende auch außerhalb von Lehrveranstaltungen miteinander ins Gespräch kommen. Dieser Ortswechsel ist wichtig. Die Beschäftigten in den lehrunterstützenden Einrichtungen wiederum können durch die direkte Rückmeldung von Studierenden und Lehrenden ihre Angebote und Online-Ressourcen nach deren Bedürfnissen ausrichten.

Dazu wird es ganz unterschiedliche Formate geben: Workshops, Impulsbeiträge, eine didaktische Design-Werkstatt, eine Poster-Galerie stellt bestimmte Lehr- und Lernszenarien vor, die schon angewendet werden. Wir wollen uns gelungene Projekte ansehen, aber auch das Morgen mitdenken, die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft, aktuell zum Beispiel ChatGPT oder digitale Lehre allgemein, die in Studium und Lehre unterstützen kann, aber auch kritisch betrachtet werden muss.

Ich werde in einer Doppelfunktion teilnehmen: als Vizepräsident für Studium und Lehre und als Lehrender, dem bewusst ist, dass wir immer zugleich auch Lernende sind.

Ganz besonders freue ich mich auch auf die Eröffnung der Themenwoche am 22. Mai und den Impulsvortrag von Amir Madany Mamlouk, Privatdozent am Institut für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck, zum Thema Gameful Learning. Das verspricht anregende Gespräche beim anschließenden Get-Together.

Zur Themenwoche sind Mitglieder aller Statusgruppen eingeladen – warum ist Ihnen der Austausch zwischen den Gruppen wichtig?

Wir müssen uns an der Freien Universität als Lehr-Lern-Gemeinschaft verstehen und diese Gemeinschaft im stetigen Gespräch miteinander entwickeln. Für den Lehrerfolg sind wir alle gemeinsam verantwortlich. Deshalb sollten auch alle an einem Strang ziehen. Schließlich ist es wenig zielführend, wenn jede Generation von Lehrenden, wenn jede Dozentin, jeder Dozent, sich immer wieder allein durchbeißt und didaktische Einzellösungen erarbeitet. Wenn wir gemeinsam mit den Studierenden Strategien und Konzepte für gute moderne Lehre entwickeln, profitieren alle davon.

Immerhin gehört die Idee der Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden zum identitätsstiftenden Kern der Freien Universität. In seiner Festrede anlässlich der Gründungsfeier der Freien Universität Berlin im Dezember 1948 hat Edwin Redslob, Mitbegründer der Universität und ihr zweiter Rektor, sich ganz grundlegend mit der Frage beschäftigt, wie das Zusammenspiel von Lehrenden und Studierenden aussehen müsste, um einerseits dem Bildungsanspruch der jüngeren Generation gerecht zu werden und andererseits einen Beitrag zu mehr gesellschaftlicher Gerechtigkeit und Freiheit zu leisten.

Das ist heute also ebenso relevant wie vor 75 Jahren und insofern ist es für mich auch ganz klar, dass wir den fortlaufenden Austausch über Lehren und Lernen benötigen – ganz besonders natürlich auch 2023 im Rahmen des 75. Geburtsjahres der Freien Universität Berlin.

Das im vergangenen Jahr formulierte Leitbild Studium und Lehre ist also nicht nur ein Programm für die Gegenwart und die Zukunft, sondern greift Anliegen auf, die bis in die Anfänge der Freien Universität zurückreichen?

Zukunft gemeinsam gestalten – der Antrieb von damals ist auch der Kern des partizipativen Strategieprozesses „Studium und Lehre 2030“, in dem weit über 100 Universitätsmitglieder in mehr als einjähriger Arbeit das Leitbild Studium und Lehre entwickelt haben. Wir haben mit dem Strategieprozess einen wertvollen und bemerkenswerten Prozess in Gang gesetzt, an den nun die gemeinsame Umsetzung des Leitbildes Studium und Lehre anschließt.

Dabei müssen wir als Universitätsgemeinschaft offen für Veränderung sein und eine gute und konstruktive, eine bessere Fehlerkultur entwickeln. Ohne uns zu beschädigen, aber um wertschätzend und gestalterisch miteinander zu arbeiten. Wir müssen uns immer bewusstmachen, dass wir alle Fehler machen. Und wir müssen Fehler korrigieren.

Wie sehen Sie die Rolle der Studierenden in dieser Gemeinschaft?

Wir wollen und brauchen engagierte, wissens- und selbstreflektierende Studierende. Und wir bilden sie dahingehend aus. Dazu gehört, dass sie sich kritisch zu Lehre und Forschung verhalten und dass sie in Prozesse einsteigen, mit denen die Lehr-Lern-Gemeinschaft verbessert werden kann. Wir verstehen die Universität nicht als Top-Down-Gefüge, sondern als gemeinsamen Wissensraum, der ständig weiterentwickelt werden muss.

Dafür müssen wir uns den Ansprüchen und Forderungen der verschiedenen Statusgruppen stellen und diese in den Gremien, im Gespräch demokratisch miteinander aushandeln. Partizipativ und konstruktiv. Gemeinsam Verantwortung für die Lehr- und Lerngemeinschaft in der und für die Gesellschaft zu tragen – das ist die Stärke der Universität.

Die Fragen stellte Christine Boldt

Weitere Informationen

Themenwoche zur Lehre 2023 „studierendenorientiert lehren“

Zeit und Ort

  • 22. bis 25. Mai 2023
  • Seminarzentrum (Silberlaube), Otto-von-Simson-Straße 26, 14195 Berlin
  • Eröffnung der Themenwoche am 22. Mai 2023, 16 Uhr c.t. im Hörsaal 1a (Rostlaube) mit anschließender Vorstellung der Poster-Galerie und Get-together

Die Themenwoche zur Lehre ist das zentrale Austausch- und Vernetzungsformat zu relevanten Themen für erfolgreiches Lernen und Lehren an der Freien Universität Berlin. Lehrende, Studierende und Mitarbeitende der Freien Universität sind eingeladen, eigene Good-Practice-Beispiele einzureichen (Einreichung bis 31. März 2023) und sich in den Austausch einzubringen. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.

Der Fokus der Themenwoche liegt in diesem Jahr auf dem Thema „studierendenorientiert lehren“. Ziel der Themenwoche ist es, für die Lern- und Lehrgemeinschaft der Universität einen Raum zu schaffen, sich – im Sinne des Leitbilds Studium und Lehre – mit interessanten Fragen und Herausforderungen zum Lernen und Lehren auseinanderzusetzen sowie kreative Impulse und neue Sichtweisen in die Weiterentwicklung der Lehre einzubringen.

Die Themenwoche findet nach 2021 zum zweiten Mal statt und steht unter der Schirmherrschaft des Vizepräsidenten für Studium und Lehre. Sie wird vom Dahlem Center für Academic Teaching organisiert und in Kooperation mit der Toolbox Gender und Diversity in der Lehre, der Qualifizierung für Mentoring und Tutoring des Career Service, dem Center für Digitale Systeme/Universitätsbibliothek sowie unter Mitwirkung von Studierenden und Lehrenden ausgerichtet.