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Spielerisch für eine nachhaltige Zukunft lernen

Schulklassen lernen an der Freien Universität mehr über Nachhaltigkeit und Klimaschutz

31.03.2023

Stadt der Zukunft: Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen konnten aus einer Vielzahl von Angeboten wählen, darunter Zukunftswerkstätten, Experimentier-Workshops und Rollenspiele.

Stadt der Zukunft: Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen konnten aus einer Vielzahl von Angeboten wählen, darunter Zukunftswerkstätten, Experimentier-Workshops und Rollenspiele.
Bildquelle: Annette Leyssner

In der Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz beschäftigen sich Berliner Schülerinnen und Schüler mit Zukunftsthemen wie erneuerbaren Energien und Stadtplanung von morgen. Nicht der mahnende Zeigefinger, sondern Spaß und der Glaube, dass jeder und jede etwas bewirken kann, prägen die Projektwoche. 


Organisatorin Tessa Schröder: „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind keine abstrakten Dinge.“

Organisatorin Tessa Schröder: „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind keine abstrakten Dinge.“
Bildquelle: Annette Leyssner

„Irgendwo 500 Kilometer vor Griechenland im Meer“, da liegt die Stadt der Zukunft, die ein Team der Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule entworfen hat. Auf Stelzen steht sie, und um die Einwohner zu versorgen, haben die Grundschüler sich ein System von Becken ausgedacht, um Regenwasser aufzufangen und Meerwasser zu entsalzen. Die Vorzüge der Stadt werden den Mitschülerinnen und Mitschülern auf einem Plakat präsentiert, und diese bauen ihre Städte auch gleich aus Karton und anderen Materialien als Modell auf.

„Stadt der Zukunft“, das war eines von 71 Angeboten, die bei der Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz der Freien Universität vom 27. bis 31. März wählbar waren. Jungen und Mädchen der Klassenstufen fünf und sechs aus 67 Berliner Schulen informieren sich auf spielerische Weise über die doch zuweilen abstrakten Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Die Möglichkeiten reichen von Zukunftswerkstätten, Experimentier- und Kreativworkshops und Rollenspielen bis hin zu einer Philosophierwerkstatt. „Das Handy, das Pausenbrot, der Hausmüll … alles ist relevant. Wir wollen den Kindern vermitteln, dass Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz nicht abstrakte Dinge sind, um die sich die Politik kümmern muss“, sagt Organisatorin der Schüler:innenUni Tessa Schröder.    

Umweltpädagoge Marcel Jahre gibt Denkanstöße beim Bau der Zukunftsstadt.

Umweltpädagoge Marcel Jahre gibt Denkanstöße beim Bau der Zukunftsstadt.
Bildquelle: Annette Leyssner

Schon seit 2009 gebe es dieses Mitmachprogramm, erzählt Gründerin und Projektleiterin Karola Braun-Wanke. Der Reiz und die Herausforderung lägen darin, eine Vielfalt von Zugängen zu bieten. Jedes Jahr gebe es neue Angebote, sodass die Gründerin nie das Interesse verloren hat, selbst bei vielen Gruppen vorbeizuschauen, zum Beispiel bei den Bastlerinnen und Bastlern der „Stadt der Zukunft“. Schöne Namen für die ambitionierten Bauprojekte haben sie schnell gefunden, zum Beispiel für die Wüstenstadt „Neu Tropical“. Dort soll es den Bewohnern gut gehen, Parks und Schwimmbecken sind geplant. „Alles toll. Aber, Leute: Woher bekommen wir das Wasser?“, bringt es einer der Schüler auf den Punkt. Erst sind lange Rohrleitungen im Gespräch. Aber kann wirklich der gesamte Bedarf zugeliefert werden?

Der Umweltpädagoge Marcel Jahr leitet zusammen mit Dörte Albers von der Berliner Wasserbetrieben die Teams an und gibt Denkanstöße: Muss wirklich alles Wasser Trinkwasserqualität haben? Auch das für die Toilettenspülung und zum Gießen im Garten? Bevor die Mädchen und Jungen ihre eigenen Traumstädte entstehen lassen, zeigt er klimafreundliche Ideen, die rund um die Welt bereits umgesetzt wurden: So wirkten zum Beispiel Pflanzen an Gebäudewänden wie eine natürliche Klimaanlage. Klassenlehrerin Ina Müllenbeck hat, wie es für die begleitenden Lehrkräfte verpflichtend ist, vorher an einer Weiterbildung der Freien Universität zu dem Thema teilgenommen. „Es ist spannend für die Kinder, mal in einem anderen Umfeld zu arbeiten. Da glänzen manchmal Kinder, die im Klassenverband eher schüchtern sind“, sagt Ina Müllenbeck.

Sauerampfer, Rucola und Co. Rebecca Rongstock zeigt, wie Wildkräuter zu einem schmackhaften Pesto verarbeitet werden.

Sauerampfer, Rucola und Co. Rebecca Rongstock zeigt, wie Wildkräuter zu einem schmackhaften Pesto verarbeitet werden.
Bildquelle: Annette Leyssner

Organisatorin der Gesamtveranstaltung Tessa Schröder hatte diesmal unter anderem besonders Spaß an dem Workshop „Essbotanik“. Bei diesem Angebot gehen die Schüler und Schülerinnen der Klasse 5 b der Ernst-Habermann-Grundschule über den Campus und sammeln unter fachkundiger Anleitung Wildkräuter wie Sauerampfer, Rucola und Brennnesseln. Aber nicht, um die Pflanzen zu pressen und zu beschriften, sondern um daraus ein leckeres Pesto zuzubereiten, das gleich vor Ort mit Nudeln gegessen wird. Die Biologiestudentinnen Rebecca Rongstock und Noa Terracina leiten die Gruppe an. „Die Kinder lernen, genau hinzusehen“, sagt Noa Terracina. So hätten sie wilde Karotten gefunden. „Die haben wir am Anfang gar nicht beachtet, weil sie nicht wie etwas aussahen, das man essen will. Aber wenn man daran riecht, riecht die Pflanze doch wie Möhre“, stellt die elfjährige Amalia (Name geändert) fest. Wieder auf dem Weg ins Hauptgebäude der Freien Universität, kommt einem eine Gruppe Kinder entgegen, die Biogas aus organischen Abfällen herstellen will und noch eine Schippe sucht.

So können Städte der Zukunft aussehen – vorerst im Modell.

So können Städte der Zukunft aussehen – vorerst im Modell.
Bildquelle: Annette Leyssner

Egal ob Stadtplanung, Kräuterkunde oder Biogas-Produktion – bei diesen und allen anderen Angeboten der Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz sollen die Kinder mit Spaß einen wachen Blick entwickeln für Handlungsalternativen im Sinne der Nachhaltigkeit. Zum Abschied gibt es für alle noch ein Büchlein mit Klimaschutztipps für den Alltag.

Möglich wird die Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz durch die Förderung durch die Berliner Stadtreinigung, die GASAG AG, die Berliner Wasserbetriebe sowie die Freie Universität Berlin. Die nächste Schüler:innenUni ist für September in Planung. Infos hier