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You’ll never teach alone – Lehre als Gemeinschaftsaufgabe

Bei der Themenwoche zur Lehre 2023 konnten Mitglieder der Freien Universität miteinander über Studien- und Lehrbedingungen diskutieren und Visionen von der Hochschullehre der Zukunft entwerfen.

29.06.2023

Tutorien als Schlüssel zu mehr Studierendenorientierung? Darüber diskutierten Studierende und Lehrende bei einem Workshop während der Themenwoche zur Lehre.

Tutorien als Schlüssel zu mehr Studierendenorientierung? Darüber diskutierten Studierende und Lehrende bei einem Workshop während der Themenwoche zur Lehre.
Bildquelle: DCAT

Künstliche Intelligenz im Studium, bessere Tutorien und Prüfungsbedingungen, erfolgsversprechende Lernstrategien, Diversität von Studierenden – das Themenspektrum war groß bei der diesjährigen Themenwoche zur Lehre. Dabei kamen Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der Freien Universität im Mai bei Vorträgen und interaktiven Workshops zusammen. In einer Postergalerie war zu besichtigen, wie viele kreative Ideen und gute Ansätze zur studierendenorientierten Lehre an der Freien Universität bereits umgesetzt werden. Damit ist die Themenwoche ein hochschulweites Austausch- und Vernetzungsforum rund um die Themen Lehren und Lernen. „Wichtig ist, Studierende und ihren Lernerfolg in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Sven Chojnacki, Vizepräsident für Studium und Lehre und Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. „Wir wollen mit den Studierenden und allen Beteiligten ermitteln, was sie brauchen, was heute wichtig ist für gute Lehre“, betont der Vizepräsident. Schließlich änderten sich die methodischen und wissenschaftsethischen Anforderungen an Studierende; und auch ihre Bedürfnisse seien abhängig von den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen, nicht zuletzt den sich wandelnden politischen, technologischen und ökologischen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen, erklärt Sven Chojnacki. Wer heute studiere, lerne anders als vor 20 Jahren.

Aber wie kann in Zukunft die Lehre aussehen, die sich stärker an den Bedürfnissen der Studierenden ausrichtet? Diese große Frage gehen Studierende, Lehrende und Hochschulbeschäftigte gemeinsam an. Lehrende sollten dabei nicht auf sich allein gestellt sein.

Beim Barcamp haben Studierende die Agenda gesetzt: Sie konnten eigene Themen einbringen, sich austauschen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.

Beim Barcamp haben Studierende die Agenda gesetzt: Sie konnten eigene Themen einbringen, sich austauschen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.
Bildquelle: DCAT

Für eine gute Lehre braucht es gute Ideen – von Lehrenden und Studierende

Im Mittelpunkt der Themenwoche standen Studierende und Lehrende: Bei einem Mitmach-Workshop – dem sogenannten Barcamp – setzten aber vor allem Studierende ihre eigene Agenda. Sie konnten Themenvorschläge einbringen, die spannendsten auswählen und in Gruppen ihr Wissen und ihre persönlichen Erfahrungen teilen – etwa über Vor- und Nachteile der digitalen Lehre, über bessere Feedback-Kanäle zwischen Studierenden und Lehrenden oder alternative und kreative Prüfungsleistungen. 

Dabei wurde schnell klar: Die Zukunft birgt einige Herausforderungen für die Hochschullehre. Wichtig ist es dabei, gemeinsam Lösungen zu finden. Dieser Aufgabe hat sich auch das Drittmittelprojekt Students' University verschrieben. Hier werden Lehrentwicklungsprojekte begleitet und gefördert, in denen Lehrende und Studierende gemeinsam Studierendenorientierung in der Lehre stärken und bessere Lern- und Lehrbedingungen schaffen.

Wie sich Lehre und Prüfungen künftig verändern könnten

Lehrende – Tutor*innen und Dozent*innen – haben die Aufgabe, Studierende beim Lernen bestmöglich zu unterstützen. Aber wie kann das gelingen? In einer didaktischen „Design-Werkstatt“, bei Podiumsdiskussionen zu den Themen „Gameful Learning“ und Tutorien sowie einer Gesprächsrunde über innovative Prüfungsverfahren wurden viele unterschiedliche Lehr- und Lernstrategien vorgeschlagen. Etwa eine Vorlesung im Podcast-Format oder ein Video-Projekt, bei dem Studierende als Prüfungsleistung ein wissenschaftliches Thema kreativ aufbereiten.

Mit ihrem spannenden Projekt „VetCam Berlin – Streaming aus dem tiermedizinischen Alltag“ gewann Fabienne Eichler den Posterwettbewerb der Themenwoche zur Lehre.

Mit ihrem spannenden Projekt „VetCam Berlin – Streaming aus dem tiermedizinischen Alltag“ gewann Fabienne Eichler den Posterwettbewerb der Themenwoche zur Lehre.
Bildquelle: DCAT

An cleveren Ideen aus der Hochschulgemeinschaft mangelt es auf jeden Fall nicht: Während der Themenwoche konnten Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der Freien Universität eigene Projekte und Vorschläge bei einem Poster-Wettbewerb vorstellen. Das Publikum stimmte online ab und wählte aus 21 Beiträgen den inspirierendsten aus. Gewonnen hat ein Projekt aus der Veterinärmedizin mit dem Titel „VetCam Berlin – Streaming aus dem tiermedizinischen Alltag“. Per Videoübertragung können Studierende Untersuchungen an Tieren live mitverfolgen und Fragen stellen, ohne persönlich vor Ort sein zu müssen. Konzipiert wurde das Projekt von Fabienne Eichler und Kolleg*innen vom Fachbereich Veterinärmedizin.

Die weiteren Posterbeiträge zu innovativen Lehrideen sind hier zu hören und zu sehen.

In der Lehre gilt es auch immer zu beachten, dass Studierende und Lehrende unterschiedliche Lebenserfahrungen und Wissensstände in den Hörsaal oder Seminarraum mitbringen. An der Freien Universität sollen diversitätssensible und diskriminierungskritische Lernräume geschaffen werden. In einem interaktiven Workshop-Format entwickelten Studierende, Lehrende und Interessierte dazu Ideen, wie beispielsweise die Einführung neuer Prüfungsformen für vielfältige Lerntypen oder eine Erweiterung von Fortbildungsangeboten mit dem Ziel, für eine vielfaltsorientierte Lehre zu sensibilisieren.

Die Unterlagen zum Workshop sind hier zu finden. 

Darüber hinaus beschäftigt ein weiteres hochaktuelles Thema die Universitätsgemeinschaft: der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). In einem Workshop wurden Chancen und Risiken diskutiert. Sicher ist, der Einsatz von KI wird die Lehre in vielerlei Hinsicht verändern –  und auch hier sind Studierende und Lehrende gefragt, sich über Erfahrungen auszutauschen und neue Konzepte zu entwickeln.

Hier mehr Informationen zum Umgang mit KI an der Freien Universität.

Themenwoche zur Lehre – Fazit

An vier Tagen konnten sich Studierende, Lehrende und Mitarbeitende intensiv über die Zukunft von Studium und Lehre austauschen – vier Tage, die viele Möglichkeiten boten, Ideen einzubringen, ins Gespräch zu kommen, sich zu vernetzen und einen Eindruck davon zu gewinnen, was studierendenorientierte Hochschullehre ausmachen kann und wie die Hochschule der Zukunft aussehen könnte. „Wir müssen uns an der Freien Universität als Lehr-Lern-Gemeinschaft verstehen und diese im konstruktiven Austausch miteinander entwickeln“, resümiert Vizepräsident Sven Chojnacki. Die Freie Universität brauche wissens- und selbstreflektierende Lehrende wie Studierende, die sich gemeinsam dafür einsetzen, diese Lehr-Lern-Gemeinschaft im Sinne akademischer und sozialer Integrität zu verbessern.

Weitere Informationen

Die Themenwoche zur Lehre fand 2023 zum zweiten Mal statt. Organisiert wurde sie vom Dahlem Center for Academic Teaching in Kooperation mit dem Center für Digitale Systeme der Universitätsbibliothek, der Toolbox Gender und Diversity in der Lehre sowie dem Programm "Qualifizierung für Mentoring und Tutoring" des Career Service. Zukünftig wird die Themenwoche zur Lehre einmal im Jahr ausgerichtet.

Links:

www.fu-berlin.de/sites/dcat/Themenwoche-zur-Lehre/Themenwoche-2023/index.html

Markt der Möglichkeiten: 
www.fu-berlin.de/sites/dcat/Themenwoche-zur-Lehre/Themenwoche-2023/Markt-der-Moeglichkeiten/index.html

Berichterstattung über das Lehr-Projekt von Vinícius Silva de Souza in der brasilianischen Online-Zeitung Metrópoles:
www.metropoles.com/distrito-federal/professor-do-df-conquista-2-lugar-em-premiacao-de-universidade-na-alemanha 

Kontakt:

Dr. Stefan Nessler, Dahlem Center for Academic Teaching an der Freien Universität Berlin, Telefon: +49 30 838 658 32, E-Mail: stefan.nessler@fu-berlin.de