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Maputo, Tirana, Saragossa

Auszubildende der Fachinformatik haben an der Freien Universität viele Möglichkeiten, Auslandserfahrung zu sammeln

08.09.2023

Südlicher Blick auf die Skyline von Maputo aus dem Ort Catembe. Eine Gruppe von Azubis reiste jährlich in die mosambikanische Hauptstadt, um dort beim Aufbau von IT-Systemen in Bildungseinrichtungen zu helfen.

Südlicher Blick auf die Skyline von Maputo aus dem Ort Catembe. Eine Gruppe von Azubis reiste jährlich in die mosambikanische Hauptstadt, um dort beim Aufbau von IT-Systemen in Bildungseinrichtungen zu helfen.
Bildquelle: Stefan Bavar 

An der Freien Universität hat im September das neue Ausbildungsjahr begonnen. 40 junge Menschen lernen Gärtner*in, Verwaltungsfachangestellte*n, Pferdewirt*in, Chemielaborant*in oder einen der weiteren Berufe, die an der Freien Universität angeboten werden. Stefan Bavar koordiniert die Ausbildung der Fachinformatiker*innen und berichtet im campus.leben-Interview, wie seine Azubis auch im Ausland Erfahrung sammeln.

Herr Bavar, was führt Auszubildende der Fachinformatik nach Mosambik?

Im Rahmen des Projekts MoçamBIT reist seit zehn Jahren jeden Herbst eine Gruppe von Azubis für zwei bis drei Wochen in die Hauptstadt Maputo, um dort beim Aufbau von IT-Systemen in Bildungseinrichtungen zu helfen. Unser Partner ist das Instituto Superior Dom Bosco, eine höhere Privatschule, die auch Lehrer*innen für Berufsschulen ausbildet. Wir sind über unseren Ausbildungsverbund Fachinformatik Berlin (afib) beteiligt, dazu gehören auch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, das Zuse-Institut Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Mosambik zählt zu den zehn am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in extremer Armut. Unsere Partnerschule bietet hervorragende Berufs- und Aufstiegschancen für Jugendliche, deren Eltern das Schulgeld irgendwie aufbringen können. Die IT-Räume sind gut ausgestattet, das Lehrpersonal zertifiziert. Davon konnte ich mich überzeugen, als ich im vergangenen Jahr die Gruppe begleiten und die dortigen Kolleg*innen kennenlernen durfte. 

Gruppenfoto mit Mitarbeitenden der Integration Group am Instituto Industrial de Maputo und Stefan Bavar (3.v. li.).

Gruppenfoto mit Mitarbeitenden der Integration Group am Instituto Industrial de Maputo und Stefan Bavar (3.v. li.).
Bildquelle: privat

Worin besteht das Projekt, was passiert jedes Jahr?

Auszubildende im zweiten Jahr können sich für das Projekt anmelden, die Teilnahme ist freiwillig. Meist sind zwei bis drei unserer vier bis fünf Azubis dabei. Gemeinsam mit der Schule in Maputo definieren sie ein Projekt, das sie während ihres Aufenthalts vor Ort abschließen können. Jedes Jahr gibt es ein neues Thema, zuletzt ging es darum, eine elektronische Bibliothek aufzubauen. Auf den Servern waren 50.000 PDF-Dateien mit Büchern und Lehrmaterial vorhanden. Das Material sollte so strukturiert und bereitgestellt werden, dass die Schüler*innen gezielt und bequem suchen und sicher darauf zugreifen können. In Berlin wird alles vorbereitet, vor Ort erfolgen Installation und Feinschliff. Dabei helfen natürlich die Kolleg*innen und Schüler*innen des Instituto Don Bosco. 

Und wie wird das Projekt finanziert und vergütet?

Für die ausführliche Vorbereitung opfern die Auszubildenden ihre Freizeit, für die Reise müssen sie aber keinen Urlaub nehmen, und auch Reisekosten und Unterbringung werden bezahlt. Das übernimmt in der Regel der Projektpartner GIZ, die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Die GIZ hat allerdings angekündigt, die Finanzierung in diesem Jahr aus Budgetgründen auszusetzen – und damit fällt leider auch die nächste Reise aus. Sponsoren sind zwar mit Sachspenden und kleineren Geldbeträgen dabei, das reicht jedoch nicht. Das ist sehr schade, aber wir hoffen, dass es im kommenden Jahr wieder weitergeht.

Eine ähnliche Kooperation haben wir mit einer Berufsschule in Tirana in Albanien. Auch da wackelt die Finanzierung seitens der GIZ, und wir werden uns nach neuen Fördertöpfen umsehen. Das Thema Green-IT ist gerade groß im Kommen, da sehe ich gute Chancen für einen Antrag auf Förderung.

Welche Erfahrungen nehmen die Azubis aus solchen Projekten mit? 

Bei der Vorbereitung in Deutschland lernen sie, selbstständig ihr Projekt zu planen und umzusetzen – fachlich, organisatorisch, verantwortlich, im Team. Von den Reisen kommen sie meist mit überwältigenden Eindrücken zurück. In Mosambik ist das Leben so viel anders als in Deutschland – das stimmt nachdenklich. Eine Tafel Schokolade ist dort für die meisten Menschen ein Luxusgut. Dennoch werden wir sehr herzlich aufgenommen, haben uns wohl gefühlt und hatten nie den Eindruck, in Gefahr zu sein. Auf den Reisen sind dauerhafte Freundschaften entstanden. Über WhatsApp helfen wir auch mal aus der Ferne, wenn Projekte längst abgeschlossen sind.

Über die Berufsschule können die Auszubildenden außerdem am Erasmus+-Programm teilnehmen, etwa ein Drittel der Azubis ergreifen diese Chance. Der letzte Jahrgang war für zwei Monate in Saragossa in Spanien, die Jahrgänge davor in Belfast, Dublin und auf Malta. Dort arbeiten sie in mittleren und kleineren Betrieben, lernen das Land und die Kultur kennen. Auch Sprachreisen werden über die Berufsschule angeboten. 

Erhöhen solche Stationen im Lebenslauf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Nach einem erfolgreichen Abschluss müssen sich unsere Fachinformatiker*innen kaum Sorgen machen, dass sie keinen Arbeitsplatz finden. In den drei Ausbildungsjahren sammeln sie nicht nur Projekt- und Auslandserfahrung, sondern erwerben auch bis zu 20 Zertifikate in gesonderten Lehrgängen. Das macht jeden Arbeitgeber happy. Auch die Freie Universität macht ihnen nach dem Abschluss häufig ein Einstellungsangebot und bietet gute Aufstiegschancen. Und während dieser fundierten und abwechslungsreichen Ausbildung verdienen sie auch noch Geld. Da möchte ich fast selbst noch mal jung sein. 

Weitere Informationen

Weitere Informationen

Derzeit bildet die Freie Universität Berlin in zwölf Berufen nach dem dualen System (Berufsschule und Praxis) aus:

  • Chemielaborantin/Chemielaborant
  • Elektronikerin/Elektroniker (nächste Einstellung 1.9.2025)
  • Fachinformatikerin/Fachinformatiker
  • Fachangestellte/Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste
  • Gärtnerin/Gärtner
  • Pferdewirtin/Pferdewirt
  • Sport- und Fitnesskauffrau/-mann
  • Tiermedizinische/r Fachangestellte/r
  • Tierpflegerin/Tierpfleger
  • Tierwirtin/Tierwirt (Fachrichtung Imkerei)
  • Veranstaltungskauffrau/-mann
  • Verwaltungsfachangestellte/Verwaltungsfachangestellter

Das nächste Ausbildungsjahr beginnt am 1. September 2024. Interessierte schicken ihre Bewerbungen per E-Mail bis zum 31.12.2023 im Format PDF an: ausbildungsleitung@fu-berlin.de oder per Post an die: Freie Universität Berlin, I C 3, Rudeloffweg 25/27, 14195 Berlin.