Kick-Off Your Doctorate – Kostenloses Angebot der Berlin University Alliance
Angesprochen sind Promovierende aller Fachrichtungen in den ersten sechs Monaten ihrer Promotion. Bei einem Retreat erhalten sie unter anderem Tipps zur Selbstorganisation und Möglichkeiten zur Vernetzung
17.02.2025
60 Promovierende waren Ende 2024 im englischsprachigen Programm und im Anschluss 60 Promovierende im deutschsprachigen Programm für jeweils zwei Tage im Seminaris SeeHotel in Potsdam.
Bildquelle: Tilo Bergemann
„Warum das Ei?“, fragten sich nicht wenige der Teilnehmenden des „Kick-Off Your Doctorate“ Retreats zu Beginn der Veranstaltung. Neben Unterlagen fand sich nämlich ein Mini-Wecker in Ei-Form auf dem Platz aller Teilnehmenden. Trainerin Amanda Wichert hatte Antworten, die mit einem Augenzwinkern in den Fokus rückten, wie wichtig Zeitmanagement für Promovierende ist: „Was ihr damit machen könnt? Die Zeit einstellen, die ich durcharbeiten will. Die Zeit einstellen, die ich für die Pause einplane. Die Zeit einstellen, wie lange meine Nudeln kochen sollen.“ Schnell war so das Eis gebrochen zwischen den Teilnehmenden, Promovierenden von den vier Institutionen der Berlin University Alliance (BUA).
„Nicht alle Promovierenden wissen, dass ihnen alle Weiterbildungsangebote der vier Partner der BUA offenstehen“, sagt Aleksandra Skoric, Referentin „Graduate Studies Support“ von der Dahlem Research School der Freien Universität, die die Veranstaltung gemeinsam mit Bettina Bluhm von der TU (ZEWK) organisierte. Dieses sind die Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie die Charité – Universitätsmedizin Berlin. Der Sinn eines gemeinsamen Programms, um Graduierte zu unterstützen, des Graduate Studies Support Program (GSSP): den langen Weg von der Entscheidung zu promovieren bis zur Übergabe der Promotionsurkunde zu begleiten. Zu den Angeboten zählt der zweimal jährlich stattfindende Retreat „Kick-Off Your Doctorate“. Organisiert wird die Veranstaltung von den BUA-Partnern gemeinsam: Den Herbst-Retreat haben FU und TU auf die Beine gestellt, für den Frühlings-Retreat arbeiten HU und Charité zusammen.
Ein wichtiges Thema der Trainerin Dr. Marlies Klamt (li.) ist die Motivation auf dem Weg zur Promotion. Amanda Wichert hilft den Promovierenden dabei, die Finanzierung realistisch zu planen und Fördermöglichkeiten zu nutzen.
Bildquelle: Annette Leyssner
Ziel des Retreats ist es, Promovierenden den Einstieg in die Doktorarbeit zu erleichtern. Das Angebot der Vorträge und Workshops ist vielfältig: Wie organisiere ich mich? Wie achte ich auf meine mentale Gesundheit? Wie kann ich gut mit meinem Supervisor zusammenarbeiten? Das Angebot kam bei den Promovierenden gut an. Ismael Benkrama, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa-Institut der Freien Universität, will seine Doktorarbeit über Protestbewegungen schreiben. Er wünscht sich Tipps für einen „strukturierten Start“ seines Forschungsprojektes. Es sei natürlich schön, sich seine Zeit eigenverantwortlich einzuteilen, leicht sei es allerdings nicht, die optimale Tagesstruktur zu finden, hat Ismael Benkrama festgestellt. Er ist während der Kaffeepause in angeregtem Gespräch mit Eike Osmers von der Technischen Universität, der eine Doktorarbeit in Elektrotechnik schreibt. Er ist besonders an den vielfältigen Möglichkeiten zur Vernetzung interessiert – auch über seine Uni und seinen Fachbereich hinaus. Das liegt nahe. „Mein Thema lautet: Kann Schlaf durch bestimmte Töne verbessert werden? Um das zu erforschen, arbeite ich bereits mit dem Bereich Schlafmedizin der Charité zusammen“, sagt Eike Osmers.
„Kontakte aufbauen gerade über die Grenzen der eigenen Uni oder des eigenen Fachs, liegt uns besonders am Herzen“, sagt Dr. Karolin Sengebusch. „Jedes Jahr beginnen an den Häusern der BUA etwa 1500 Männer und Frauen ihre Promotion“, sagt die Referentin des GSSP der Humboldt-Universität. Während einer Promotion sei ein höheres Maß an Selbstmotivation erforderlich als während des Studiums. „Es ist wichtig, mit jemandem in derselben Situation reden zu können.“ Das findet auch Trainerin Amanda Wichert: „Der oder die neue Bekanntschaft könnte auch zum Accountability Buddy werden, also zu jemandem, der darauf achtet, dass es bei meiner Promotion vorangeht, indem man sich zum Beispiel gegenseitig an selbstgesteckte Termine erinnert.“
Organisieren das Graduate Studies Support Program: Karolin Sengebusch (Humboldt Graduate School), Bettina Bluhm (ZEWK, TU), Aleksandra Skoric (Dahlem Research School), Nicole Bornheim-Gallmeister (Charité Graduate Studies Support)
Amanda Wichert vermittelte auch Informationen über die Situation von Promovierenden in Deutschland. So läge die Durchschnittszeit, um eine Doktorarbeit in Deutschland zu vollenden, bei 5,7 Jahren – Medizin-Promotionen ausgenommen. Daher sei es wichtig, auch die Finanzierung realistisch zu planen. „Die meisten Promovierenden benötigen für ihre Arbeit letztlich ein halbes Jahr länger, als sie ursprünglich eingeplant hatten“, gab Amanda Wichert zu bedenken. Sie stellte mehrere Fördermöglichkeiten vor.
Das Kernthema der Trainerin Dr. Marlies Klamt war Motivation. Anders als in anderen Ländern sähen es deutsche Betreuerinnen und Betreuer weniger als ihre Verantwortung, „ihre“ Promovierenden zu einem Abschluss zu bringen. Daher klagten gerade Promovierende aus dem Ausland öfters über das, was sie als mangelndes Interesse deuten. Eigenmotivation und Eigeninitiative en also in besonderem Maß gefragt. „Man soll sich von Anfang an klarmachen – wieso will ich den Titel?“, sagte Dr. Marlies Klamt. „Ist ein Doktortitel Voraussetzung dafür, dass ich meinen Traumjob bekomme? Ist es, weil das in meinem Umfeld so üblich ist? Oder bin ich da vielleicht eher hineingestolpert, weil ich nicht recht wusste, was ich machen sollte?“ Innere Motivation hieße: „Ich mag den Prozess, zum Beispiel Datenanalyse. Ich mache etwas, weil ich es machen will.“ Bei äußerer Motivation hingegen wolle man das Ergebnis, also den Titel, weil ich dann beispielsweise mehr Geld verdienen kann oder gesellschaftlich mehr mehr Anerkennung erfahre. Innere und äußere Motivation seien beide legitim, man solle sich diese aber sehr klar machen. Dann falle der Weg leichter, unterstützt durch neue Weggefährten oder besserer Zeitdisziplin dank des BUA-Ei-Weckers.
Weitere Informationen
Die Kick-Off-Events für neue Promovierende finden wieder vom 24. bis 26. März (auf Deutsch) und vom 26. bis 28. März (auf Englisch) in einem Tagungshotel in Sommerfeld (Brandenburg) statt. Anmeldungen sind noch möglich!
Weitere Informationen gibt es auf der Kick-Off-Seite der Berlin University Alliance.