Springe direkt zu Inhalt

„Näeme varsti, Tallinn! Bis bald, Tallinn!“

In ihrer dritten und letzten Post aus Tallinn blickt Elena Schulz-Ruhtenberg zurück auf ihr Erasmus-Semester in Estland

10.02.2020

Von einer Aussichtsplattform aus blickt Elena Schulz-Ruhtenberg auf die Tallinner Altstadt und auf ein spannendes Erasmus-Semester zurück.

Von einer Aussichtsplattform aus blickt Elena Schulz-Ruhtenberg auf die Tallinner Altstadt und auf ein spannendes Erasmus-Semester zurück.
Bildquelle: privat

„The times we had“ – diesen Spruch, der an eine Hauswand geschrieben steht, findet man, wenn man eine der zahlreichen Aussichtsplattformen erklimmt, von der aus man die Altstadt und den Hafen von Tallinn überblicken kann. Unser Stadtführer hat erzählt, dass er dort stehe, um die Esten zu ermahnen, ihre noch recht junge Freiheit nach langer Zeit der Fremdherrschaft mit Bedacht zu nutzen. Mich wiederum erinnert er jetzt an die vielen tollen Erfahrungen und neuen Freundschaften aus meinem Semester in Tallinn. In diesem letzten Artikel möchte ich deshalb nicht nur von den letzten Wochen berichten, sondern auch eine kurze Bilanz ziehen.

Der Weihnachtsmarkt in Tallinn

Der Weihnachtsmarkt in Tallinn
Bildquelle: privat

Seit November sind die Temperaturen in Tallinn in den einstelligen Bereich gefallen. Gleichzeitig war es aber nicht kalt genug, damit der Regen zu Schnee werden konnte. Dank Glühwein, Schlittschuhlaufen und Lichterketten in den Bäumen kam aber trotzdem etwas Weihnachtsstimmung auf.

Die Adventszeit habe ich auch genutzt, um mir die lettische Hauptstadt Riga anzusehen, die flächenmäßig fast doppelt so groß ist wie Tallinn und die größte Stadt im Baltikum. Die Straßen sind breiter, die Altstadt ist weitläufiger – und trotzdem hat auch Riga durch die vielen mittelalterlichen Gebäude und die Lage direkt am Fluss Düna (lettisch: Daugava) einen einzigartigen Charme.

Auf dem Rathausplatz in Riga erinnert noch ein Berliner Bär an die Ausstellung der 149 „United Buddy Bears“ zum Jubiläum der lettischen Staatsgründung 2018.

Auf dem Rathausplatz in Riga erinnert noch ein Berliner Bär an die Ausstellung der 149 „United Buddy Bears“ zum Jubiläum der lettischen Staatsgründung 2018.
Bildquelle: privat

Auf dem Weihnachtsmarkt in Riga werden Fleisch und Suppe auf mittelalterliche Art zubereitet.

Auf dem Weihnachtsmarkt in Riga werden Fleisch und Suppe auf mittelalterliche Art zubereitet.
Bildquelle: privat

Wie schon in meinem ersten Erasmussemerster hielt ich mich auch diesmal viel unter internationalen Studierenden auf, und in meinen Kursen aus dem Bereich Internationale Beziehungen hatte ich viel mit Masterstudierenden aus Kamerun und Nigeria zu tun. Keiner von ihnen konnte über die Weihnachtsferien einfach nach Hause zur Familie fahren. Einige haben mir erzählt, dass sie in ein anderes europäisches Land reisen wollten. Durch diesen Perspektivwechsel in solchen Gesprächen ist mir klar geworden, wie klein Europa ist; wie einfach es ist, spontan für ein paar Tage ein fremdes Land zu bereisen und welche Privilegien ich allein durch einen europäischen Pass besitze.

Ein letzter Blick auf Tallinn vom Flugzeug zurück nach Berlin.

Ein letzter Blick auf Tallinn vom Flugzeug zurück nach Berlin.
Bildquelle: privat

Der Austausch mit Studierenden aus so vielen verschiedenen Ländern hat mein Erasmus-Semester vor allem zu einer kulturellen Bereicherung gemacht. Ich werde im kommenden Jahr nach Tschechien und Belgien fahren, um Freunde zu besuchen, die ich in Tallinn kennengelernt habe. Gleichzeitig kam es mir manchmal wie eine Herausforderung vor, auch mit estnischen Kommilitoninnen und Kommilitonen in Kontakt zu kommen – also aus der „Bubble“ internationaler Studierenden herauszukommen. Deshalb ist mein Rat an alle zukünftigen Erasmus-Studenten, aktiv den Kontakt zu „Einheimischen“ zu suchen, zum Beispiel über Sportgruppen oder ein Ehrenamt in und außerhalb der Universität.

Ich musste mich immer wieder motivieren, meine Freizeit trotz Unialltag proaktiv zu gestalten. In den vielen Geschichts- und Kunstmuseen, die Tallinn zu bieten hat, konnte ich viel über das Land lernen. Durch die Kurztrips durch Estland und die Ausflüge nach Sankt Petersburg, Helsinki und Riga habe ich Eindrücke von der gesamten Region gewonnen. Und ich kehre bald nach Tallinn zurück, um dort Freunde wiederzutreffen. Ich bin schon sehr gespannt, ob und wie der Aufschwung und die Progressivität die Stadt bis dahin verändert haben werden.

Weitere Informationen

Das war die letzte Post von Elena Schulz-Ruhtenberg aus Tallinn! Sie ist eine von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten, die Artikel aller Autorinnen und Autoren finden Sie hier.

Hier lesen Sie die erste und zweite Post von Elena Schulz-Ruhtenberg. Auf Englisch finden Sie sie hier und hier.